Selbstverwirklichung der Person in christlicher Sicht

[Rembremerding]

Das Stichwort Selbstverwirklichung wird heute gerne als Optimierung der eigenen Person auf Kosten anderer gesehen, als Ego-Trip. Oftmals scheitert die Selbstverwirklichung an der Kenntnis des eigenen Selbst.

Dem gegenüber steht das positive Bild von Selbstverwirklichung der Person in christlicher Sicht. Selbsterkenntnis entsteht hierin durch den Geist und ergibt die Person. Der Geist ist Gabe Gottes und Kanal für Gott, der selbst Geist ist. So wird aus der Person, die per se ist, für sich, eine Person, die mit Gott, der gleichfalls Person ist, kommunizieren und Gemeinschaft haben kann und zwar durch eine weitere Eigenschaft Gottes und des Geistes: der geistigen Liebe. Sie ist unendlich und wächst mit der Weitergabe.

Die Selbstverwirklichung der Person in christlicher Sicht entsteht durch Gabe von positiven Werten an seine Person. Dabei gibt es 6 Werte-Stufen, auf denen man sich selbstverwirklichen kann, die immer höher steigen hin zu Gott. Als Person hat man die Freiheit sich diese Werte anzueignen und sich nach oben zu schwingen, immer mit Beistand Gottes. Jede der Stufen ist aus christlicher Sicht gut, wenn sie die Liebe Gottes in sich trägt.

1. Sinnliche Werte
Wer sich diesen Wert aneignet, isst und trinkt gern gut, genießt das Leben in Lust. Diese Person ist ein Lebenskünstler und Genussmensch.
2. Vitale Werte
Diese Person achtet auf seine Fitness, auf seine Gesundheit, seine gesunde Ernährung. Sie ist der vitale Mensch.
3. Nützlichkeitswerte
Diese Werte machen eine Person zum Wissenschaftler, Techniker, Unternehmer. Man will entdecken, forschen, erkennen, verändern.
4. Menschliche Werte
Sie bilden in einer Person Charakter, Liebe in erhöhter Form, Gerechtigkeit und Treue. Sie verleihen einer Person Tugenden und man wird zum charaktervollen, liebevollen und sozialen Menschen.
5. Geistige Werte
Durch sie veredelt man die Person um das Schöne, Rechte und Wahre. Man wird zum gebildeten, künstlerischen, philosophischen Menschen und erlangt Weisheit.
6. Heilige, "religiöse" Werte
Dieser Wert strebt nach dem Heiligen. Durch ihn wird die Person durch Spiritualität, dem Gebet und der Bußfertigkeit angereichert. Die Person wird durch Gott zum geheilten, heiligen Menschen und erlangt die Vollendung der Selbstverwirklichung.

Jene Stufe, die ein Mensch, eine Person, in seiner Selbstverwirklichung im Leben erreicht, wird er auch nach dem Tod einnehmen. Ist er im Glauben an Christus Jesus gestorben, so wird er vom Herrn jenes geschenkt bekommen, was ihm zur Vollendung, zur Selbstverwirklichung seiner ganzen Person, Leib-Seele-Geist, noch fehlt.

Zur Weiterführung empfehle ich Max Scheler, so "Die Stellung des Menschen im Kosmos"

Servus

[closs]

Dem gegenüber steht das positive Bild von Selbstverwirklichung der Person in christlicher Sicht.

Voll einverstanden.

Ist er im Glauben an Christus Jesus gestorben, so wird er vom Herrn jenes geschenkt bekommen, was ihm zur Vollendung, zur Selbstverwirklichung seiner ganzen Person, Leib-Seele-Geist, noch fehlt.

Da wäre ich allerdings vorsichtig. - Jeder Mensch wird dort abgeholt werden, wo er ist, und wird dahin "gerichtet", wie es notwendig ist. - Menschenmaß ist hier gefährlich.

[Rembremerding]

Ist er im Glauben an Christus Jesus gestorben, so wird er vom Herrn jenes geschenkt bekommen, was ihm zur Vollendung, zur Selbstverwirklichung seiner ganzen Person, Leib-Seele-Geist, noch fehlt.

Da wäre ich allerdings vorsichtig. - Jeder Mensch wird dort abgeholt werden, wo er ist, und wird dahin "gerichtet", wie es notwendig ist. - Menschenmaß ist hier gefährlich.

Richtig, aber man soll dieses "hinrichten" doch als Geschenk betrachten. Dieses Hinrichten kann schmerzvoll sein, aber eher dadurch, dass die Sehnsucht einen quält, weil man noch nicht beim Herrn sein darf. Und je mehr dieser Schmerz quält, desto leichter wird das hinrichten sein.
Die Selbstverwirklichung ist im ewigen Leben der Eintritt des Selbst in die Wirklichkeit, der einzigen Wirklichkeit Gottes.

[Abischai]

"Selbstverwirklichung" aus "christlicher" Sicht ist immer daneben. Es ist die falsche Richtung. Der einzige, der sich sozusagen "selbstverwirklicht", ist Jesus Christus, indem er seinen Leib (d.i. die Gesamtheit der an ihn gläubigen, von neuem geborenen) hegt und pflegt und führt.
Alles andere ist Betrug, von Xenokraten, exogen induzierter schließlicher Selbstbetrug.

"Wer seine Seele gewinnen will, wird sie verlieren, wer sie aber um meinetwillen verliert, wird sie gewinnen." So ungefähr hat der Herr Jesus das selbst auf den Punkt gebracht.

[kamille]

Jede der Stufen ist aus christlicher Sicht gut, wenn sie die Liebe Gottes in sich trägt.1. Sinnliche WerteWer sich diesen Wert aneignet, isst und trinkt gern gut, genießt das Leben in Lust. Diese Person ist ein Lebenskünstler und Genussmensch.

Du meinst also, dass ich mir solche sinnlichen Werte aneignen kann, dass aber trotzdem die Liebe Gottes höher steht ??
Wer´s glaubt wird selig, aber dieser erste Punkt gehört bestimmt nicht dazu, es sei denn, ich verstehe ihn falsch.

Ich habe schon ein paar Jahrzehnte geistlichen Lebens hinter mir und kann sagen, dass es bei mir genau rückwärts ging.

[Rembremerding]

Hallo @Abischai,
Du hast die Selbstverwirklichung im Blick, wie sie heute gern, angelehnt an fernöstliche Lehren, aus sich Selbst heraus kommen soll. Und aus dieser Sicht hat Dein Widerspruch Substanz und ist richtig.
Trotzdem gibt es auch eine Selbstverwirklichung aus christlicher Sicht, ich habe sie angedeutet, und ich will sie noch einmal klarer herausstellen.
Man kennt das Gleichnis des Herrn von den Geld-Talenten. Er gibt seinen Dienern unterschiedliche Summen an Talente, diese vermehren sie, außer einem, der es vergräbt und dafür von seinem Herrn "enteignet" und hinausgeworfen wird. Genauso gibt Gott einem jeden Menschen eine Berufung, Fähigkeiten und Eigenschaften als Startkapital mit. Jeder Mensch hat die Aufgabe seine Talente aufgrund seiner Christusliebe dahingehend zu verwenden und zu ent-wickeln ein Christus in dieser Welt zu sein. So lebt Christus Jesus in ihm und Christus Jesus durch ihn in dieser Welt. Die christliche Selbstverwirklichung liegt also darin nicht sein Selbst durch sich selbst zu verwirklichen, sondern das von Gott gegebene Selbst, die Talente, wirksam werden zu lassen, nach der Berufung, nach dem Willen Gottes. So gilt es jeden Tag ja zu sagen zu dem Selbst, zu dem Gott mich berufen hat und mit dieser Berufung Früchte zur Ehre Gottes hervorzubringen. Dabei geht es übrigens nicht darum für irgendetwas Verdienste zu erwerben (Werkgerechtigkeit), sondern darum Gott zu Ehren die geschenkte Berufung, sein Selbst, in Freiheit anzunehmen und sie zu verwirklichen. Die Richtung der christlichen Selbstverwirklichung geht also sehr wohl allein von Gott aus und auf ihn hin.

@kamille
Ja, der erste Punkt ist sicherlich der Schwierigste. Der sinnliche Wert ist an sich aber nicht schlecht. Er wird zum Unwert, wenn Völlerei, Maßlosigkeit oder egoistische Lustbefriedigung vorherrscht, dann ist aber keine Gottesliebe mehr darin. Sehe es so: Jemand, dessen Persönlichkeit ausschließlich darin besteht gut essen und trinken zu wollen kann dies in der Gottsliebe tun, wenn er alles maßvoll tut, nichts verschwendet, Gott dankt für die Gaben (z.B. für die Weinreben, der Sonne zur Reifung, für die Achtsamkeit des Kellermeisters), seine eigene Kochkunst teilt mit anderen oder Gott preist um die Talente, die er einem begabten Koch gegeben hat. Verstehst Du, was gemeint ist?

[kamille]

Hallo Rembremerding.
Das Selbst ist nicht das, was der Mensch auf seiner sinnlichen, oder fleischlichen Ebene meint zu sein. Das Selbst ist der göttliche Geist in uns, mit dem es einszuwerden gilt.
Was du beschreibst ist eine Entwicklungsstufe auf der seelischen Ebene.
Die Talente zu vermehren kann man natürlich auf den drei Ebenen sehen.
Die fleischliche Ebene arbeitet fleißig in ihrem Können.
Die seelische Ebene erfreut sich daran und dient Gott damit.
Die geistige Ebene ist frei davon.

[Rembremerding]

Richtig, @kamille,
womit Du den Aufstieg des fleischlichen Menschen zum geistigen Menschen durch "Freischaltung" seines von Gott geschenkten Selbst beschreibst, der Annahme und Verwirklichung des Selbsts, das Gott für einen bereit stellte. Ist die oberste geistige Ebene erreicht, wird Gottes Wille durch die absolute Verwirklichung des Gott gegebenen Selbst zum eigenen Willen.

Denke aber bitte auch an Menschen, deren mentale, intellektuellen Fähigkeiten niemals hohe geistige Werte erreichen können. Auch in ihnen wird die Liebe Gottes wirksam, sie erhielten eben nur ein Talent, sie vergraben es aber nicht, sondern "tragen es auf die Bank", wo es Zins hervorbringt, weil jemand anderes beispielsweise selbst im einfachen Gemüt des anderen, dessen Leid oder dessen Demut und Geduld das Wirken des Christus erkennt.

[kamille]

Denke aber bitte auch an Menschen, deren mentale, intellektuellen Fähigkeiten niemals hohe geistige Werte erreichen können.

Wieso, haben nicht alle Menschen die gleiche Chance ?
Ich glaube, wer Gott liebt, der kann von IHM mit Weisheit beschenkt werden, auch wenn er Analphabet wäre.

[Rembremerding]

Denke aber bitte auch an Menschen, deren mentale, intellektuellen Fähigkeiten niemals hohe geistige Werte erreichen können.

Wieso, haben nicht alle Menschen die gleiche Chance ?

Natürlich, aber nicht die gleichen Berufungen.