piscator hat geschrieben: ↑Do 17. Jun 2021, 15:35
Nun lieber Erwin, das liegt daran, dass wir für unsere Überzeugungen handfeste Fakten und unzählige verifiziere Belege haben.
Wenn das alles so einfach und klar wäre, dann herrschte ja unter all denen, die sich auf "handfeste Fakten und verifizierte Belege" berufen und beziehen, Eintracht und Einigkeit.
Dem ist aber nicht so, ganz offensichtlich. Vieles ist überhaupt nicht klar und eindeutig aber viele meinen das, weil sie dies und das gelesen haben. Andere wiederum haben jenes und solches gelesen und haben eine ganz andere Meinung, sind jedoch ganz genauso überzeugt von sich und berufen sich ebenfalls auf "handfeste Fakten und verifizierte Belege".
Und wenn jemand fragt: Zeig doch mal ein Beispiel. Es gibt unzählige solcher Beispiele, man muss nur danach suchen, dann findet man sie auch. Und zwar sehr schnell. Aber weil ich gerade ein gutes Beispiel im Kopf habe, bitte.
Thema sind Nutzen und Risiken von Hydroxychloroquin zur Behandlung von Covid 19 Patienten.
Erstmal die ganz offizielle Sicht, das, was man sofort von den anerkannten, etablierten Stellen und Medien angezeigt bekommt, und natürlich alles basierend auf "handfesten Fakten und verifizierten Belegen".
1) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
Hydroxychloroquin: Erneute Warnung vor Risiken bei Anwendung zur Behandlung von COVID-19
2) Ärzteblatt
Hydroxychloroquin und Chloroquin: Arzneimittelbehörden warnen vor psychiatrischen Nebenwirkungen
3) Medizin Transparent - geprüft.kritisch.unabhängig
Hydroxychloroquin nutzlos bei Covid-19
4) Cochrane Deutschland - Zuverlässige Evidenz - Informierte Entscheidungen - Bessere Gesundheit
Hydroxychloroquin reduziert nicht die Anzahl der Todesfälle durch COVID-19 und wahrscheinlich auch nicht die Anzahl von Personen, die künstlich beatmet werden müssen.
Hydroxychloroquin verursachte mehr Nebenwirkungen als eine Behandlung mit Placebo (Scheinmedikament), allerdings fielen diese in der Regel mild aus.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass keine weiteren Studien benötigt werden, die die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin zur Behandlung von COVID-19 untersuchen.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass keine weiteren Studien benötigt werden, die die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin zur Behandlung von COVID-19 untersuchen.
Fazit: "Die Wissenschaft" ist sich hier also einig: Finger weg von Hydroxychloroquin! Es ist nicht nur nutzlos sondern auch gefährlich. Auffällig auch hier der gleiche Tonfall, der bei Dir zu sehen ist: "geprüft.kritisch.unabhängig" "Zuverlässige Evidenz - Informierte Entscheidungen" "handfeste Fakten und verifizierte Belege" - das ist immer das gleiche Lied und es sagt: Wir haben recht weil wir vernünftig sind, weil wir alles richtig machen und uns an die Grundsätze der Wissenschaft halten, was wir sagen, das ist unbestreitbar bewiesen, wer was anderes sagt befindet sich im Irrtum. Und im übrigen haben wir es auch nicht nötig, uns noch weiter zu informieren oder zu forschen, denn die Sachlage ist klar und eindeutig. Es ist egal, welche Quellen Du hast, sie können unmöglich das Gegenteil beweisen.
Nun lese ich einen Artikel, ein Interview mit einer Ärztin namens Frau Deinert. Wer ist Frau Deinert?
Frau Dr. Johanna Deinert ist Fachärztin für Allgemeinmedizin. Ihre experimentelle Doktorarbeit verfasste Sie im Bereich Virologie mit Fokus auf Forschung und Entwicklung von Medikamenten und Hemm-Mechanismen. Dass ihre Arbeit in angesehenen und führenden medizinischen Wissenschaftszeitschriften wie dem European Journal of Biochemistry veröffentlicht und im Nature Review zitiert wurde, verdeutlicht den Stellenwert ihrer Arbeit sowie ihre Expertise im Bereich Virologie. Frau Dr. Deinert blickt nicht nur auf weitreichende experimentelle Forschung zu Medikationen von Virus-Infekten zurück. Sie behandelt auch Patienten in eigener Praxis sowie im kassenärztlichen Notdienst, die an COVID erkranken.
Vermutlich würden nun viele, die die unbestreitbar bewiesene Wahrheit vertreten, sofort sagen, dass es sich hier um einen Laien handelt und dessen Ansichten daher eigentlich wertlos und nicht zu beachten sind. Eine sehr fragwürdige Argumentation für mein Verständnis. Frau Dr. Deinert ist jedenfalls real und hat in einem Interview folgendes gesagt:
ET: Woher haben Sie diese Erkenntnisse?
Dr. Deinert: Ich habe relativ früh angefangen – seit Januar letzten Jahres – das zu beobachten. Es gibt einige verschreibungspflichtige Medikamente, die scheinbar nach wie vor keine Zulassung [für COVID-Behandlungen] haben, die ich aber aufgrund von großen Meta-Datenbanken und Analysen von vielen verschiedenen Studien für hoch wirksam erachte.
Natürlich, eine Studie ist zunächst mal eine Studie. Da muss man immer schauen, wie die Qualität ist. Wenn man aber viele verschiedene Studien statistisch zusammen ausweitet, ist die Aussagekraft höher. Und auf solche Daten beziehe ich mich meistens.
In großen Meta-Datenbanken zeigt sich die statistische Signifikanz von Studien. Manchmal gibt es negative, manchmal positive Studienergebnisse. Man muss das in der Gesamtschau sehen. Und wenn WHO oder RKI das noch nicht empfehlen, habe ich immerhin noch die medizinische, also ärztliche Freiheit, Therapieversuche mit meinen Patienten zu machen.
ET: Also, wenn ich Sie richtig verstehe, beziehen Sie sich auf eine gesamte Datenbank von Studien und leiten hieraus ab, welche Medikation im Individualfall tatsächlich sinnvoll ist?
Dr. Deinert: Genau. Es hängt davon ab, in welcher Phase des Infekts sich der Patient befindet. Ich mache mir nicht nur theoretische Gedanken, sondern behandle Patienten – zum Beispiel im Notdienst.
Ich persönlich wäre bei Ivermectin und Hydroxychloroquin nicht abgeneigt, diese in einer niedrigen Dosierung prophylaktisch einzusetzen. Das muss jeder Arzt vor sich selbst rechtfertigen. Wie gesagt, hierzu besteht eine große Daten-Basis.
Natürlich ist das, was das RKI und die WHO empfehlen, für mich eine Leitlinie. Aber ich finde, als Arzt bin ich einfach verpflichtet, meinen Job zu machen und in Studien reinzugucken, die vielleicht noch nicht bei der WHO oder dem RKI gelistet sind. Beispielsweise sind da fünf Studien zitiert, die davon abraten, Hydroxychloroquin einzusetzen. Ich hingegen habe Zugriff auf 245. Von diesen 245 Studien ist bei frühzeitiger COVID-Behandlung keine einzige Studie negativ ausgefallen.
Deshalb glaube ich schon, dass meine Daten aussagekräftiger sind als die der fünf Studien, von denen mittlerweile sogar zwei zurückgezogen wurden. Ich habe auch mit dem RKI telefoniert. Sie haben mir ganz klar gesagt, sie sind darauf angewiesen, dass wir Ärzte bestimmte Dinge herausfinden und melden, damit sie dann die Standards anpassen.
So, was sagt jetzt diese Frau? Ist sie ein "Schwurbler" - ein "Aluhutträger" oder "Verschwörungstheoretiker" etc. ? Nein, es ist eine studierte Frau, eine praktizierende Ärztin mit abgeschlossenem Studium und einer Doktorarbeit "im Bereich Virologie mit Fokus auf Forschung und Entwicklung von Medikamenten und Hemm-Mechanismen." Diese Ärztin, die absolut real und echt ist, mit einem großen Foto zum Interview, sagt nun etwas ganz anderes. Und sie bezieht sich da auf 245 Studien auf die sie Zugriff hat.
Wie kann es sein, dass diese Frau eine ganz andere Meinung hat als das, was so viele seriöse, anerkannte, evidenzbasiert urteilende Quellen erklären und als eindeutig und unbestreitbar bewiesene Fakten darstellen? Auch sie bezieht sich nämlich auf "handfeste Fakten". Und die Stammen nicht aus irgendeiner "verschwurbelten Fantasiewelt" sondern aus wissenschaftlichen Datenbanken.
Bitteschön: Das ist jetzt ein Beispiel. Klipp und klar. Da steht Aussage gegen Aussage. Bewiesen und unbestreitbar auf beiden Seiten. Beide können aber nicht recht haben, denn sie widersprechen sich offensichtlich.
Ja und wenn ich jetzt gleich die Quelle angebe von diesem Interview, dann ahne ich schon, was für "Fakten" dann kommen, die das fachliche Urteil dieser Ärztin abstrafen und für null und nichtig erklären. Denn: Die Quelle ist ja bekannt für "Lügen, Spinnereien, Schwachsinn" und so weiter. Das ist dann das Argument. Ist das nüchtern, sachlich, angemessen? Ich denke: Nein.
„Impfen in einer Pandemie ist eigentlich nicht legal“: Dr. Johanna Deinert im Exklusiv-Interview
Ja, so ist das eben mit den "Beweisen" und der "Eindeutigkeit" und "Unfehlbarkeit" "der Wissenschaft". Oder der "Einigkeit" und "Einmütigkeit" der Wissenschaftler. Das Gute daran ist aber, dass nicht alle Wissenschaftler und wissenschaftlich denkende Menschen so sind. Viele sind es überhaupt nicht.