Die Frage ist berechtigt. Aber es ist - für mich - eher eine Frage der Auseinandersetzung mit dem Kirchenchristum und deren Dogmen.
Genaugenommen muss man nicht Christus aus dem Spiel nehmen, sondern anders deuten.
Das Kirchenchristentum sagt: Jesus ist für Dich gestorben, Deine Sünden sind verziehen.
Jesus sagte: willst Du mir nachfolgen nimm Dein Kreuz auf Dich. (Achtung: er sagte nicht: wenn Du in den Himmel willst, dann....)
Die seelische Einstellung Jesu (in der Darstellung, selbstredend) war: Liebe Deinen Nächsten und bemühe Dich sogar um mehr. Denn seine Freunde liebt jeder. Um die Welt besser zu machen (die Sünde zu besiegen) braucht es mehr. Und der Weg ist hart. Denn da beginnt der Punkt, ab dem die Liebe beginnt weh zu tun, weil man von sich selbst etwas opfern muss. Das Kreuz ist der theoretisch extrem möglichste Höhepunkt der Aufopferung für andere.
Das Kirchenchristentum hat nun für die breiten Massen eine "Fast-Food" Version bereitgestellt, in dem sie aus dem aktiv verstandenen Kreuz, ein passiv verstandenes Kreuz (aktiv ist ein anderer) gemacht hat. Also total rumgedreht. Letztlich zum Bösen. Weil der edle Gedanke intensiver Liebe bis hin zur Selbstaufopferung verwandelt wurde in ein blasses Spiel dämonischer Ausgleichsrechnungen der Blutrache.
Das andere ist: braucht man Religion? M.E. im Sinne institutionalisierter Machtgebilde mit veräußerlichten Ritualen: NEIN.
Allerdings im Bezug Gott-Mensch kann ein "Berater" sehr hilfreich sein. Fast wie bei "Meister-Lehrling".
Der Ursprung dessen, das der europäische Kontinent bis vor kurzem ein 1-Religion-Kontinent war, liegt daran, dass man gar nicht an den einzelnen gedacht hat, sondern nach Eroberungen quasi mit dem Feuerwehrschlauch die Leute getauft hat. Und das Wasser ist schon lange mehr als trocken geworden.