Zwei Beiträge von Erwin, welche das komplexe Themenfeld von Bibel und Historie betreffen, haben mich motiviert, dies hier zu diskutieren, da ich denke, dass es gut in diesen Thread passt, da es in meiner "3. Säule des Glaubens" um die Bibel geht.
@Pluto
Oder wäre hierfür ein neues Thread besser geeignet?
Zitat aus
Zeugen Jehovas- eine gefährliche Sekte?
R.F. hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Darf ich fragen, in welcher Zeit Deiner Erkenntnis nach Moses zu datieren ist?
1. Könige 6,1 (Luther):
Im vierhundertundachtzigsten Jahr nach dem Auszug Israels aus Ägyptenland, im vierten Jahr der Herrschaft Salomos über Israel, im Monat Siw, das ist der zweite Monat, wurde das Haus dem HERRN gebaut.
Salomo begann mit dem Bau des Tempels um das Jahr 960 v. Chr. Daraus folgt, dass der Exodus um das Jahr 960 + 480, also um 1440 v. Chr. stattfand.
Ich sehe keinen Grund, den Angaben nicht zu vertrauen, zumal die profane ägyptische Geschichte arg konstruiert ist, im wesentlichen auf den Königslisten von Abydos und Sakkara und dem Werk des Priesters Manetho Aegyptiaca basiert. Die verbliebenen Fragmente von Manethos Werk nutzten Flavius Josephus, Iulius Africanus und Eusebius für ihre Darstellungen der ägyptischen Geschichte...
Laut Wikipedia bestand das Alte Reich der Ägypter von 2700 bis 2200 v. Chr. Gem. der biblischen Chronologie würde die Sintflut somit mitten in dieser Zeitspanne fallen.
Sind die alten Kulturen wirklich so alt, wie allgemein angenommen wird? Woraus stützen sich diese Angaben?
Soweit ich weiß, stützen sich die Historiker auf die von Dir genannten ägyptischen Königslisten, dem Turiner Papyrus, dem Palermo-Stein (der über die ersten fünf „Dynastien“ berichtet) und weitere fragmentarische Steininschriften.
Eine wichtige Quelle sind die ebenfalls von Dir erwähnten Aufzeichnungen des ägyptischen Priesters Manethos (3. Jh. v. Chr.), mit deren Hilfe die Liste der Könige des „Alten Reiches“ und des „Neuen Reiches“ chronologisch in 30 Dynastien geordnet wurden. Wie Zuverlässig sind die Angaben über ihre Regierungszeit?
Sicher ist Ägypten älter als 4000 Jahre (dies bestätigt ja sogar die Bibel).
Zitat aus
Betrachtung der Welt und ihre mögliche Deutung als Schöpfung.
R.F. hat geschrieben:Dass die ägyptische für Zeit des Exodus und der folgenden Jahrhunderte weiße Flecken aufweist - so jedenfalls die Meinung früherer Historiker - lässt sich mit der im AT überlieferten Geschichte Israels nach der Landnahme erklären.
Dass es in turbolenten Zeiten zu weißen Flecken kommen kann, ist für mich durchaus nachvollziebar. Im dreißigjährigem Krieg wurden viele Aufzeichnungen vernichtet, daher können die Vorfahren oftmals nur bis zum Krieg zurückverfolgt werden - jedenfalls, wenn ich meinem alten Deutsch-Lehrer glauben schenken darf.
R.F. hat geschrieben:-2.000 steht für 2.000 v. Chr. Ich ging aufgrund folgender Überlegungen weitere 1.000 Jahre, also auf 3.000 v. Chr. zurück:
Hat man den biblischen Zeitrahmen und die Geschlechtsregister akzeptiert, ist die Schlussfolgerung naheliegend, dass vorflutliche Menschen wahre Datenbanken mit unglaublichen Mengen an Daten waren. Ihre hohen Alter machten wahrscheinlich schriftliche Aufzeichnung zunächst überflüssig. Ich schätze aber, dass man nach dem Ableben der ersten Menschen langsam zur Feder griff, um Grundlegendes festzuhalten, eben Genesis Kapitel 1-4 und Teile von Genesis Kapitel 5.
Dies würde dann die ersten drei Urgeschichten umfassen:
1.
Tóle-dhód der Himmel und der Erde (Genesis 1:1-2:4), Schöpfungsbericht - die „Schöpfungswoche“ beginnt erst in Genesis 1:3, denn die ersten beiden Verse umfassen die unbestimmte Urzeit, die sog. â€×‘ְּרֵ×שִ×ית‎ -
Bere'schÃth (rund ein Kapitel)
2.
Tóle-dhód Adams (Genesis 2:5-5:2) - Urgeschichte der Welt (rund 3 Kapitel)
3.
Tóle-dhód Noahs (Genesis 5:3-6:9) - vorsintflutliche Zeit, mit Berichten über den ersten Propheten Henoch und die Zeit der Nephilim (rund ein Kapitel)
Folge ich Deiner bibeltreuen Sichtweise, könnte die Urgeschichten vielleicht über folgendem Weg überliefert worden sein: Methusalah, welcher der Bibel zurfolge im Jahr der Sintflut starb (vermutlich an Altersschwäche), könnte über Noahs Sohn Sem (dem Urvater der Semiten) die Urgeschichte an Abrahams Sohn Isaak überliefert haben. Die Patriarchen könnten ihre Sippengeschichte auf Keilschrifttafeln niedergeschrieben haben.
So mag sie über seinen Sohn Levi zu Aram und schließlich zu dessen Sohn Moses gelangt sein.
Das bemerkenswerte am Buch Genesis ist, dass es in zwölft Geschichten gegliedert ist. Die Überleitungen zu diesen Geschichten wird elf mal durch das hebräische Wort
Tóle-dhód (תולדות) gekennzeichnet, welcher sich schwerlich eindeutig übersetzen lässt. Dieses Wort kann
Ursprung oder
Geschlechter bedeuten.
In der King James-Bibel wird dieser Begriff mit
generations (Generationen oder Geschlechter) übersetzt.
Allerdings steht dieses Wort auch in Genesis 2:4 und die Übersetzung
„dies sind die Geschlechter des Himmels und der Erde“ ist natürlich nicht besonders sinnvoll. Treffender ist daher der Begriff
Erzeugung, was sowohl auf eine schöpferische Erzeugung, wie auch auf eine Genealogie verweisen kann.
Es ist durchaus denkbar, dass der Ausdruck
Tóle-dhód auf ein Kolophon verweis, welches den darin genannten Namen als den Besitzer oder Schreiber einer bereits vorliegenden Urkunde, vermutlich in Form einer Keilschrifttafel, kennzeichnet. Demnach wären es die Abschlüsse der jeweiligen Geschichten. Allerdings bilden sie im zusammengestellten Text der Genesis auch hervorragende Überleitungen (gewissermaßen Überschriften) für die anschließenden Geschichten. [Erzählung über Jospeh (Gen 37:2-50:26) ist die letzte im Buch Genesis und schließt nicht mit dem Begriff
Tóle-dhód ab. Vielleicht wurde dies ja auf Papyrus überliefert.]
Zu Beginn des Matthäus-Evangeliums findet sich hierzu eine interessante Parallele, denn der Evangelist leitete in Matthäus 1:1 sein Evangelium gem. Luther mit den Worten ein:
Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. … (darauf folgt eine jüdische Genealogie).
Matthäus verwandte an dieser Stelle das griechische Wort
Genéseós (γενÎσεως), das in seiner Bedeutung dem hebräischen Ausdruck
Tóle-dhód entspricht.
Hier wird meiner bescheidenen Meinung nach auch der jüdische Charakter des Matthäusevangeliums deutlich, welches sich im Unterschied zu den anderen Evangelien vorwiegend an Juden richtete. (Möglicherweise schrieb Matthäus sein Evangelium zuerst in Hebräisch, jedenfalls soll gem. dem Werk
De viris illustribus Hieronymus im vierten Jahrhundert eine hebräische Urversion des Evengeliums vorgelegen haben.)