Donnerstag, 13.02.2014
Als eines der ersten Länder der Welt erlaubt Belgien die aktive Sterbehilfe für Minderjährige. Die Abgeordnetenkammer verabschiedete am Donnerstag nach einer zweitägigen Debatte das entsprechende Gesetz. Im Parlament stimmten 86 Abgeordnete für die neuen Regeln, 44 dagegen. 12 Parlamentarier enthielten sich. Nun muss nur noch König Philippe das Papier unterzeichen - seine Unterschrift gilt als sicher.
Die umstrittene Gesetzesänderung erlaubt es Kindern und Jugendlichen, die unheilbar krank sind und unerträgliche Schmerzen haben, über den Zeitpunkt ihres Todes zu entscheiden. Sie benötigen die Zustimmung der Eltern, zudem müssen der behandelnde Arzt, unabhängige Kollegen und ein Psychologe einwilligen - aber die grundsätzliche Entscheidung liegt beim Kind.
Bis zuletzt hatten Gegner gegen die Abschaffung der Altersgrenze gekämpft, allen voran die katholische Kirche. "Man beurteilt die Jugend als rechtlich nicht geeignet, wichtige wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen", sagte der belgische Erzbischof André-Joseph Léonard. "Und plötzlich sollen sie fähig sein, zu entscheiden, dass man sie sterben lässt."
Viele bezweifeln die Urteilsfähigkeit von Kindern. Kritische Mediziner schrieben in einem offenen Brief, es gebe "nicht die geringste objektive Methode", um die geforderte Entscheidungsfähigkeit festzustellen.
spiegel.de

Sterbehilfe | 14.02.2014 - Brüssel
"Einfach erschreckend", findet Palliativmediziner Lukas Radbruch diese Entwicklung. Der Leiter des Zentrums für Palliativmedizin am Malteser Krankenhaus in Bonn befürchtet Entgleisungen, die mit der neuen Regel einhergehen. "Zu leicht können Äußerungen der Kinder falsch verstanden werden", warnt er.
Selbst gesunde Jugendliche in der Pubertät äußerten nicht selten Suizidgedanken. Das könne in der Krankheit schnell als Wunsch nach aktiver Sterbehilfe interpretiert werden.
"Natürlich steigt auch der Druck auf die Eltern, der aktiven Sterbehilfe für ihr leidendes Kind zuzustimmen", so Radbruch. Die Situation, die auch so kaum auszuhalten ist, könnte dann durch Uneinigkeit in der Familie noch erschwert werden.
Quelle

Ich bezweifele, dass Kinder sich darüber im Klaren sind, was es heißt, zu sterben.
Auch Erwachsene können nicht wirklich souverän entscheiden, wenn sie unter Druck stehen, wenn sie Schmerzen und Angst haben.
Dann wollen sie vielleicht einfach nur die belastenden Situation beenden, "egal wie".
LG