Widersprüche in der Bibel

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Demian
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#111 Re: Widersprüche in der Bibel

Beitrag von Demian » Mi 18. Dez 2013, 23:05

Naqual hat geschrieben: Ist es (jetzt zum Kontext des monierten Textes) Ziel des Wortes Gottes Leute zu entzweien? Nein, aber es muss ersteinmal jemand das Wort Gottes erfahren und er damit getrennt werden zu denen die es noch nicht erfahren haben, oder einfach nicht wollen. Die einzig vorstellbare Alternative wäre es, dass Gott alles Leute gleichzeitig ins sein Wort versklavt, ohne eigene Entscheidung. Das wäre ein direkter Widerspruch zur Liebe.

Alltäglich erlebt sich das Ego als etwas „Gegenüberseiendes“. Als eine Zweiheit gegenüber einem Du. Der Mythos von Kain und Abel. Dieses Gegenübersein ist aber gedanklicher Schein. Der Buddhismus spricht von Avidya ( Verblendung ). Im Buddhismus steht Avidya an erster Stelle des Lebensrades. Für den Christent steht an erster Stelle der Sündenfall. Psychologisch ist beides das Gleiche.
Was passiert im Laufe der spirituellen „Entzweiung“ ( ich würde sagen: Ablösung von jeder Anhaftung, Loslösung ) ? In meinen Augen: die scheinbare „Zweiheit“ wird „ent-zweit“, um zu erkennen, dass es eigentlich nur Einheit gibt, die sich verschiedenartig ausdrückt.

Aber der Grundtext muss ja auch nicht perfekt sein (außer man glaubt an eine direkte Eingebung des Textes durch Gott).

Selbst dann nicht, da Worte ein Medium sind, dass gar nicht darauf ausgelegt ist eine „objektive“ und „absolute“ Erkenntnis in Worte zu fassen. Das Lebendige kann man nicht „auf den Begriff“ bringen, wie die Philosophen sagen. Die größten Dichter und Denker waren allesamt Sprachkritiker. Darum stimmt auch der Satz von Sokrates: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ - denn die Sprache „weiß“ tatsächlich nichts, sie macht nur das ein oder andere sichtbar. Sobald wir den Mund aufmachen, sind wir schon Dichter … vielleicht gute ... vielleicht weniger gute ... lasst uns versuchen gute zu werden.

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sven23
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#112 Re: Widersprüche in der Bibel

Beitrag von sven23 » Do 19. Dez 2013, 06:32

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Kann man mit der Bibel ohne selektive Wahrnehmung überhaupt vernünftig und konstruktiv umgehen?
Je mehr Erfahrung ich in Foren gewinne, desto eher ist die Antwort NEIN. - Man muss (wie es aussieht) erst einen geeigneten spirituellen Korridor gefunden haben ("selektive Wahrnehmung"), um die Bibel als Ganzes zu verstehen. - Unbeleckt aus der Bibel heraus funktioniert das nicht - erfahrungsgemäß. - Du darfst das als Ausdruck von Pessimissmus verstehen.

Also doch eher die Jefferson Bibel lesen. Da sind die unangenehmen und peinlichen Stellen schon rausgestrichen. :lol:
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sven23
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#113 Re: Widersprüche in der Bibel

Beitrag von sven23 » Do 19. Dez 2013, 10:42

Naqual hat geschrieben: Das Verhältnis von Eltern und Kind(ern) wurde in der jüdischen Kultur sehr hoch, sogar heilig eingeschätzt, der scheinbare Widerspruch ist da noch krasser als wie für heutige Ohren. Warum verwendet der Autor nun eine Extremdarstellung, die offensichtlich erst einmal gegen die Vernunft geht (Widerspruch) - isoliert betrachtet? Für den Autor steht Gott (vertreten durch Jesus) über allem.

Es kann aber auch sein, daß sich die Autoren hier etwas vergallopiert haben. Man kann ja das eine tun, ohne das andere zu lassen. Wenn Jesus geliebt werden will, geht das auch ohne Entzweiung oder gegenseitiges Ausspielen. "Ich will aber, daß ihr mich mehr liebt als eure Nächsten" klingt irgendwie kindisch und eifersüchtig, so ganz und gar nicht nach einem souveränen Gott.
Die Textstelle ist sicher keine Sternstunde der Autoren.
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#114 Re: Widersprüche in der Bibel

Beitrag von closs » Do 19. Dez 2013, 12:13

sven23 hat geschrieben:"Ich will aber, daß ihr mich mehr liebt als eure Nächsten" klingt irgendwie kindisch und eifersüchtig
Das sollte man transzendent verstehen - zu Ende gedacht soll das heißen:

"Wenn Ihr Euerem Dasein mehr verhaftet seid als Eurem Ursprung".

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sven23
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#115 Re: Widersprüche in der Bibel

Beitrag von sven23 » Do 19. Dez 2013, 12:20

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:"Ich will aber, daß ihr mich mehr liebt als eure Nächsten" klingt irgendwie kindisch und eifersüchtig
Das sollte man transzendent verstehen - zu Ende gedacht soll das heißen:

"Wenn Ihr Euerem Dasein mehr verhaftet seid als Eurem Ursprung".

Auch transzendent wirkt es albern. Ihr könnt eure Nächsten und eure Feinde lieben so viel ihr wollt, aber zuerst komm ich (Jesus).
Auf der anderen Seite sagt Jesus: was ihr dem geringsten meiner Brüder tut, das tut ihr mir.
Also würde die Nächstenliebe ihn ja schon mit einschließen.
Ich vermute, hier haben die Bibelschreiber nicht konsequent zu Ende gedacht.
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#116 Re: Widersprüche in der Bibel

Beitrag von closs » Do 19. Dez 2013, 13:08

sven23 hat geschrieben:Ihr könnt eure Nächsten und eure Feinde lieben so viel ihr wollt, aber zuerst komm ich
Das ist vollkommen falsch gedacht - Jesus meint doch mit "Ich" nicht sich ale Menschen, sondern das, wofür er geistig steht.

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#117 Re: Widersprüche in der Bibel

Beitrag von 2Lena » Do 19. Dez 2013, 13:55

Sven23 zitiert: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch Mt 5,43

gegenüber:
"Mt 10,34 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert."

Als es noch nicht mal eine Schreibmaschine in jedem Haushalt gab, kam eines Tages ein Film über ein Verbrechen. Emotionell hat mich noch mehr aufgeregt, dass der Erpresser aus Zeitungen und Literatur völlig zusammenhanglos, indem er Passagen ausschnitt, die Erpresserbriefe zusammen klebte. Unerhört.

Ich bitte darum, Mt. 5 und 10 nicht zu mischen! Es sind verschiedene Themen.
Der Zusammenhang muss innerhalb des Kapitels entstehen!

Mt. 5 = auf die Höhe zu kommen durch Lernen
Mt. 10= Wiederholen, beherrschen, aussortieren

So soll man denken - Frieden auf die Erde zu werfen - nicht kommen um den Frieden schwer zu machen, falls das öde ist.
Beides ist [xerev]. Das Schwert oder die Öde?
Ist Frieden bei Öde? Bringt das Trennen von Öde den Frieden.
Das passt zum Kapitel "aussortieren".

Mt. 5 Soll man den Nächsten lieben? Der heißt [ra] aber das heißt doch auch Übel.
Übel soll man nicht mögen, soll es hassen wie die Pest.
Dafür sage ich: Liebt die Freunde! [ra] also Freundschaft oder Gedeihen.
Richtet das und "verfolgt das ohne Ende!"
Da gings bergauf!


Habt ihr das verstanden?
Wehe, wenn das nicht so ist - dann schreib ich es halt anders - etwa genauer.

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#118 Re: Widersprüche in der Bibel

Beitrag von sven23 » Do 19. Dez 2013, 15:38

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ihr könnt eure Nächsten und eure Feinde lieben so viel ihr wollt, aber zuerst komm ich
Das ist vollkommen falsch gedacht - Jesus meint doch mit "Ich" nicht sich ale Menschen, sondern das, wofür er geistig steht.

Das ist schon klar, gilt dann aber auch für:

"Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,das habt ihr mir getan" (Mt 25,40)
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sven23
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#119 Re: Widersprüche in der Bibel

Beitrag von sven23 » Do 19. Dez 2013, 15:39

2Lena hat geschrieben:
Habt ihr das verstanden?
Wehe, wenn das nicht so ist - dann schreib ich es halt anders - etwa genauer.

Ich schon, nur der closs hat so seine Schwierigkeiten. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#120 Re: Widersprüche in der Bibel

Beitrag von closs » Do 19. Dez 2013, 16:05

sven23 hat geschrieben: Das ist schon klar, gilt dann aber auch für: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,das habt ihr mir getan" (Mt 25,40)
Ja. - Wo ist der Punkt?

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