Pluto hat geschrieben:Also dann... zum Grund warum ich beim Lesen jenes Artikels mein Weltbild (fast) verlor...
Der Autor meint...
vielleicht gibt es gar keine Materie im klassischen Sinn, sondern es gibt in Wirklichkeit nur Ansammlungen von Eigenschaften?
Ich denke, dieser Gedanke ist sehr wichtig. Denn er zeigt, dass unser Weltbild, ja unsere Gewohnheit, Dinge zu "erkennen", unsere Ansicht von dem, was normal ist, unser Denken, von der klassischen Sichtweise geprägt ist. In physikalische Begriffe gebracht, bedeutet das, dass unser Denken auf unseren Energiebereich, unsere Größenordnungen, unsere Zeitintervalle abgestellt ist, also den Voraussetzungen, unter denen die klassische Physik formuliert wurde.
Dort ist dann alles ganz klar. Ein Objekt ist ein Objekt, ein Teilchen etwas anderes als eine Welle, Objekte haben definierbare Eigenschaften und sind unterscheidbar, Messungen sind eindeutig, die Gesetze dieser Welt lassen sich in einfache Wenn...dann Aussagen pressen.
Man kann zwar schon auf dieser Ebene ahnen, dass das nicht alles ist, was man schon an der Schwierigkeit sieht zu definieren, was denn "Leben" ist oder daran, dass zwar alle normalen Menschen verstehen, was der "Geist des Menschen" ist, dass es aber offensichtlich nicht möglich ist, so etwas in der Sprache der Naturwissenschaft zu definieren.
Aber in dem Bereich des extrem Kleinen, des extrem Großen, des extrem Schnellen oder extrem Kurzen usw. sieht man, wie diese Wahrnehmung auseinanderbricht. Man erkennt, dass das, was wir gewohnt sind, nicht so ohne weiteres sich aus dem ergibt, woraus es zusammengesetzt ist. Wir müssen erkennen, dass unser Denken beschränkt ist und die Wirklichkeit größer als unser Denken.
Die Physiker sind da sehr beschreiden geworden (die meisten wenigstens), seit die Quantenphysik entdeckt worden ist. Die Biologen oder die, die die Arbeitsweise des Gehirns untersuchen, müssen solche Bescheidenheit erst noch lernen.
Pluto hat geschrieben:
So (meint der Autor) sollte man Elementarteilchen sehen: Als Sammlungen vo Eigenschaften, z. Bsp. bestünde dann ein Elektron primär aus Ladung, Masse und "Spin" und aus den untergeordneten Eigenschaften Position und Geschwindigkeit. Er nennt das eine ontologische Beschreibung von Materie. Betrachtet man die Ergebnisse des
Casimir-Experiments, bei dem scheinbar Teilchen aus dem Nichts entstehen, dann macht eine Betrachtung mit reinen Eigenschafte plötzlich sehr viel Sinn. Denn... dann entstehen nicht Teilchen aus dem Nichts, sondern es treffen zufällig Eigenschaften aufeinander, die der Beobachter als reale Teilchen erkennt.
Also, wenn das mal keine originelle Betrachtungsweise ist.... Nennt mich blauäugig wenn ihr wollt, aber ich fand die Beschreibung sehr einleuchtend und plausibel.
Vor allem aber beantwortet diese Betrachtungsweise die Frage nach der Realität auf sehr elegante Art und Weise, finde ih zu mindest.

Aber das ist doch auch "nur" ein Bild, ein Modell, eine Sichtweise. Es ist eine Beschreibung der Realität, aber es IST nicht die Realität.
Denn es können Umstände auftauchen, in denen es Sinn macht, die Sichtweise zu ändern.
Das Beispiel dazu ist Welle-Teilchen. Je nach den Umständen, mal so, mal so, beschreibt man ein Objekt, das wir Elektron nennen, als Welle oder als Teilchen oder als Quantenzustand oder als Planet in einem atomaren Sonnensystem oder oder oder. Die Umstände bestimmen, wie man es beschreibt. Wie es IST, wissen wir damit noch lange nicht.
Wenn also jemand sagt "es ist doch klar, dass der Mensch nicht mehr ist als ein biochemischer Computer", dann ist das eine Sichtweise, die unter bestimmten Umständen korrekt ist. Aber allgemein ist das schlicht falsch. Es gibt andere Sichtweisen. Sowohl die, dass ein Mensch ledglich eine Ansammlung von Atomen ist, als auch der, dass ein Mensch ein Ganzes ist, wobei man das Ganze als Seele bezeichnet.
Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.