Wie muß man es sehen? Ist es...
...ein Märchen, in welches einige historische Fakten eingebaut wurden?
Oder... eine kunstvoll konstruierte Botschaft mit zeitlosen Inhalten?
Was will uns der Autor dieses Buches sagen?
Jona -- da denkt jeder gleich an den Fisch, und die Bibelkritiker fühlen sich dazu verpflichtet, zu protestieren.

Aber das Buch Jona besteht nicht nur aus dem Fisch. Dieser ist nebensächlich.
Hier mein Essay zu Jona... einigen von euch dürfte er bekannt sein-- ich möchte meine Arbeit gerne hier, im Forum von 4religion.de haben.
Nach dem Tod des Königs Salomo spaltete sich Israel etwa um 930 v. Chr. in ein Nordreich und ein Südreich. Jona war ein Prophet, der um etwa 800- 750 v. Chr. im Nordreich wohnte und wirkte-- er stammte übrigens aus der Nähe von Nazareth in Galiläa.
Eine der Hauptstädte von Assyrien hieß Ninive, im heutigen Irak gelegen. Ninive hatte vermutlich mehr als 150 000 Einwohner und wurde 612 v. Chr. zerstört.
Die Assyrer waren die erklärten Feinde Israels- sie waren Barbaren; Götzendiener mit fürchterlichen Sitten. Und ausgerechnet dort schickte Gott den Jona hin, um ihnen zu predigen. So um die 800 km oder mehr hätte er schon auf sich nehmen müssen, um den Auftrag auszuführen.
Jona. Wollte nicht gehen, weil er die Leute von Ninive nicht für wert genug erachtete, um sich ihretwegen diesen Streß zu machen. Außerdem war es unklug, den Feinden Israels möglicherweise noch dazu zu verhelfen, stärker und zu einer ernst zu nehmenden Bedrohung für Israel zu werden. Wer ist denn schon so beschränkt, Leute, die einem nichts Gutes wollen mit Wohltaten zu bedenken?

Und warum schickte Gott ausgerechnet ihn dorthin?
Wir wissen zwar, wie wir als gut erzogene Christen zu denken haben

Er hatte sie bereits aufgegeben, diese Ausländer, diese Abtrünnigen in Ninive, und er fühlte sich für deren Seelenheil auch nicht zuständig. Dazu kam seine Angst, gemobbt und vielleicht gefoltert und getötet zu werden. Das ist auch verständlich.
Wie's weitergegangen ist, das ist bekannt.
Und dann, der Schluß, der ist auch krass: Jona freute sich nicht über die Umkehr der Leute, sondern er war frustriert darüber (zornig), dass Gott diese Sünder nicht in Bausch und Bogen vernichtete oder wenigstens angemessen bestrafte und leiden ließ. Wo sie sich Strafe und Gericht doch mit ihren gotteslästerlichen Schandtaten wahrhaftig mehr als reichlich verdient hatten!
Ein Prophet, der von Gott direkte Weisung empfängt-- und ist nicht eines Sinnes mit Gott? Er kann sich nicht mit den Absichten Gottes identifizieren?

Oder hatte Jona vielleicht ein Problem mit sich selbst? Weil seine düsteren Prognosen nicht eingetroffen waren? Fühlte er sich als Person, fühlte er seinen Status als Prophet und seine Sicht der Dinge grundsätzlich in Frage gestellt?
Fragen.
LG