Demian hat geschrieben: Deine Vorstellung vom Bewusstsein beruht auf einem dualistischen Weltbild, in dem Subjekt und Objekt, Ich und Du, Bewusstsein und Realität, als voneinander getrennte Bereiche aufgefasst werden...
Muss dich enttäuschen, Demian, aber ich bin schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten ein absoluter Verfechter des Monismus von Körper und Geist. Das kann, wenn man die Ergebnisse der Hirnforschung der letzten 20 Jahren kennt, auch gar nicht anders sein. Der Anstoss in der philosophischen Debatte kam übrigens von Gilbert Ryle im Jahr 1949 (
Concept of Mind), in dem er nachwies, dass jegliche Vorstellung von Dualismus physikalisch unmöglich wäre.
Zudem geht aus den Untersuchungen über den Zerfall des menschlichen Geistes, bei Erkrankungen klar hervor, dass das Bewusstsein eng an die Funktionsfähigkeit des Gehirns gebunden ist. Paradebeispiel sind Patienten mit einseitiger Lähmung. Bei Ausfall der rechten Hirnhälfte ist die linke Seite praktisch gelähmt. Der Patient kann dann seinen linken Arm nicht bewegen. Fragt man ihn dann, ob er seinen Arm bewegen kann, nimmt er die gesunde rechte Hand und hebt damit den linken Arm an, und sagt dazu, "Siehste, es geht ihm bestens." Solche und andere noch traurigere Geschichten vom Zerfall des Geistes nach Schlaganfällen oder Unfällen wurden hundertfach in der Psychologie dokumentiert. Einer der Experten auf diesem Gebiet ist der portugiesische Professor Antonio Damasio. In seinem Buch "Descartes Irrtum" beschreibt er viele solcher Fälle sehr ausführlich. Wenn der "Geist" vom Körper trennbar wäre, würden diese Fälle nicht auftreten.
Die Ansätze für die These "Geist aus Materie" kamen bereits vor 300 Jahren, als Gottfried Wilhelm Leibniz sich darüber Gedanken machte.
Man ist außerdem genötiget zu bekennen daß die perception und dasjenige was von ihr dependieret auf mechanische Weise das ist durch die Figuren und durch die Bewegungen nicht könne erkläret werden. Und erdichteten Falls daß eine Machine wäre aus deren Structur gewisse Gedanken Empfindungen Perceptionen erwüchsen; so wird man dieselbe denkende Machine sich concipieren können als wenn sie ins große nach einerlei darinnen beobachteter Proportion gebracht worden sei dergestalt daß man in dieselbe wie in eine Mühle zugehen vermögend wäre. Wenn man nun dieses setzet so wird man bei ihrer innerlichen Besichtigung nichts als gewisse Stücke deren eines an das andere stosset niemals aber etwas antreffen woraus man eine Perception oder Empfindung erklären könnte. Dahero muß man die Perception in der einfachen Substanz und keines weges in dem Composito oder in der Machine suchen.
[Quelle: Gottfried Wilhelm Leibniz 1714 - Monadologie §17]
Leibniz konnte sich leider nicht davon überzeugen, dass ein materielles Gehirn Geist hervorbringen könne, vermutlich weil ihm die Erkenntnisse des 20. Jahrhunderts fehlten.