Wind hat geschrieben: Oder denkst du, man hat überhaupt keine Wahl dabei?
Wir haben sogar ständig die Wahl - aber viel wichtiger ist,
a) wie das entsteht, was uns zur Wahl vorgelegt ist, und
b) was unsere Formatierung ist, dass wir dann so oder so wählen.
Konkretes Beispiel: Wir hatten (beispielsweise) die Wahl, ob wir überraschendes, da unfall-bedingtes, Versicherungsgeld in eine Kreuzfahrt rund um die Welt oder in die Ausbildung der Kinder investieren sollten. - Wir haben uns für letzteres "entschieden". Da wird uns jetzt jeder Christ loben - aber das möchte ich nicht, da es kein Verdienst unsererseits ist. - Warum?
Aus unserer inneren Befindlichkeit kam nichts anderes in Frage, weil uns die Kinderausbildung wichtiger war. - Wir hätten somit gar nicht genossen, wenn wir um den Preis einer Vernachlässigung der Kinder eine Kreuzfahrt gemacht hätten. - Und warum sollten wir für etwas Geld ausgeben, von dem wir nichts haben? - Und das genau wäre der Fall gewesen, wenn wir die Kreuzfahrt wider besseren Wissens gemacht hätten. Es war also ein logische, nüchterne "Entscheidung", das Geld in die Kinder anzulegen, und hat nichts mit "Opfer" oder "Entbehrung" oder "Do-gooding" oder "Was-sind-wir-aber-für-tolle-Christen" oder "Lass-uns-etwas-für-unser-Heil-tun" zu tun.
Die entscheidende Frage wäre nun: Wer oder was hat uns so formatiert, dass es uns ein Bedürfnis (!!!) war, auf die Kreuzfahrt unter den gegebenen Bedingungen zu verzichten. - Und da ist meine Antwort: "WIR nicht".
Ich habe wirklich schon viel im Privatleben und im Beruf entscheiden müssen - ich hatte nie den Eindruck, dass es mein persönliches Verdienst war: Man bekommt etwas vorgelegt, ist so und so formatiert (= begnadet oder verflucht) - der Rest ist logische Folge.
Wir "entscheiden" also viel im Leben - aber das "Entscheiden" selbst hat dabei den Rang eines Blinddarms zum Darm - es ist ein Appendix zu viel wichtigeren Dingen. - Und gerade deshalb gehen bei mir immer sämtliche Warnlichter an, wenn das "Entscheiden" an sich zum Mittelpunkt der menschlichen Existenz gemacht wird. - Das mag als Huldigung heutiger Ich-Bezogenheit "(Selbst-Verwirklichung"/"Was-zählt-bin-ich") taugen, ist aber eben Götzendienst.