Homöopathie II

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closs
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#241 Re: Homöopathie II

Beitrag von closs » So 30. Mär 2014, 17:14

sven23 hat geschrieben:Bei Hahnemann schon
Kann sein - inwiefern ist das relevant?

sven23 hat geschrieben:Aber nur, wenn man Ereignisse aus dem "Alltag" ursächlich mit Globuli in Verbindung bringt. Aber gerade dafür fehlen jegliche Beweise.
Da gibt es unterschiedliche Einschätzungen - ich kann mich da raushalten, weil ich auch damit einverstanden bin, falls die Placebo-Wirkung (und andere Effekte) derart mächtig ist, dass sie an schulmedizinische Behandlung (in einem erheblichen Krankheits-Feld) hereinreicht. - Dann wäre die Lücke zwischen Experten-Streit und Alltags-Realität geschlossen - unabhängig davon, dass mir das spanisch vorkommt.

sven23 hat geschrieben:So stehts nun mal geschrieben. Oder hat ihn jemand dazu gezwungen?
Das ist so eine Unart der modernen Zeiten: Man weist eine Quelle/ein Zitat nach, kann es schwarz auf weiß nach Hause tragen - und die Sache ist erledigt. - Wer sich damit beschäftigt, was WIRKLICH dahinter steckt, gibt sich damit nicht zufrieden - aber es scheint heutzutage zu reichen.

Zwei konkrete Fälle (in Anlehnung an die Argumentation des Herausgebers Fédier):
* Die "Weltlosigkeit" der Juden im Gegensatz zu den Deutschen ist im Grunde ein hochgeistiges Kompliment.
* 1932 wählte Heidegger die NSDAP. Nach deren Machtergreifung wollte er an der Umgestaltung der Gesellschaft mitwirken, besonders durch Einführung des Führerprinzips an der Universität. Am 21. April 1933 wurde er Rektor der Universität Freiburg und trat am 1. Mai 1933 der NSDAP. Am 10. Mai 1933 untersagte er jedoch eine Bücherverbrennung an der Freiburger Universität. Am 21. Mai 1933 forderte er in einer umstrittenen Rektoratsrede die „Selbstbehauptung“ der Universität, damit sie nicht mit dem „Überbau“ und der „Scheinkultur“ untergehe. Im Oktober 1933 veranstaltete er in Todtnauberg ein Wissenschaftslager mit dem Ziel „der Besinnung auf die Wege und Mittel zur Eröffnung des zukünftigen deutschen Geistes“. Bereits 1934 legte er jedoch sein Rektorenamt nieder (zusammengetragen aus wiki).

Es sieht also so aus, dass Heidegger anfangs die Chance sah, über das System Hitler das Universitätsleben in seinem Sinne umzugestalten - was er wohl mit seinem Rücktritt 1934 als gescheitert ansah. - Aber in Deutschland reicht es, undifferenziert irgendein verstandendes oder unverstandenes Zitat reinzuwerfen, um einen der größten Denker des 20. Jh. verbindlich einzuordnen - und sein Werk mit ihm. - Es ist einfach zu billig.

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sven23
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#242 Re: Homöopathie II

Beitrag von sven23 » So 30. Mär 2014, 17:56

closs hat geschrieben:Kann sein - inwiefern ist das relevant?

Für mich überhaupt nicht, da Globlui mit oder ohne geistige Wirkung den Nachweis ihrer Wirksamkeit schuldig bleiben.

closs hat geschrieben: Da gibt es unterschiedliche Einschätzungen - ich kann mich da raushalten, weil ich auch damit einverstanden bin, falls die Placebo-Wirkung (und andere Effekte) derart mächtig ist, dass sie an schulmedizinische Behandlung (in einem erheblichen Krankheits-Feld) hereinreicht. - Dann wäre die Lücke zwischen Experten-Streit und Alltags-Realität geschlossen - unabhängig davon, dass mir das spanisch vorkommt.

Wie das Studienergebnis der Carsten-Stiftung zeigt, gibt es keinen signifikanten Unterschied in der Placebowirkung zwischen Globuli und Pharmakologie. Damit wird die Behauptung von Walach widerlegt, der vom "Wirksamkeitsparadoxon in der Komplementärmedizin" schwafelt. Hatten wir vor kurzem auch schon behandelt.

closs hat geschrieben: Das ist so eine Unart der modernen Zeiten: Man weist eine Quelle/ein Zitat nach, kann es schwarz auf weiß nach Hause tragen - und die Sache ist erledigt. - Wer sich damit beschäftigt, was WIRKLICH dahinter steckt, gibt sich damit nicht zufrieden - aber es scheint heutzutage zu reichen.

Zwei konkrete Fälle (in Anlehnung an die Argumentation des Herausgebers Fédier):
* Die "Weltlosigkeit" der Juden im Gegensatz zu den Deutschen ist im Grunde ein hochgeistiges Kompliment.
.

Wie gesagt, fällt es bei einem Philosophen besonders schwer, Werk und Verhalten im schnöden Dasein komplett zu trennen. Was verwundert, ist, daß Heidegger nach dem Krieg nie kritisch auf diese Zeit und seine Einstellung reflektiert hat. Das läßt vermuten, daß er seine Einstellung wohl als richtig ansah.
Ich glaube, daß die Juden auf solche hochgeistigen "Komplimente" verzichten können


"Und 1941 berauscht er sich an der Vorstellung, "die Technik" möge die Erde in die Luft sprengen, damit das "jetzige Menschentum" verschwinde, als "Reinigung des Seins von seiner tiefsten Verunstaltung".
Quelle: Zeit-online

http://www.zeit.de/2014/01/heidegger-an ... arze-hefte

"dem neuen „Seyn“ „fehlen die Menschen“ – und stehen offenkundig (bestimmte) Menschen im Weg. Heideggers politische Dummheit und seine moralischen Verfehlungen, allerdings auch seine vielen jüdischen Schüler – das ist das Eine. Das andere ist, dass seine Philosophie auf seinem Antisemitismus gründete. Den Vulgärnationalsozialisten warf er eine „hirnlose Berufung“ auf Hitlers „Mein Kampf“ vor. Es gab für ihn augenscheinlich auch eine hirnvolle: die seinige."
Quelle:Frankfurter Rundschau

Die letzte Bewertung zeigt ganz deutlich, daß sein politisches Denken auch auf sein Werk durchgreift, weshalb eine Trennung schwierig ist.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#243 Re: Homöopathie II

Beitrag von closs » So 30. Mär 2014, 20:34

sven23 hat geschrieben:Wie das Studienergebnis der Carsten-Stiftung zeigt, gibt es keinen signifikanten Unterschied in der Placebowirkung zwischen Globuli und Pharmakologie.
Wenn man das als hingegeben hinnehmen würde, wäre die Lücke zwischen Experten-Streit und Alltags-Realität NICHT geschlossen.

sven23 hat geschrieben:Die letzte Bewertung zeigt ganz deutlich
..., dass sie von jemanden geschrieben wurde, der keine Ahnung von Heidegger hat. - Und sich jetzt als "Quelle" fühlen darf - es ist entsetzlich. - Unsere Gesellschaft ist so dumm, dass sie nur noch rum-quellt, ohne sich selbst zu vertiefen - das hat mit Heidegger wenig zu tun, sondern ist eine allgemeine Feststellung.

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#244 Re: Homöopathie II

Beitrag von Scrypton » So 30. Mär 2014, 21:51

closs hat geschrieben:Aus Sicht der Patienten (und jetzt wären wir wieder in der Alltags-Wirklichkeit) ist es egal, ob HP eine eigene Wirkung hat oder lediglich Effekte auslöst, solange das Ergebnis im Durchschnitt mit einer ähnlich großen Wahrscheinlichkeit und Effizienz eintritt wie bei der Schulmedizin.
1. Nein, wir sind hier nicht "wieder" in der Alltags-Wirklichkeit, sondern alleine in deinem Kopfkino, in dem etwas postuliert wird, was nicht der Fall ist.
2. Dass das Ergebnis bei HP im Durchschnitt mit ähnlich großer Wahrscheinlichkeit eintritt wie bei der Schulmedizin ist ebenfalls eine realitätsferne Behauptung deinerseits, die du mit nichts belegen kannst. (auch Svens Beitrag solltest du dazu noch mal genauer lesen, bevor du unsinnige Behauptungen dahingehend aufstellst)

Wie immer: Kurtchen versucht, mit frei erfundenen Behauptungen zu argumentieren.
So wird das nichts! :)

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#245 Re: Homöopathie II

Beitrag von Pluto » So 30. Mär 2014, 23:16

closs hat geschrieben:Versteht man (wie es Hochkulturen tun :angel: ) Materie als Folge von Geist...
Welche "Hochkultur" meinst du eigentlich?
gibt es auch bei pharmazeutischen Mitteln geistartige Wirkung. -
Du meinst hier wohl die Psychopharmaka?

sven23 hat geschrieben:Allerdings ist mir bekannt, dass es da Expertenstreit zwischen HP und Schulmedizin gibt.
Welche Experten streiten sich da noch?

Es werden meines Wissens eine Reihe von Studien zitiert, bei denen die HP-Wirkung über der Placebo-Wirkung liegt.
Welche denn?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#246 Re: Homöopathie II

Beitrag von closs » So 30. Mär 2014, 23:40

Pluto hat geschrieben:Welche "Hochkultur" meinst du eigentlich?
Diejenigen, die in der Materie nicht den Erzeuger von Geist, sondern den Träger von Geist verstehen.

Wir sind in dem ganz merkwürdigen Dilemma, das die heutige Zeit (der westlichen Hemisphäre) ihre rein materialistische Weltanschauung als kulturellen Fortschritt versteht, obwohl es aus geistiger Sicht ein Rückschritt ist. - Und das, obwohl Kant den Weg über die materialistische Vernunft hinaus gewiesen hat. - Kant hat sich als Retter der Metaphysik verstanden und scheint dagegen der (vorläufige) Schlusspunkt der Metaphysik zu sein.

Pluto hat geschrieben:Du meinst hier wohl die Psychopharmaka?
Auch Aspirin oder Durchfall-Tabletten - immer wird der Geist dadurch beeinflusst, weil ihm dadurch ein fitterer Körper gegeben wird.

Pluto hat geschrieben:Welche Experten streiten sich da noch?
Naja - die HP-Experten und die schulmedizinischen Experten. - Sven hat beispielsweise eine Studie erwähnt, dernach akute Ostitis mit HP genauso gut behandelt wird wie schulmedizinisch - da wird es auch noch andere Studien geben.

Pluto hat geschrieben:Welche denn?
Barbara hat welche zitiert - und auch die V.-Carstens-Stiftung erwähnt auf ihrer Homepage einige, deren Wirkung über Placebo-Wirkung hinausgeht - deshalb deren Einschätzung, dass es eine "Patt-Situation" in der Einschätzung von HP gäbe.

Beurteilen kann ich das en detail nicht - allerdings passt es zu meinen früheren Erfahrungen und zu dem, was andere Betroffene sagen.

Wie gesagt: Wenn sich die Wirkung von HP-Behandlung rein über Placebo und andere Effekte erklären lässt, soll es mir recht sein. - Aber dann muss auch geklärt werden, warum sich Eltern serienweise ihre Kinder beim HP-Arzt heilen lassen, weil's vorher schulmedizinisch niht geklappt hat. - Und warum schulmedizinisch austherapierte Krankheiten (auch schwerster Natur) plötzlich geheilt werden - und zwar des öfteren mit Ansage.

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Münek
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#247 Re: Homöopathie II

Beitrag von Münek » Mo 31. Mär 2014, 03:26

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Welche "Hochkultur" meinst du eigentlich?
Diejenigen, die in der Materie nicht den Erzeuger von Geist, sondern den Träger von Geist verstehen.

Wir sind in dem ganz merkwürdigen Dilemma, das die heutige Zeit (der westlichen Hemisphäre) ihre rein materialistische Weltanschauung als kulturellen Fortschritt versteht, obwohl es aus geistiger Sicht ein Rückschritt ist. - Und das, obwohl Kant den Weg über die materialistische Vernunft hinaus gewiesen hat. - Kant hat sich als Retter der Metaphysik verstanden und scheint dagegen der (vorläufige) Schlusspunkt der Metaphysik zu sein.

Kannst Du diese "Hochkulturen" und deren "geistige" Vorstellungen konkret benennen?
Materie als "Geistträger". :shock: Da bin ich mal gespannt! :thumbup:

Im Übrigen. Aus geistiger Sicht? Was meinst Du damit? Hat diese besondere "geistige
Sicht" einen Anhalt in der Wirklichkeit? Oder haben wir es hier lediglich mit dem Pro-
dukt einer Illusion zu tun? Einer Illusion, die sich aus reinen Wunschvorstellungen speist.

Nüchternheit ist hier gefragt! Scheint für Dich ein absolutes Fremdwort zu sein. ;)

Du solltest übrigens den Königsberger Philosophen Kant nicht immer wieder als Zeugen
für die Richtigkeit Deiner "spirituellen Wunschträume" anführen. Je älter Kant wurde, des-
to mehr fiel er vom Glauben an einen persönlichen Gott ab, zuletzt ganz und gar!

Dass Du fälschlicherweise immer wieder mit einer bemerkenswerten Hartnäckigkeit
auf Kant rekurrierst, finde ich schon mehr als erstaunlich.

Lies doch einfach mal seine berühmte religionsphilosophische Schrift aus den Jahren
1793/94:

"Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft".

Da werden Sie geholfen!

Diese Schrift findest Du auch - zumindest auszugsweise - im Internet. :thumbup:

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#248 Re: Homöopathie II

Beitrag von sven23 » Mo 31. Mär 2014, 07:04

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wie das Studienergebnis der Carsten-Stiftung zeigt, gibt es keinen signifikanten Unterschied in der Placebowirkung zwischen Globuli und Pharmakologie.
Wenn man das als hingegeben hinnehmen würde, wäre die Lücke zwischen Experten-Streit und Alltags-Realität NICHT geschlossen..

Die Lücke, von der du immer redest, entsteht doch nur aus falschen Schlussfolgerungen heraus. Zieht man die richtigen Schlüsse, die in Übereinstimmung mit den Studien stehen, dann entsteht diese Lücke erst gar nicht. Denk mal drüber nach.

closs hat geschrieben: - Unsere Gesellschaft ist so dumm, dass sie nur noch rum-quellt, ohne sich selbst zu vertiefen - das hat mit Heidegger wenig zu tun, sondern ist eine allgemeine Feststellung.

In Teilen kann ich da zustimmen. Aber es ändert nichts daran, daß Heidegger einer Neubewertung unterworfen werden muß, und die Diskussion darum ist ja schon in vollem Gange.
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#249 Re: Homöopathie II

Beitrag von sven23 » Mo 31. Mär 2014, 07:07

Pluto hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Allerdings ist mir bekannt, dass es da Expertenstreit zwischen HP und Schulmedizin gibt.
Welche Experten streiten sich da noch?


Nur der Ordnung halber: Das Zitat ist nicht von mir, sondern von closs.

Aber ich sehe hier auch keinen Expertenstreit. Für Experten ist die HP längst erledigt. ;)
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#250 Re: Homöopathie II

Beitrag von sven23 » Mo 31. Mär 2014, 07:16

closs hat geschrieben: - Sven hat beispielsweise eine Studie erwähnt, dernach akute Ostitis mit HP genauso gut behandelt wird wie schulmedizinisch - da wird es auch noch andere Studien geben..

Hallo, jetzt muß ich schon zum zweiten Mal protestieren. Das war keine Studie, sondern die Doktorarbeit einer HP Ärtzin, die ich als Beipiel für schlampige Arbeit angeführt habe.

closs hat geschrieben: Barbara hat welche zitiert - und auch die V.-Carstens-Stiftung erwähnt auf ihrer Homepage einige, deren Wirkung über Placebo-Wirkung hinausgeht - deshalb deren Einschätzung, dass es eine "Patt-Situation" in der Einschätzung von HP gäbe.

Nochmal: es ist kein Problem, Studien mit "positivem" Ergebnis für HP zu finden, allerdings ist deren Qualität so schlecht, daß man sie z. B. aus Metanalysen ausschließen muß. Es ist das altbekannte Problem.
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