closs hat geschrieben:Naqual hat geschrieben: Wenn Gott etwas schafft, muss es sich von ihm unterscheiden, sonst gebe es dieses "andere" nicht. Also nicht vollkommen.
Genau - so ist es meinem Empfinden nach auch gemeint.
Ich verstehe nicht ganz, was die Allmacht Gottes zu tun hat mit der Nicht-Vollkommenheit der Schöpfung und der Unabhängigkeit der Schöpfung von Gott. - Wenn Gott seine Allmacht zurückhält (was er übrigens besonders in Jesus tut), ist das doch eine bewusste Handlung und keine Aufgabe der Allmacht an sich !??!
Mit der Schaffung eines jeden von uns (nicht nur Jesus) hat er offensichtlich seine Allmacht ein wenig (arg) begrenzt!
Der Zusammenhang bestand für mich in meinem Beitrag darin, dass es eine umfassende Allmacht nicht gibt. Nicht alles was theoretisch denkbar ist, ist möglich. Aus gutem Grund. z.B. kann man jemanden nicht zwingen einen anderen mit aufrichtigem Herzen zu lieben. Oder vielleicht besser ausgedrückt: wenn man ein Wesen schafft (wie den Menschen), das eigene Entscheidungen treffen soll, dann kann man ihn nicht von vornherein so schaffen, dass er nur das Gute und Vollkommene tun kann. In letzter Konsequenz heißt dies: Sündigen ist eine Folge der Entscheidungsfreiheit. Entscheidungsfreiheit wiederum gründet darin, dass wir (vor allem im Wissen) begrenzte (unvollkommene) Wesen sind.
Mit Allwissenheit wäre m.E. Sündigen gar nicht mehr möglich. Allwissenheit würde umfassen, dass ich jedes Gefühl, jeden Gedanken, jede Freude und Last eines anderen genauso wahrnehmen kann wie meine eigenen und damit genauso intensiv. Lieblos handeln fällt dann automatisch auf mich in vollem Umfang zurück.
Der andere Gedanke, der mir immer wieder kommt bei der Theodizeeproblematik ist, dass der Gedanke der Allmacht (umfassend oder begrenzt innerhallb zwingender Erfordernisse) immer ein Gottesbild voraussetzt, in dem Gott eine Person in unserem Verständnis ist. An der Stelle komme ich jedensmal ins "Brüten". Einerseits gibt es Charakteristika einer Person, aber andererseits auch nicht. Also das Bild einer bloßen unpersönlichen Kraft, die alles Erfahrbare durchdringt, wäre mir zu wenig. "Gott ist Geist" ist für mich eine andere Beschreibung dafür, dass Gott Bewusstsein ist. Aber ein Bewusstsein das lebende Wesen haben können (immer unvollkommen und begrenzt). Dieses Bewusstsein hat zumindest ein Charakteristika: es drängt zum Einssein. Also die Sorgen (oder Freuden) des Nächsten werden zu den eigenen. Und es umfasst gleichermaßen alles Lebende, womit das Individuelle nur insoweit relevant ist, als es erforderlich ist um ein Ganzes (Gott) zu bilden.
Philosophisch-verschwurbelt ausgedrückt: Gott ist im Sein, Gott ist nicht in der Existenz. In der Existenz ist alles begrenzt. Insofern wirkt Gott über Bewusstsein. Das begrenzte Bewusstsein (mit dem die Individualität verbunden ist) drängt zum umfassenden Bewusstsein hin. Das konkret existierende Handeln ist Gott also nur über "begrenzte Bewusstseine" wie Menschen möglich.
Die Theodizeeproblematik existiert da nicht mehr wirklich, wenn es auch bei diesem Erklärungsversuch gewissen Lücken gibt, die man nicht mehr versteht.