Pluto hat geschrieben: Darum bitte ich einen Experten in Spiritualität (DICH) mir zu zeigen wo ich suchen soll. Da du es nicht kannst, muss ich annehmen, dass du es auch nicht weißt.
Das ist bei jedem anders.
Ich kenne Leute, die rein über das Herz spirituell sind. Andere sind es eher geistig-intellektuell. - Ich kann Dir allenfalls sagen, wie es bei mir funktioniert hat:
Irgenwann habe ich mir die Frage gestellt, was Wahrheit ist und mir überlegt, welche Eigenschaften sie haben müsste, dass alle Fragen ohne Rest beantwortet sind - diese Wahrheit habe ich behelfsweise als "Gott" bezeichnet (hatte überhaupt nichts mit dem christlichen Gott zu tun). Meine Antwort war (ich raffe diesen Findungs-Prozess), dass Wahrheit nur sein kann, wenn jegliche Dialektik aufgehoben ist.
Daraus erschloss sich zwingend, dass alles in der Zeit NICHT die Wahrheit sein könne, weil Zeit untrennbar mit Entwicklung verbunden ist, Entwicklung aber untrennbar mit Dialektik verbunden ist - also musste die Wahrheit über-zeitlich sein (wobei dies wörtlich zu verstehen ist: Ein Sein, das über der Zeit steht, also selbst nicht zeit-unterworfen ist). - Da aber Materie nicht ohne Zeit sein kann (siehe Relativitäts-Theorie), konnte die Wahrheit auch nicht in der Materie sein. - Somit gab es einige wichtige Ausschluss-Kriterien. Mit dieser selbst-erworbenen Erkenntnis bin ich in die einschlägige Literatur und habe festgestellt, dass von der Bibel bis Hegel (andere auch) nichts anderes steht (weil es einfach logisch ist - trotzdem hat es mich gefreut).
Das klingt jetzt sehr philosophisch (und ist es wohl auch), aber das war nicht alles. Denn es gibt da noch so etwas wie einen geistigen Instinkt, der einen im Geistigen zuhause sein lässt. - Ich weiß nicht, ob Du das kennst: Man hört (besonders) Bach (auch andere) und weiss geistig-instinktiv sofort, was da los ist. - Man liest Aischylos oder Racine oder Shakespeare und weiss irgendwann (wenn man kapiert, wessen Geistes sie sind), was auf der nächsten Seite kommt. - Oder man hört Wagner und kann nichts anders tun, als zuzuhören oder sich wegzureißen. - Das sind Kräfte.
Besonders hilfreich war hierin meine Frau, die eine spirituell tief verankerte, aber unintellektuelle Christin ist. - Immer wenn ich zu intellektuell-geistigen Ergebnissen kam (beispielsweise: "Leid ist die Antithese zu Hass" -
spielt jetzt thematisch keine Rolle - nur als beliebiges Beispiel), hat sie ihren inneren Blick aktiviert und "Ja" gesagt - wenn ich zur Absicherung gefragt habe, warum, kam ein eher belästigtes "Es ist so - warum fragst Du warum?". - Oder wenn ich Wagner gehört habe, hat sie mich gebeten abzuschalten, weil sie das Dämonische dieser Musik bedroht hat. - Mit anderen Worten: Meine Frau und ich kommen in der Regel in geistigen Dingen auf vollkommen unterschiedlichen Wegen zum selben Ergebnis.
In diesem Zusammenhang habe ich oft erlebt, dass sehr gläubige Christen (ich rede nicht von glaubensgemeinschaftlichen Stalinisten) mit Volksschulabschluss geistig hoch anspruchsvolle Aussagen sofort verstehen - weil sie es fühlen. Da sind sie weit besser als ich - meine Rolle scheint dagegen zu sein, den Geist mit dem Intellekt (oder via Musik) zu begreifen. Und so ist jeder anders.
Empfehlen würde ich jedem, sich frei zu machen von Konventionen - seien es gesellschaftliche oder methodische. - Einfach (ohne Leistungsdruck) in sich reinhören und es als Phänomen zulassen (ohne sich darüber zu zermartern, ob das jetzt "Täuschung" ist oder nicht). - Wahrheit ist zwar universal, aber trotzdem nicht objektiv und auch nicht interaktiv. - Wahrheit geht nie über Bande - das ist der Fehler Kains, der sein Verhältnis zur Wahrheit über Abel definiert. - Der Komparativ ist immer satanisch (als Synonym für Un-Wahrheit).
So - das war jetzt vorbereitungslos und spontan gesprochen. - Ich kann nicht beurteilen, wieviel davon verständlich ist.
