Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:1. Unwahrscheinlichkeit ist nicht auf den transzendenten Bereich übertragbar (Kategorienfehler)
2. Indizienlose Willkürlichkeit ist ungleich indiziengestützem Glaubensbekenntnis
Halman hat geschrieben:Eher ermüdend.

Warum postest du solche Behauptungen, wenn du nicht willst, dass man sie hinterfragt?
Weil wir den transzendenten Bereich nur
glauben können, wir können ihn nicht erfassen. Als ermüdend empfinde ich, diesen Bereich so zu behandeln wie die naturalistische Welt - dies führt zu sinnleeren Endlosdebatten.
Die meisten Christen glauben, dass es einen jenseits unserer Welt liegende Welt gibt, die sie allgemein
Himmel (
heaven) nennen.
So ein Konzept lässt sich schwerlich physikalisch hinterfragen, da es außerhalb der Physik liegt. Es lässt sich auch nicht naturalistisch hinterfragen, da der Naturalismus so einen Glauben von vorn herein negiert. Wir können ihn nur religiös-theologisch diskutieren und philosophisch kritisch hinterfragen.
Pluto hat geschrieben:Also...
ad 1. Von welchem "transzendenten Bereich" sprichst du? Definiere bitte mal.
Hierbei möchte ich mich auf die Theologie von Karl Barth stützen. Die Zitate stellte mir vor einiger Zeit ein guter Freund (übrigens ein liberaler Christ), den ich allerdings nur über das Internet
kenne (was man da so "kennen" nennt) zur Verfügung.
Karl Barth nimmt u.a. Bezug auf die paulinische Rede in auf Areopag in Athen (
Apg 17:22-25).
Zitat von Barth - Der Römerbrief 1922:
Alle Göttlichkeiten, die diesseits der durch die Auferstehung gezogenen Linie bleiben, die in Tempeln wohnen, welche von Händen gemacht sind, und die von Menschenhänden bedient werden, alle Göttlichkeiten, die "jemandes bedürfen", nämlich des Menschen, der sie zu kennen meint (Appg 17, 24 - 25), sind nicht Gott. Gott ist der unbekannte Gott. Als solcher gibt er Allen Leben und Odem und alles. Und so ist seine Kraft weder Naturkraft, noch eine Seelenkraft, noch irgendeine von den höheren oder höchsten Kräften, von denen wir wissen oder möglicherweise wissen könnten, weder ihre oberste, noch ihre Summe, noch ihr Born, sondern die Krisis aller Kräfte, das ganz andere, an dem gemessen sie etwas sind und nichts, nichts und etwas, ihr erstes Bewegendes und ihre letzte Ruhe, ihr sie alle aufhebender Ursprung und ihr sie alle begründetes Ziel. Rein und überlegen steht die Kraft Gottes nicht neben und nicht ("supranatural") über, sondern jenseits aller bedingt-bedingenden Kräfte, nicht mit ihnen zu verwechseln, nicht an sie anzureihen, nur mit äußerster Vorsicht mit ihnen zu vergleichen. Die Kraft Gottes, die Einsetzung Jesu zum Christu, ist im strengsten Sinn Voraus-Setzung, frei von allem greifbaren Inhalt.
Der transzendente Schöpfergott, den Paulus verkündigte, ist sehr verschieden von den supernaturalistischen
Göttern der alten Griechen. Er liegt
jenseits unserer naturalistisch-physikalisch beschreibbaren Welt. Um ein Wort dazu finden, habe ich hierfür den Begriff
transnatural ersonnen.
In diesem Link kannst Du in sein Buch
Barth - Der Römerbrief 1922 reinschauen.
Karl Barth verwandte den Ausdruck supranatural, der m. W. übersinnlich bedeudet und verneinte, dass dies auf den jüdisch-christlichen Gott der Bibel zuträfe. Dieser Ausdruck ist mir nur in durch obiges Zitat von Barth bekannt. Kannst Du mir den Unterschied zu supernatural erklären?
Zitat von Barth - Der Römerbrief 1922:
Die Christusgemeinde kennt keine an sich heiligen Worte, Werke und Dinge, sie kennt nur Worte, Werke und Dinge, die als Negation auf den Heiligen hinweisen. Es bezöge sich alles "christliche" Wesen nicht auf die Heilsbotschaft, es wäre menschliches Beiwerk, gefährlicher religiöser Rest, bedauerliches Missverständnis, sofern es allenfalls statt Hohlraum Inhalt, statt ... statt Ausdruck des Entbehrens und der Hoffnung Ausdruck eines Habens und Seins sein wollte. Wollte es das, würde es aus Christus-tum zum Christen-tum, zu einem Friedensschluss oder auch nur zu einem modus vivendi mit der diesseits der Auferstehung in sich selbst schwingenden Weltwirklichkeit, so hätte es mit der Kraft Gottes nichts mehr zu tun. Das sog. Evangelium stünde in diesem Gedränge zwischen den anderen Welt-Religionen und Welt-Anschauungen. Denn auf die Befriedigung religiöser Bedürfnisse, auf die Herstellung wirksamer Illusionen über unser Wissen von Gott und besonders unser Leben mit ihm versteht sich die Welt sicher besser als ein sich selbst missverstehendes Christentum. Es wäre dann Anlass da, sich des Evangeliums zu schämen. Paulus aber meint die Kraft des unbekannten Gottes: "Was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört, was in keinem Menschen Herz gekommen ist." Darum schämt er sich des Evangeluums nicht.
Als Paulus den Griechen das Evangelium verkündete, bezog er sich dabei auf einen Altar, auf dem Stand:
Einem unbekannten Gott. Auf dem Areopag befanden sich auch einige epikureische und stoische Philosophen. Vielleicht erinnerten sie sich an Xenophanes. Er urteilte, dass die Götter durch die Stehlen und Dichtungen Homers zu sehr vermenschlicht wurden. Diese Götter boten dem Naturdichter, der durch den Verlust seiner Heimat gekränkt war, keinen Halt, denn die Götter handelten ebenso unsittlich, wie die Menschen und konnten so keine Vorbilder sein.
So erdachte Xenophanes einen neuen Gott, der frei von Begierden und ewig ist und die Welt durch seine Gedanken lenkt. Dieser "Philosophengott" hatte nur Spot für die uns so bekannten vermenschlichten Götter übrig.
Das ist wirklich bemerkenswert. Denn auch die jüdischen Propheten verkündeten einen ewigen Gott, einen allherrschenden Geist, der für die Götter/Götzen nur Spott übrig hatte. Der Prophet Jesaja treibt dies auf die Spitze, indem dort beschrieben wird, wie ein Mann aus dem Holz eines Baumes Brennholz macht und sich an dem Feuer wärmt. Aus dem Rest schnitzt er sich einen Götzen und betet zu ihm: "Rette mich!"
Xenophanes' "Philosophengott" scheint mir einige Parallelen zum biblischen Schöpfergott aufzuweisen.
Zitat von Barth - Der Römerbrief 1922:
Die Welt hört nicht auf Welt zu sein, und der Mensch bleibt Mensch, indem er es vernimmt. Ihm bleibt zu tragen die ganze Last der Sünde und der ganze Fluch des Todes. Keine Selbsttäuschung über den Tatbestand unseres Da-Seins und So-Seins! Die Auferstehung, die unser Ausgang ist, ist auch unsre Schranke. Aber die Schranke ist auch der Ausgang. Das Nein, das uns entgegentritt, ist das Nein Gottes. Was uns fehlt, ist auch das, was uns hilft. Was uns begrenzt, das ist neues Land. Was alle Weltwahrheit aufhebt, das ist auch ihre Begründung. Gerade weil Gottes Nein! ganz ist, ist es auch sein Ja! So haben wir in der Kraft Gottes den Ausblick, das Tor, die Hoffnung. Und damit die Richtung des schmalen Wegs auch in dieser Welt, die Möglichkeit immer den nächsten kleinen Schrit in "getroster Verzweiflung" (Luther) zu gehen.
Diesbezüglich verweise ich auf
Rö 8:18-24.