Magdalena61 hat geschrieben:Meinst du, Genuß- und Lebemenschen lassen sich da verpflichten? Wenn sie ihre Versprechen genauso zuverlässig halten und eingegangene Verpflichtungen ebenso ernst nehmen, wie viele Politiker mit aufklärendem Beispiel vorangehen... dann gute Nacht.
Das Bedürfnis zu helfen, sich in Gemeinschaft geborgen zu fühlen, Stabilität zu erfahren ist nichts, wozu man Menschen "verpflichten" muss, sondern etwas, was Menschen von sich aus und sehr gerne tun, wenn man sie denn lässt.
Leider sind die Strukturen unserer Welt - von Gesetzen bis zur Architektur - eher geeignet, dieses normale Empfinden und Bedürfnis zu zerstören. Die Rahmenbedingungen für Politiker gehören oft dazu: einmal gewählt, ein vergoldetes Leben, viele Privilegien und Rechte, aber niemandem, dem man immer wieder Rechenschaft ablegen muss (nein, alle vier Jahre eine Wahl ist eindeutig zu wenig)
Wenn Experimentierfreude und der schnelle Lustgewinn zum Maßstab menschlichen Handelns werden- warum sollte jemand dann, nach x Jahren, noch in ein Projekt investieren, das ihn schon lange nicht mehr interessiert?
Wer sagt denn, dass der schnelle Lustgewinn zum Massstab menschlichen Handelns werden soll, wenn die Ehe in der heutigen Form abgeschafft wird?
Oder auch: glaubst du, dass Leute, die Kinder haben ohne verheiratet zu sein, es an Stabilität und Verantwortungsgefühl mangelt? Entschuldige, das ist grosser Unsinn. Eltern schauen für ihre Kinder, weil Kinder ihnen wichtig sind - und das gilt sogar für Eltern mit grossen Problemen - und nicht, weil sie dazu gezwungen werden müssen. Es ist menschlich, für Kinder da zu sein. Egal unter welchen Rahmenbedingungen.
Darüber nachdenken kann man ja. Aber nicht gleich die Gesetzesgrundlagen ändern.
Warum nicht? Wenn die alten Gesetze nicht mehr passen, braucht es neue Gesetze. Gesetze sind ein Bild der aktuellen Gesellschaft und nicht in Stein gemeisselt. Schliesslich handelt es sich um menschliche Gesetze, nicht göttliche Gesetze.
Der in den letzten Jahrzehnten zu beobachtende krasse Zerfall der Familienverbände wird noch Folgen haben.
nein, die Folgen sind schon längst da. Zum Beispiel die zunehmende Anzahl an psychischen Krankheiten, die hier und jetzt schon vorhanden ist.
Die Idee der Kleinfamilie war womöglihc für eine gewisse Zeit eine gute Idee, aber zu mehr als eine Übergangsphase taugt sie nicht. Wir brauchen Modelle, die sich an der Grossfamilie orientieren - wobei es nicht notwendig ist, dass diese neuen "Familien" blutsverwandt sind. Es können gern auch Wahlfamilien sein, in einem grossen Haushalt. mit gemischten Bewohnern, allen Altersgruppen, gegenseitiger Unterstützung.
Ich meinte: Wer abnormale soziale oder sexuelle Neigungen/ Begierden hat, der kann dann, anstatt diese anzugehen und sich eventuell in Therapie zu begeben, seine Sünden/ seine Verpeiltheit unter staatlicher Aufsicht ausleben.
Ich frag jetzt lieber nicht, welche sexuellen Neigungen deiner Meinung nach "abnormal" sein sollen...

Was mich betrifft, gehe ich davon aus, dass alles in Ordnung ist, was zwischen einvernehmlichen Erwachsenen geschieht und es mich nichts angeht, was andere Leute in ihrem Bett alles so treiben.
Aber mir ist immer noch völlig unklar, wieso eine Veränderung der Gesetze zur Ehe zu sexueller Zügellosigkeit und eben dieser, äh, "Abnormität" führen soll.
Eine Frau reicht nicht? Kein Problem. Wir machen einen Dreier oder sonst etwas Kreatives und werden noch steuerlich gefördert.
Nein, das wird doch nicht staatlich gefördert.
Aber einen Dreier und so weiter kann man heute schon problemlos organisieren, wenn man das will. Wir haben zum Glück diese Freiheit.
Die "normalen" Bedürfnisse sind "legal", und da sollte man das Wort des Paulus vielleicht einfach beherzigen und Fakten schaffen, wie z.B. eine Ehe.

-- Aber heute sind die Ansprüche so hoch... man will sich nicht festlegen, man sieht davon ab, sich lebenslang auf einen (einzigen) Parter fokussieren. Es könnte ja "noch etwas Besseres" geben, und da möchte man dann nicht an einen "mittelmäßigen" und vielleicht bisweilen nervigen, anstrengenden Partner gebunden sein.
Ich sehe die Ehe etwas weniger locker als Paulus und würde besonders jungen Menschen nicht raten, eine Ehe einzugehen, wenn das einzige Motiv ist, die sexuellen Begierden abzubauen. Dann lieber einen Partner oder eine Partnerin ohne Ehe, besonders wenn man nicht sofort Kinder will. Heute ist ja der einzig wirklich gute Grund, zu heiraten, dass man Kindern einen bestimmten legalen Schutz geben will...
Ausserdem stelle ich fest, dass ich, die ich nie verheiratet war, sowohl zum aktuellen Partner wie zum ehemaligen Partner eine bessere, offenere, verbindlichere Beziehung führe, als so viele, die sich mal Treue vor einem Altar geschworen haben, und ich mich weder vor Gott noch vor den Menschen dafür schämen muss, wie ich diese Beziehungen gestalte, inklusive Nervigkeit und Anstrengung. Was ich längst nicht von allen Eheleuten in meinem Bekanntenkreis so behaupten kann.
Und schon gar nicht in guten UND in schlechten Zeiten.
Das Nicht-Heiraten hat mich nie daran gehindert, in schlechten Zeiten zu den Menschen zu halten, die ich liebe.
Und zwar, weil ich das will und für richtig halte; und nicht, weil ich mich durch ein Ritual oder durch gesellschaftliche Zwänge dazu verpflichtet fühle, obwohl ich es im Grunde gar nicht will.
Wie sieht es denn bei dir aus: würdest du denn bei nächster Gelegenheit mit dem Pöstler durchbrennen, wenn du nicht durch Schwüre und Verträge gebunden wärst? Sind die Konventionen und die Versprechen alles, was deine Ehe am laufen hält? - ich hoffe doch nicht!
Irrtümer und falsche Lehren sind nicht beispielhaft/ allgemeingültig.
nein, aber sie wirken trotzdem verheerend im Fall eines Falles, und gerade bei den Freikirchen ist es leider so, dass viele ein extrem vermurkstes Verhältnis zu Sex haben.
grüsse, barbara