closs hat geschrieben:Meine eigene, allversöhnugs-geprägte Version orientiert sich an der urtext-nahen Übersetzung, die anstelle von "Gericht" von "Bewahrheitung" spricht. - Demnach ist Gericht nicht das Gegenstück zur Liebe ("Alles in Einem"), sondern deren Zuträger.
Denn "Bewahrheitung" bedeutet, dass der Mensch zu Gott per Erkenntnis (auch Selbst-Erkenntnis, also auch Buße) aus-"gerichtet" wird - also "wahr gemacht" wird. - Je mehr jemand verbogen ist, desto mehr muss er "gerichtet" werden - wie das Stahl und bei Knochen auch der Fall ist.
So interpretiert habe ich das zwar noch nicht gehört, aber das wäre für mein Gesamtverständnis doch schlüssig.
Beim Nachdenken, was das Gericht Gottes eigentlich beinhaltet, fiel mir auf, dass eigentlich nirgendwo steht, was genau in dem Gericht abläuft. Jedenfalls ist mir da nichts bekannt. Christen beziehen das Gericht oft nur automatisch auf ein Ende in der Hölle. Wovon z.B. Jesus nicht direkt gesprochen hat.
Eigentlich finde ich die Aussicht auf ein Gericht noch verständlicher und positiver im Zusammenhang zur Liebe Gottes, als wenn gleich, wie es von manchen vertreten wird, schon durch die richtige oder falsche Art zu Glauben ein Urteil gefällt wird, ohne Verhandlung.
Interessant fand ich schon immer den Zusatz zu der Aufforderung, nicht zu richten "denn mit dem gleichen Mass, mit dem ihr richtet, werdet ihr gemessen werden" (frei nach Matt.7,2)
Da sieht es so aus, als wenn Menschen sich den Maßstab selbst anlegen, wenn sie über andere richten. Wenn man das wirklich mal bedenken würde, bis zum kleinsten Detail, dann würde man, meiner Meinung nach, schon ganz von selbst aufhören, über andere Menschen zu urteilen.