Einen geruhsamen und von Gott gesegneten Abend an alle Foristen!
Beim Buch Job scheiden sich im wahrsten Sinne des Wortes die Geister. Viele Gläubige oder am Glauben interessierte lesen das Buch und wenden sich verständlicherweise erschüttert von diesem Gott ab. Das Buch ist gewiss eines der wichtigsten im AT, sicher ist es aber das Facettenreichste.
Dieses Buch prüft uns alle beim Lesen daraufhin wie tief unser Glaube wirklich ist und welches Gottesbild wir uns auferlegen.
Man darf seine Verse nämlich lesen und auch einfach mal sagen: „Das verstehe ich jetzt (noch) nicht“. Vieles in der Bibel erschließt sich nicht auf Anhieb und man sollte sich mit seinem Glauben an den guten, wahren und liebenden Gott gerade durch diese Spannung des Nichtwissens tragen lassen und auf den Hl. Geist vertrauen. Dies fordert Geduld, ein Ausharren im Glauben, und vor allem Demut, beides Tugenden, die heutzutage "uncool" sind.
Und das Interessante an dem Buch ist: Gerade das Ausharren im Glauben und die Demut sind zwei wichtige Lehrstücke, die bei Job behandelt werden. Ebenso spannt das Buch quasi den Bogen um im NT durch Christus Jesus das Ziel zu treffen und mit ihm der bis dahin das Ziel verfehlende Mensch. Das Buch Job indes verharrt in dieser Spannung, wirkt oftmals seltsam unfertig, der Leser bleibt, wie Job, schweigend und nachdenklich zurück, eben geduldig und demütig.
Doch im Gegensatz zu Job kennen wir heute die Antwort zu all den Fragen: Gott wurde Mensch in Christus Jesus, um uns durch und im Leid zu erlösen zum ewigen Leben!
Ein Beispiel, warum man diese „österlichen Brille“ benötigt, sind die Schlüsselverse Job 9,1-24:
Job beschreibt darin einen Gott der Übermacht und des Unrechts und dringt damit tief in die
Erbsünde ein, zeigt sie uns in mindestens 5 Punkten auf. Erstmals in Vers 9,11:
HSK
Zieht er an mir vorüber, so sehe ich ihn nicht, gleitet er vorbei, so merke ich ihn nicht.
Der Mensch sieht Gott nicht mehr, weil er nur sich selbst sieht. Kein Gebet kann Gott mehr erreichen.
Weiter in Vers 15, der Mensch setzt sich Gott mindestens gleich, will selbst richten und wird sogar zum Richter über Gott:
HSK
Sogar wenn ich recht habe, weiß ich nichts zu erwidern, muß vielmehr meinen Richter um Gnade bitten.
Dann Vers 20:
HSK
Wäre ich auch im Recht, würde mein eigener Mund mich schuldig sprechen; wäre ich schuldlos, könnte er doch mich ins Unrecht setzen.
Der Mensch sieht sich als unschuldig an, erkennt seine Schuld nicht mehr.
Und ein weiteres Übel der Erbsünde in Vers 21:
HSK
Unschuldig bin ich! Ich nehme auf mich keine Rücksicht! Ich verachte mein Leben!
Job, der Mensch, kündigt den Bund mit Gott, verachtet das gottgegebene Leben und damit Gott und will sein Leben wegwerfen.
Und zu schlechter Letzt wird Gott für Job und dem Menschen sogar zum Sadisten, die Abkehr ist vollkommen, Satan triumphiert (der Gotteslästerer Nitzsche zitierte gerne diesen Vers 23):
HSK
Wenn die Geißel plötzlich tötet, spottet er über der Schuldlosen Angst.
Doch welche großartige Antwort auf diesen satanischen Abfall des von ihm immer geliebten Menschen hat dieser barmherzige Gott: Er sendet seinen einzigen Sohn um unsere Sünden durch dessen Tod zu tilgen und uns mit ihm zu versöhnen. So erkennen wir:
1. Christus Jesus trägt unser aller Leid ans Kreuz, damit wir frei werden.
2. Christus Jesus entäußert sich seiner Übermacht und verwandelt sie in Liebe, Barmherzigkeit und Demut, damit wir ebenso handeln.
3. Gottes Gerechtigkeit ist stets für uns, ist das Gute, aber für uns oftmals unbegreiflich.
4. Die Tiefe der eigenen Schuld wird in der Beteuerung der Unschuld offenbar.
5. Gebet heißt Dialog mit Gott. Fehlt die Antwort, bedeutet dies: der Wille des guten Gottes geschehe.
6. Die eigene Erniedrigung, die rechte Demut führt zum Sieg wie bei Christus Jesus.
7. Als Ungerechte fordern wir Gerechtigkeit und dadurch die Züchtigung durch Gott heraus.
8. Was wir im Leben verlieren, gewinnen wir um das Vielfache im Reich Gottes.
9. Wie Christus Jesus sollen wir im Leid und im Versagen bis zum Ende im Glauben ausharren, denn:
Mein Erlöser lebt!
Probiert es und setzt bitte einfach einmal diese österliche Brille beim Lesen des Buches Job auf und vieles wird verständlicher und wunderbar! Und sollte einiges (wie auch bei mir) weiterhin unverständlich bleiben: Nicht verzagen, im Glauben trotzdem ausharren, das vorübergehende Nichtwissen gelten lassen und den Hl. Geist um Weisheit bitten!
Danke für eure Geduld
Servus!
