Homöopathie II

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sven23
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#221 Re: Homöopathie II

Beitrag von sven23 » Sa 29. Mär 2014, 11:08

closs hat geschrieben:Naja - vielleicht kennt ein HP-Profi ja Studien, bei denen es signifikante Unterschiede gibt. - Umsonst wird der Begriff "Patt-Situation" nicht dastehen.

Die Patt Situation ist mal wieder eine closssche Erfindung.
Natürlich bedienst du dich der gleichen Masche wie Hp-"Fachleute". Man sucht so lange, bis man eine grottenschlecht gemachte Studie findet, bei der man Unterschiede zugunsten der Globuli ausmachen kann.
Zu HP "Fachleuten" kann ich folgendes bemerken. Die sog. "Fachleute", mit denen ich mich unterhalten habe, waren grandiose Dampfplauderer und Heißluftföne, die nichts Relevantes vorbringen konnten. Es ist erschreckend, mit wie wenig Substanz manche Leute zu beeindrucken sind.

closs hat geschrieben: Dem Patienten reicht die Vorhersagbarkeit und die Wirksamkeit - wie man es interpretiert, interessiert ihn nicht.

So kann man vielleicht als uninteressierter Laie argumentieren, aber nicht als jemand, der an Aufklärung ernsthaft interessiert ist.

closs hat geschrieben: Siehe oben. - Wenn Eltern in der Schulmedizin ständig Ärger mit Pseudo-Krupp haben und der Ärger weg ist, wenn sie zum HP-Arzt gehen, spielt das keine Rolle. - Und wenn es einen Spezial-Arzt gibt, der per HP reihenweise und mit Ansage austherapierte Psychosen ad integrum heilt, dann spielt das auch keine Rolle.

siehe oben

closs hat geschrieben: Wenn es sich herausstellen sollte, dass diese und noch viele andere Krankheiten mit "gutem Zureden" heilbar sind, wäre das ja AUCH eine gute Nachricht. - Dann sollte man aber dringend die Ärzte-Ausbildung umstellen.

Placebo Effekte sind bekannt, haben aber auch ihre Grenzen.

closs hat geschrieben: Persönlich vermute ich, dass es sehr wohl eine Globuli-Wirkung gibt (Stichwort: Aufsuchen von Bifurkations-Punkten im Körper). - Aber selbst das interessiert den Patienten nicht - er will verlässliche Ergebnisse - egal warum

siehe oben.
Mit Vermutungen allein kommt man halt nicht wirklich weiter. Da braucht es belastbare Fakten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#222 Re: Homöopathie II

Beitrag von closs » Sa 29. Mär 2014, 12:02

sven23 hat geschrieben:Die Patt Situation ist mal wieder eine closssche Erfindung.
Quatsch - das steht da drin. - "Er-Findungen" gibt es bei mir eh nicht - wenn, dann "Findungen". :geek:

sven23 hat geschrieben:So kann man vielleicht als uninteressierter Laie argumentieren
Wenn der Laie überhaupt daran interessiert ist - diese Diskussionen fínden doch nur bei bekennenden Weltanschauungs-Trägern jeglicher Couleur statt. - Jedenfalls zieht der (in jedem Sinne des Wortes) "normale" Mensch eine funktionierende Sache einer erklärten Sache vor. - Es kann ja nicht sein, dass es am Ende heisst: "Diese Methode funktioniert zwar, ist aber nicht aufgeklärt, weshalb wir sie abschaffen" :lol:

sven23 hat geschrieben:Placebo Effekte sind bekannt, haben aber auch ihre Grenzen.
Sehe ich genauso (weshalb ich ja eher Richtung "Wirkung" tendiere - was aber nicht erheblich ist). - In jedem Fall wären die Effekte innerhalb dessen, was man bei einem erheblichen Feld von Krankheiten in der Bandbreite dessen ist, was die Schulmedizin zu bieten hat. - Auch DAS ist ein Nachdenken wert.

sven23 hat geschrieben:Mit Vermutungen allein kommt man halt nicht wirklich weiter. Da braucht es belastbare Fakten.
Deshalb auch nur "Vermutung" - diesen Gedanken sollen diejenigen als Anregung aufnehmen, die sich vertieft um dieses Thema kümmern.

Anton B.
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#223 Re: Homöopathie II

Beitrag von Anton B. » Sa 29. Mär 2014, 13:38

closs hat geschrieben:"Ontologie" steht in meinem Sinne nahe an Platon und Heidegger - die Grundaussage lautet: Es gibt eine ontologische Differenz zwischen Wahrnehmung und Realität/Sein, die durch Wahrnehmung NICHT überbrückt werden kann. - Der Mensch kann per Wahrnehmung mit Realität/Sein koinzidieren, aber selbst nicht überprüfen, wann dies der Fall ist. - Denn Überprüfung ist nie Überprüfung der Realität/des Seins, sondern immer Überprüfung des eigenen Wahrnehmungs-Systems.
Also nach meiner Recherche ist die "ontontologische Differenz" im Kontext von Heideggers "Fundamentalontologie" und damit seiner Bemühungen, das Metaphysische in den Ontologien zu überwinden, bedeutsam.

closs hat geschrieben:Insofern sind Wahrnehmung und Realität kategorial vollkommen unterschiedlich. - Jetzt erst kommt die Frage, ob und warum beide trotzdem übereinstimmen können - und dazu gibt es im spirituellen Sinn eine ziemlich einfache Antwort: Wenn Gott will, dass die ebenbildliche Schöpfung Realität erkennt (sei dies naturalistische oder spirituelle Realität), stattet er den Menschen mit der Befähigung/Wahrnehmung aus, dies tun zu können. Aus diesem Grund bin ich übrigens strikt gegen die wörtliche Auslegung der Bibel.
Ist das Heidegger?

Im übrigen hat Heidegger sich nach der sogenannten "Kehre" in seinem Humanismus-Brief von seiner Fundamentaltheorie distanziert und meint nun, jede Ontologie wäre ohne jedes Fundament. Nach Lensink in Sandkühler (1999: 1146) kommt Heidegger zu dem Schluss, er wäre ... letztendlich gezwungen, jegliche Form von O. als systematisch betriebene Disziplin zu verabschieden."

Ich kann überhaupt nicht erkennen, dass die Ontologie als "Projekt" in der heutigen Philosophie irgendwie bedeutsam wäre oder gar aktiv betrieben wird.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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#224 Re: Homöopathie II

Beitrag von closs » Sa 29. Mär 2014, 15:33

Anton B. hat geschrieben: und damit seiner Bemühungen, das Metaphysische in den Ontologien zu überwinden
Das klingt nach frühem Heidegger, der nach meinem Gefühl eher existenzialistisch aufgetreten ist - seine Beispiele sind (in Deinem Sinne) zu dieser Zeit nach meiner Erinnerung sehr daseins-intern (Objekt und Betrachter).

Anton B. hat geschrieben:Ist das Heidegger?
Die Begründung ist eine Schlussfolgerung daraus - was für Heidegger jedoch typisch bleibt, ist die ontologische Differenz zwischen Objekt und Betrachter - transzendiert: Gott und Mensch. - Wahrscheinlich ist es gescheiter, wenn man Heidegger über den Platonismus versteht - im Sinne von: "Ist Gott ein Mathematiker?" von Mario Livio (= Physik-Professor am Hubble Space Telescope Science Institute/Baltimore):

"Der Platonismus im weitesten Sinne vertritt den Glauben an eine abstrakte ewige und unveränderliche Realität, die unabhängig von der vergänglichen Welt, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, existiert. --- Jedes mathematische Konzept und jede objektiv wahre Aussage ..., die je formuliert oder gedacht wurden, sowie eine unendliche Zahl an Konzepten und Aussagen, die noch nicht entdeckt oder gedacht wurden, sind absolute Entitäten oder Universalien, die weder geschaffen noch zerstört werden können. Sie existieren ungeachtet dessen, ob wir um sie wissen oder nicht" - Da wird die "ontologische Differenz" zwischen Realität und Wahrnehmung besonders deutlich.

Anton B. hat geschrieben:Nach Lensink in Sandkühler (1999: 1146) kommt Heidegger zu dem Schluss, er wäre ... letztendlich gezwungen, jegliche Form von O. als systematisch betriebene Disziplin zu verabschieden."
So tief bin ich nicht mehr drin. - Es spielt aus meiner Sicht keine Rolle, wie sich Heidegger entwickelt hat, sondern was aus seinem Werk bleibt - Ich meine, er habe sich transzendent entwickelt - zum Beispiel mit Sätzen wie dem folgenden: „Solange das Dasein als Seiendes ‚ist‘, hat es seine ‚Gänze‘ nie erreicht. Gewinnt es sie aber, dann wird der Gewinn zum Verlust des In-der-Welt-Seins schlechthin. Als Seiendes wird es dann nie mehr erfahrbar“. - Für mich ist das NT pur.

Anton B. hat geschrieben:Ich kann überhaupt nicht erkennen, dass die Ontologie als "Projekt" in der heutigen Philosophie irgendwie bedeutsam wäre oder gar aktiv betrieben wird.
:lol: Das wird wohl so sein. - Die Ausrichtung der heutigen Philosophie ist so was von naturalistisch, dass für transzendente Fragen kein Platz ist. - Das wird ihr meines Erachtens in einigen Generationen vorgeworfen werden.

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#225 Re: Homöopathie II

Beitrag von sven23 » Sa 29. Mär 2014, 16:20

closs hat geschrieben:Quatsch - das steht da drin. - "Er-Findungen" gibt es bei mir eh nicht - wenn, dann "Findungen". :geek:

Du bringst mal wieder alles durcheinander. Vermutlich meinst du deine Feldstudie. Ich rede aber die ganze Zeit von der Arzneimittelprüfung von Galphimia glauca, die ich von der Carstens-Stiftung geschickt bekam, die ich aber nicht verbreiten darf.

closs hat geschrieben: Wenn der Laie überhaupt daran interessiert ist - diese Diskussionen fínden doch nur bei bekennenden Weltanschauungs-Trägern jeglicher Couleur statt. - Jedenfalls zieht der (in jedem Sinne des Wortes) "normale" Mensch eine funktionierende Sache einer erklärten Sache vor. - Es kann ja nicht sein, dass es am Ende heisst: "Diese Methode funktioniert zwar, ist aber nicht aufgeklärt, weshalb wir sie abschaffen" :lol:

Der Laie ist ein Laie und bleibt ein Laie, wenn er nicht neugierig und wissensdurstig ist. Natülich kann man auch Autofahren, ohne die Funktionsweise eines Verbrennungsmotors verstanden zu haben. Aber es muß vorher eine Kette von kompetenten Fachleuten geben, die das ermöglichen.
Im Falle der HP braucht es keine Fachleute, sondern lediglich viel Aberglauben und Ideologie mit einem Schuß Naivität und wissenschaftlichem Unverständnis. Einmal kräftig umrühren (pardon: schütteln :lol: ) und fertig ist die HP Instantsoße.
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#226 Re: Homöopathie II

Beitrag von sven23 » Sa 29. Mär 2014, 16:53

Auch der Behauptung, in HP Studien sei der Placeboeffekt größer als in Medikamentenstudien, widerpricht die Carstensstifung selbst.

"Entgegen der Hypothese konnte kein statistisch signifikanter Beleg für ihre Richtigkeit gefunden werden. Weder in der Primäranalyse (Gauß-Test: p=0,5312; t-Test: p=0,5425) noch in einer der Subgruppenanalysen (Gauß-Test: p>0,0680; t-Test: p>0,1754) erreichten die Unterschiede zwischen den Placeboeffekten von Therapiestudien der klassischen Homöopathie und konventionellen Medizin statistische Signifikanz"

"Insgesamt ist damit festzuhalten, dass die erhaltenen Untersuchungsergebnisse des hier vorgelegten systematischen Reviews gute Hinweise dafür liefern, dass die von Walach vorgetragene Hypothese vom „Wirksamkeitsparadox in der Komplementärmedizin“ zumindest am Beispiel der klassischen Homöopathie nicht zu belegen ist. Die Untersuchungsergebnisse können den Umstand eines unzureichenden Wirksamkeitsnachweises der klassischen Homöopathie in placebokontrollierten RCTs nicht klären."

Damit darf der Versuch von Harald Walach, den Placeboeffekt als Erfolg für die HP zu reklamieren als gescheitert angesehen werden, wieder mal.
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#227 Re: Homöopathie II

Beitrag von sven23 » Sa 29. Mär 2014, 17:14

Auch zur clossschen Mittelohrentzündung hat die Carstens-Stiftung was zu berichten. In einer Vergleichsstudie HP vs Antibiotika schreibt sie folgendes:

"Es wurde festgestellt, dass die Kinder mit einer akuten Otitis media in der homöopathisch behandelten Gruppe A ähnlich schnell und zuverlässig gesund wurden wie die in der konventionell behandelten Gruppe B. Schwere Komplikationen traten in keinem Fall auf. Anhaltende Tubenbelüftungsstörungen (durch die Eustachische Röhre) wurden in beiden Gruppen ähnlich häufig festgestellt."

Einen Satz später schreibt sie:
"Die Therapie war in der homöopathisch behandelten Gruppe A deutlich kürzer als in der konventionell behandelten Gruppe B."

Also was denn nun? "Ähnlich schnell" oder "deutlich kürzer"?
Wenn die Studie selbst auch so unpräzise ist, kann man sie getrost in die Tonne werfen.
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#228 Re: Homöopathie II

Beitrag von Münek » Sa 29. Mär 2014, 19:20

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Ich kann überhaupt nicht erkennen, dass die Ontologie als "Projekt" in der heutigen Philosophie irgendwie bedeutsam wäre oder gar aktiv betrieben wird.
:lol: Das wird wohl so sein. - Die Ausrichtung der heutigen Philosophie ist so was von naturalistisch, dass für transzendente Fragen kein Platz ist. - Das wird ihr meines Erachtens in einigen Generationen vorgeworfen werden.

Deine Prognose könnte meines Erachtens nur dann eintreffen, wenn Philosophen zukünftiger Generationen
das unerwartete Glück :thumbup: haben sollten, Deine hier im Forum ausgebreiteten "geistigen Erkennt-
nisse
" zu Gesicht zu bekommen. Du solltest unbedingt publizieren, sonst wird das nichts!

:lol: :lol: :lol:

Ansonsten teile ich Deinen Zweckoptimismus nicht.

Dein Statement klingt im Übrigen so wie:

Kurt gegen den Rest der Welt! Oder: Nur ich, Kurt, habe in der Welt
der philosophischen Nullchecker und der naturalistischen Dumpfba-
cken
den einzig wahren, den wirklichen Durchblick. 8-)

Ich bleibe dabei: Du hast Dich da in irgendwas reingesteigert und dabei
völlig verrannt.
Zuletzt geändert von Münek am Sa 29. Mär 2014, 20:20, insgesamt 1-mal geändert.

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#229 Re: Homöopathie II

Beitrag von sven23 » Sa 29. Mär 2014, 20:18

closs hat geschrieben: Das wird wohl so sein. - Die Ausrichtung der heutigen Philosophie ist so was von naturalistisch, dass für transzendente Fragen kein Platz ist. - Das wird ihr meines Erachtens in einigen Generationen vorgeworfen werden.

Heidegger mahnte die "Seinsvergessenheit" seiner Zeit an und glaubte sie ausgerechnet bei den Nationalsozialisten gefunden zu haben. Welch ein fataler Irrtum.
Sein Antisemitismus basierte unter anderem auch auf dem Machwerk "Die Protokolle der Weisen von Zion", einer plumpen Fälschung.
Plastischer kann man die ontologische Differenz nicht vorleben. :lol:
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#230 Re: Homöopathie II

Beitrag von sven23 » Sa 29. Mär 2014, 20:29

closs hat geschrieben:. - Umsonst wird der Begriff "Patt-Situation" nicht dastehen.


Wo steht etwas von Patt-Situation?

Sicher, wenn man Placebos mit Placebos vergleicht, ergibt sich zwangläufig eine Patt-Situation. Alles andere wäre eine Überraschung. :lol:
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