Gott und die Logik

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Scrypton
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#141 Re: Gott und die Logik

Beitrag von Scrypton » So 23. Feb 2014, 23:31

erbreich hat geschrieben:Dies Wissenschaft ist die zeitgemässe Religion. Der Glaube an sie - als vermeintlich absoluter Wahrheit - ist der neue Glaube.
Völlig falsch.
Nochmal für dich...:
Ein Glaube verifiziert seine Aussage anhand einer ethnischen Geschichte, einer Gesellschaftsstruktur, einer Ethik, kurz gesagt an Inhalten einer kulturellen Zugehörigkeit. Dabei wird oft auf Falsifikation verzichtet und es kommt zur Bildung von Dogmen.
Beispiele für Dogmen sind zum Beispiel der Umgang der katholischen Kirche oder des Islam mit Frauen und Homosexuellen.
Ein Gegenbeispiel wären die zahlreichen geschehenen Reformen, zum Beispiel die Reform schlechthin, die Reformation (auch wenn diese ebenso als Fundamentalismus gesehen werde kann)

Die Wissenschaft hingegen sieht es genau andersherum, denn Wissenschaft basiert auf der Falsifikation, nicht der Verifikation, ihrer eigenen Aussagen. Hier setzt sich die Haltung durch, die der Befundlage am wenigsten wiederspricht, d.h. am besten konsistent mit ihr ist.
Wogegen in der Religion eine solche Falsifikation nicht stattfindet. Hier können sich auch Positionen etablieren, die der Befundlage komplett wiedersprechen, die Lücken werden dann mit transzendenten Zusammenhängen erklärt.
Wissenschaft verläuft nicht deshalb so konträr, weil sie sich vorgenommen oder als Maßgabe gesetzt hätte, dass sie nicht religiös sein will. Denn das wäre ja mit einer Glaubenseinstellung gleichzusetzen.
Wissenschaft ist deshalb unreligiös, weil es die Befundlage nicht nahelegt oder notwendig macht, von der Existenz eines Gottes auszugehen. Die Wissenschaft hegt nicht den anspruch, die Religion, sondern nur sich selbst zu falsifizieren.
Man kann auch (um weiterzugehen) sagen: Das Transzendente ist nicht Gegenstand der Wissenschaft. Ergo sind alle als religionsfeindlich gesehenen Aussagen auf Interpretationen seitens religöser Lager zu betrachten.

Fazit: Die Wissenschaft ist per se ohne Glauben. Dass ihre Aussagen als Glaube interpretiert werden können, hat epiphänomenalen Charakter und ist auf die Argumentation derer zurückzuführen, die von einer Glaubensvorstellung ausgehen.

erbreich hat geschrieben:"Wer sucht, der findet", das gilt auch hier.
Wo bleibt dann die nicht reduzierbare Komplexität, die Kreationisten (wie Behe) suchen und als gegeben behaupten?
Diese und viele andere Tatsachen entkräften deine Aussage voll und ganz. Was gesucht wird, wird deshalb noch lange nicht auch gefunden.

erbreich hat geschrieben:Wie die Erde als Scheibe heute belächelt wird, so werden dereinst auch die heute so modernen und absolut objektiv scheinenden Wissenschaftstheorien belächelt werden.
Ebenfalls nur eine unhaltbare Behauptung deinerseits, nicht mehr und nicht weniger.
1. Dass die Erde eine Scheibe war ist hier als Analogie zur wissenschaftlichen Methodik völlig fehl am Platz, da die Vorstellung einer Erdscheibe lediglich eine Glaubensvorstellung war; keine Nachweise/Befunde oder sonstige wissenschaftlichen Erkenntnisse hat es dafür gegeben.
2. Nenne mir bitte eine wissenschaftlich gesicherte Theorie, welche sich in der Vergangenheit dann doch als Irrtum heraus stellte! :)

closs
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#142 Re: Gott und die Logik

Beitrag von closs » So 23. Feb 2014, 23:41

Darkside hat geschrieben:Tstsächlich gibt es keine absolute Wahrheit
Aus Sicht der Wahrnehmung, also des Menschen, also uns ist das nach wie vor richtig.

Wir haben immer noch nicht den Durchbruch geschafft, Wahrnehmung und Realität als autonome Größen zu verstehen.

closs
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#143 Re: Gott und die Logik

Beitrag von closs » So 23. Feb 2014, 23:48

Darkside hat geschrieben: Die Wissenschaft ist per se ohne Glauben.
Methodischer Atheismus ist sogar Bedingung für Wissenschaft.

Darkside hat geschrieben:Die Wissenschaft hingegen sieht es genau andersherum
Du beschreibst den Unterschied zwischen induktivem und deduktivem Vorgehen - auch das ist der Theologie bekannt. - Es gibt sehr viele Dissertationen und Habilitationen, die in diesem Sinne wissenschaftlich arbeiten. - Fundamental-theologisch geht das jedoch nicht - weil Gott zur Erklärung des Dasein, des Woher und Wohin bisher alternativlos ist (und auch bleiben wird) und deshalb gesetzt wird.

Diese Setzung kann falsch sein - aber sie kann als Setzung nicht falsifiziert werden. - Genauso wie die Setzung der Naturwissenschaft, dass es eine wesensmäßige Verbindung zwischen Wahrnehmung und Realität gibt, nicht falsifiziert werden kann.

Darkside hat geschrieben:Was gesucht wird, wird deshalb noch lange nicht auch gefunden.
Für das Dasein gilt das in der Tat.

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#144 Re: Gott und die Logik

Beitrag von Scrypton » Mo 24. Feb 2014, 00:36

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Was gesucht wird, wird deshalb noch lange nicht auch gefunden.
Für das Dasein gilt das in der Tat.
Und somit auch ganz allgemein.
Von irgendwelchen Über-Sein-Vorstellungen darfst du aber natürlich trotzdem träumen. Vieleicht erträume ich darüber ein weiteres, noch größeres Sein! :)

Hier jedenfalls irrelevant.

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#145 Re: Gott und die Logik

Beitrag von closs » Mo 24. Feb 2014, 00:43

Darkside hat geschrieben:Und somit auch ganz allgemein.
Das ist eine freihändige Schlussfolgerung ohne jegliche Grundlage. - "Not invented here" sollte nicht der ultimative Ratgeber sein. Die übliche Klaustrophilie.

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#146 Re: Gott und die Logik

Beitrag von Pluto » Mo 24. Feb 2014, 01:42

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Und somit auch ganz allgemein.
Das ist eine freihändige Schlussfolgerung ohne jegliche Grundlage...
Im Gegenteil. Es ist die einzig zulässige Schlussfolgerung. S lange wie wir keine andere Form des Seins nachweisen können, kann man nur vom Dasein ausgehen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#147 Re: Gott und die Logik

Beitrag von Zeus » Mo 24. Feb 2014, 07:09

closs hat geschrieben:[...]weil Gott zur Erklärung des Dasein, des Woher und Wohin bisher alternativlos ist (und auch bleiben wird) und deshalb gesetzt wird.
Diese Setzung kann falsch sein - aber sie kann als Setzung nicht falsifiziert werden. - Genauso wie die Setzung der Naturwissenschaft, dass es eine wesensmäßige Verbindung zwischen Wahrnehmung und Realität gibt, nicht falsifiziert werden kann..
Nix GENAUSO.
Es besteht ein Riesenunterschied zwischen den beiden Setzungen, nämlich die Wahrscheinlichkeit ihrer Wirklichkeitsnähe. Ockham lässt grüßen.
Frage: von welchem der vielen zur Verfügung stehenden Göttern redest du eigentlich?
Und wann und wo hat dieser dir das Woher und Wohin des Daseins erklärt?
Ich find es echt lustig. Da erfinden Menschen Götter, die mehr oder weniger ihrem eigenen Ebenbild entsprechen, und behaupten, ihre Erfindung könne ihr Dasein etc. erklären.
Das nenne ich einen klassischen Zirkelschluß.
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Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#148 Re: Gott und die Logik

Beitrag von closs » Mo 24. Feb 2014, 07:11

Pluto hat geschrieben: So lange wie wir keine andere Form des Seins nachweisen können, kann man nur vom Dasein ausgehen.
Das erhellt bestenfalls die naturwissenschaftliche Arbeitsweise - über-disziplinär ist es nicht zwingend.

Dass, wie darkside meint, eine Sache, die nach naturwissenschaftlichen Maßstäben nicht möglich sei, deshalb "auch ganz allgemein" nicht möglich sei, ist so, als würde ein Bäcker seine Backstuben-Bedingungen auf eine Bücherei übertragen. Es bricht immer wieder durch, dass das naturalistische Denken wie selbstverständlich als Maßstab für alles genommen wird.

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#149 Re: Gott und die Logik

Beitrag von closs » Mo 24. Feb 2014, 07:15

Zeus hat geschrieben:Es besteht ein Riesenunterschied zwischen den beiden Setzungen, nämlich die Wahrscheinlichkeit ihrer Wirklichkeitsnähe.
Und was sind die Kriterien, ob etwas wahrscheinlich ist oder nicht? Lass mich mal raten: Naturwissenschaftliche Kriterien?? :devil:

Auch hier: Naturwissenschaftliches Denken wird, als wäre es selbstverständlich, zum Maßstab gemacht. - Tut man das, hast Du übrigens recht. - Denn der Fehler liegt meistens nicht in den Schlussfolgerungen aus Setzungen, sondern in den Setzungen selbst.

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Zeus
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#150 Re: Gott und die Logik

Beitrag von Zeus » Mo 24. Feb 2014, 07:49

closs hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:Es besteht ein Riesenunterschied zwischen den beiden Setzungen, nämlich die Wahrscheinlichkeit ihrer Wirklichkeitsnähe.
Und was sind die Kriterien, ob etwas wahrscheinlich ist oder nicht? Lass mich mal raten: Naturwissenschaftliche Kriterien?? :devil:
Gibt es denn überhaupt eine andere WISSENSCHAFT?
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