Janina hat geschrieben:Nein. Die Kopenhagener Deutung ist die: Das Betragsquadrat der Wellenfunktion von x ist die Wahrscheinlichkeit für das Objekt, am Ort x zu sein. (Mathematisch nicht 100%ig korrekt, aber für den Hausgebrauch reichts.)
Damit ist ein Kollaps sinnlos.
Irrtum, der Kollaps der Wellenfunktion ist Kernstück der Kopenhagener Interpretation.
Janina hat geschrieben:Für ein einzelnes Objekt ändert sich nicht die Aufenthaltswahrscheinlichkeit, auch wenn es detektiert wird.
Mit der Detektierung wird es aber scharf lokalisiert - nämlich als Punkt auf der Detektorplatte. Vor der Messung war das Quantenobjekt aber delokalisiert.
Es ist nicht etwa so, dass wir nur nicht wüssten, wo sich das Quantenobjekt befindet. Wäre dem so, so dürfte es sich nicht wie eine Welle verhalten.
Wenn Quantenobjekte intereinander abgestrahlt werden, so passieren sie dennoch jeweils
beide Spalten und werden punktförmig detektiert. Geschieht dies mit genügend Quantenobjekten, bildet sich ein Interferenzmuster. Dies lässt sich nur über die Wellenmechanik erklären.
Wären der Aufenthaltsort eines Quantenobjekte, bspw. eines Elektrons, lediglich unbekannt, so dürfte es als unteilbares Teilchen nur einen der beiden Spalten passieren. Dann müssten sich direkt hinter den beiden Spalten zwei Streifen auf der Detektorplatte bilden.
Nimm als Analogie einen Sandstrahler. Wir wissen nicht wo die einzelnen Sandkörner sind, aber sie verhalten sich mechanisch und sind trotz unserer Unkenntnis physikalisch lokalisiert, wie Bälle oder Kanonenkugeln. Würde man mit einem Sandstrahler eine Doppelspaltexperiment durchführen, so würde die Detektorplatte (hier bietet sich eine lakierte Metallblatte an) zwei Streifen aufweisen, in denen der Lack abgeschliffen wäre.
Dies wäre auch der Fall, wenn man die Sandkörner einzeln losschicken würde (mit viel Geduld).
Doch bei Elektronen ist dies ganz anders. Sie interferieren mit sich selbst und scheinen Wellencharakter zu haben. Woher "weiß" sonst das Elektron, dass da ein zweiter Spalt offen ist?
Janina hat geschrieben:Aufenthaltswahrscheinlichkeit ist Statistik.
Diesbezüglich verweise ich auf mein Buch:
Zitat von Silvia Arroyo Camejo (Skurrile Quantenwelt - Seite 123):
Der mathematische Formalismus der Quantenmechanik ermöglicht uns zwar eine Voraussage über die Wahrscheinlichkeit, ein Quantenobjekt im Falle der Messung an einem bestimmten Ort anzutreffen. Doch die Frage nach dem wirklichen Aufenthaltsort des Quantenobjektes, während wir es beobachten, d. h. messen, ist an sich schon sinnlos bzw. absurd, denn das Quantenobjekt befindet sich nun einmal in einer Superposition des Aufenthalts an unendlich vielen Orten.
Es befindet sich um Zustand der Superposition.
Janina hat geschrieben:Beim nächsten mal wird ein anderes Teilchen ganz woanders detektiert.
Ja, aber das Verteilungsmuster bildet ein Interferenzmuster und dies ist nur mit "Teilchen" erklärbar, die [scheinbar] Wellencharakter aufweisen, sich also im Zustand der Superposition befinden.
Vertritts Du möglicherweise die mininmale statistische Interpretation? Mit diesem "physikalischen Agnostizismus" gebe ich mich nicht zufrieden. - Wie dem auch sei, mit folgender Sichtweise müssen wir uns bezüglich der Quantenmechanik wohl abfinden:
Zitat aus Skurrile Quantenwelt (Seiten 169/170):
In der quantenmechanischen Betrachtungsweise ist es völlig normal und vor allem auch notwendig, sich ein Elektron unter bestimmten Umständen als an mehreren Orten gleichzeitig aufhaltend zu denken.
Janina hat geschrieben:Ein Detektor an jedem Spalt führt eine Streuung aus, die die Phase aus dem Takt bringt und dadurch die Interferenz zerstört.
Wenn Detektoren direkt an den Spalten angebracht werden, ja. Wenn aber eine Detektorplatte hinter der Abdeckplatte mit dem beiden Spalten steht, verhält es sich so, wie von Silvia Arroyo Camejo beschrieben.
Zitat Skurrile Quantenwelt (Seiten 174/175):
Ein Partikel, welches den Doppelspalt durchquert, befindet sich in einer Superposition aus "zu soundso viel Prozent durch Spalt 1 gegangen" und "zu soundso viel Prozent durch Spalt 2 gegangen", einer Superposition aus zwei unterschiedlichen Einzelzuständen.
In der Analogie hierzu muss man sich auch den Zustand eines radioaktiven Atoms vorstellen. ... Viel mehr befindet es sich in einem superponierten Zustand aus zerfallenem und gleichzeitig unzerfallendem Atom.
Janina hat geschrieben:Auch bei der Katze tritt kein sinnloser "Zwischenzustand" zwischen Leben und Tod auf, sondern nur eine Wahrscheinlichkeitsaussage über ihren Zustand.
Gem. der Kopenhagener Interpretation befindet sie sich sehr wohl in einem überlagerten Mischzustand der Zustände |tot> und |lebendig>. (Schrödinger wollte damit die Problematik der Quantenmechanik verdeutlichen.).
Zur
Theorie der Dekohärenz werde ich später etwas schreiben.
Zeus hat geschrieben:Habe vielen Dank für deine ausführlichen Darlegungen, die ich mir in Ruhe zu Gemüte führen werde.
War mir eine Freude.
Pluto hat geschrieben:Ist schon richtig, aber ich fürchte, es wir noch eine Weile dauern (wenn es übehaupt jemals Realität werden könnte), bis ein Captain Kirk irL sagen kann, "
Beam me up Scotty", um sich aus den Fängen der Aliens zu befreien.

Die Idee ist ja grossartig, aber das Problem liegt in der Komplexität der Verschränkung der Billiarden Atome die einen Körper ausmachen.
Bezüglich des
Beamens, wie in Star Trek, schätze ich die Chancen auf Realisierung sehr pessimistisch ein. Die Quantenteleportation ist für mich aus physikalischer Sicht sehr interessant, verdeutlich sie doch den befremdlichen Charakter der Quantenmechanik. Prof. Lesch verglich es damit, ein völlig neues Buch aufzuschlagen.