sven23 hat geschrieben:Gibt es Beispiele dafür? Es gibt zwar universelle Ausdruckmöglichkeiten, z. B. wird Lachen auf der ganzen Welt verstanden. Aber in der Transzendenz gibt es schon gewaltige Unterschiede. Nicht umsonst sind hunderte oder tausende von verschiedenen Göttern geschaffen worden. Ohne Willkür wäre keine Religion entstanden.
Eine Funktion der Religion ist die Translation, das ist die horizontale Seinsebene, die dem Menschen Sinnzusammenhänge anbietet. Dazu gehören Mythen, Rituale und Gemeinschaft. Hier ist die Religion ein sozialer Baustoff. Diese wird sich je nach Zeit und Ort, aufgrund der unterschiedlichen Umstände jeweils anders ausprägen. Darüber hinaus gibt es aber die Möglichkeit der Transformation in eine höhere, transpersonale Bewusstseinsebene. Hierbei geht es darum das Selbst des Menschen auf einer höheren Bewusstseinsebene zu offenbaren, sodass es aus der illusionären Identifizierung mit einem scheinbar abgetrennten und vergänglichen Ich befreit wird. Das ist die universale Dimension aller Weisheitslehren.
Diese Transformation ist die Quelle aller Weisheitslehren und das Herzstück jeder Religion. Diese Weisheit wird zwar auch immer wieder neu zum Ausdruck gebracht, umkreist dabei aber immer eine zeitlose, innere Realität und Wahrheit des Bewusstseins, das man als alles durchdringende Buddha-Natur, als ewiges Christus-Bewusstsein oder das namenlose Tao beschrieben hat. Die unterschiedlichen Bilder, Worte und Begriffe sind jedoch kein wirkliches Problem, denn sie zeigen einfach, dass wir es hier mit einer Dimension der Erfahrung zu tun haben, die sich der Objektivierung entzieht. Zum Objekt kann nur etwas werden, was zeitlich bedingt und beschränkt ist. Das trifft auf die Wirklichkeit des Absoluten nicht zu.
