Wieso nicht: Liebe kannst Du beschreiben als das Bestreben jemandem Gutes zu tun. Das gibt's in allen quantitativen und qualitativen Ausführungen und stufenlos.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mi 10. Mär 2021, 13:23Naja, Liebe ist schon eine deutliche Steigerung zu einer gleichstufigen Höflichkeit/Freundlichkeit/Wohlwollen.Naqual hat geschrieben:"Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" heißt, den anderen auf die gleiche Stufe zu stellen wie sich selbst (als Grundlage des Denkens, Fühlens, Wollens und des daraus resultierenden Handelns).
Wenn dir die Negativ-Formulierung "man soll einen Anderen nicht auf eine Weise belasten/schaden, die man selbst nicht haben möchte" nicht gefällt, dann wäre die Positiv-Formulierung doch eher "Man soll einen Anderen derart freundlich/höflich/wohlwollend behandeln, wie man es selbst haben möchte".
Der Sprung zur Liebe ist aber nochmal etwas anderes. Wieso darf man dies einfach so machen?
Also ich sehe im Gruß "Guten Tag" wenn ich das dem anderen innerlich auch Wünsche durchaus Liebe.
Hast Du eine "elitäre Begrifflichkeit" von Liebe?
In meiner Begriffswelt ist Hass nicht das (direkte) Gegenteil von Liebe. Das liegt daran, dass Liebe "verbindet/vereint", also eine Beziehung herstellt.Das Gegenteil von Liebe wäre vermutlich Hass, aber hassen sich Menschen, wenn sie sich ungünstig behandeln?
Hass hat diese Eigenschaft (der Hassende bindet sich an den von ihm Gehassten) auch, aber in einer "krankhaften" Form. Er möchte dem anderen nichts Gutes, aber Böses.
Damit ist Hass eine krankhafte persönliche Bindung. Hass wirkt dann auch wieder auf den Urheber ungünstig zurück. (Das ist z.B. besonders tragisch bei Opfern von Gewalttaten, die über Jahre hinweg oder lebenslänglich darunter leiden den anderen zu hassen und ihm damit wieder Bedeutung zu geben, die er nicht haben sollte. Klingt für manche schräg: aber Vergebung wirkt hier befreiend auf das Selbst zurück.)
Am überlegen bin ich, ob das Wort "Gleichgültigkeit" das Gegenteil von Liebe ist. So ähnlich wie das Wort "lieb-los".
Warum soll ich mich nicht selbst lieben können? Das fällt mir relativ leicht sogar. Hier und da mag ich zwar nicht mit mir zufrieden sein und strebe nach mehr, aber grundsätzlich mag ich mich im großen und ganzen wie ich bin. Und ich halte das für eine gesunde Einstellung. In der verwendeten Begrifflichkeit: natürlich wünsche ich mir selbst Gutes. (Die Gefahr ist ja eben deshalb dass man hierüber die anderen "vergisst".) In meinem Jargon liebe ich mich also. Auch im Sinne eines Wir. Wobei es hier nur auf den ersten Blick abstrus erscheint "Wir" für ein "ich" zu setzen. Aber wenn ich mich wirklich liebe, werde ich in mir eins und bin nicht innerlich zerstritten. Denn in der ungesunden Form ist das "ich" ein Haufen widersprüchlicher Gefühle und Gedanken, das Wollen gespalten. Und Spaltung ist Leid.Im Grunde bestätigst du hier meine Ansicht, dass es sich um ein eigenartiges Konzept handelt, denn du kannst einen entscheidenden Fall nicht über deine "Definition" abdecken:Naqual hat geschrieben:Ich verstehe nicht ganz, warum das Konzept für Dich eigenartig ist.
...
Ich persönlich verstehe Liebe als vereinigende Kraft. Aus einem Ich gegenübergestellt einem Du wird ein Wir. Das kann ich gedanklich von einem Paar, über eine Gruppe bis zu einer Gesellschaft bis zu einem umfassenden Alles weiterdenken.
"Du liebst dich selbst" / "Ich liebe mich selbst"
Da gibt es kein "Ich -> Du = Wir", keine "vereinigende Kraft"
Die Anweisung "liebe XYZ, wie dich selbst" scheitert an "wie dich selbst", denn das kommt bei dir gar nicht vor.
Es ist interessant mit Dir zu diskutieren, gerade wegen der Unterschiede in der Begrifflichkeit (und der damit zusammenhängenden Unterschiede).Du hast ja bereits selbst auf "zwei Teile" hingewiesen, die über eine "vereinigende Kraft" zu einem "Gemeinsamen" werden wollen.Naqual hat geschrieben:Und warum beruht Liebe auf Ergänzung?
Die "zwei Teile" liegen als "zwei Menschen" vor - das ist schnell geklärt.
Das "Gemeinsame" ist erreicht, wenn sich die Reaktionen (die Gedanken) dieser beiden Menschen um "beide als eine Art 'Einheit'" drehen - das ist auch nachvollziehbar.
Also mir ist der Begriff "Ergänzung" zuwider. Das liegt daran, dass ich die Vorstellung eines Wir als "ich mit ergänztem Du" nicht so glücklich finde. Denke aber, ich weiß nun was Du meinst.
Gott. - Ich nehme an, hier ist der Punkt, wo wir uns nicht nur begrifflich unterscheiden.Was ist aber jetzt die "vereinigende Kraft"?

Wobei ich keine personale Gottesvorstellung habe (es ist allenfalls in manchen Angelegenheiten eine "Denkhilfe" sich ein Gegenüber vorzustellen)
Gott sehe ich im "Ganzen". Sein Sein ist Bewusstsein im Ganzen (das allumfassende Wir). Persönliches Bewusstsein ist nur die isolierte Variante durch Raum und Zeit definiert, aber nicht aus sich selbst heraus. Bei Gott ist immer "aus sich selbst heraus" weil es nichts gibt ohne durch Ihn.
Ja und Du hast Recht, belegen kann man das nicht mehr. Ergibt sich aber zwingend daraus, dass Gott objektiv nicht existiert, sondern nur als "allumfassendes Bewusstsein" also "super-subjektiv". Ich kann Ihn genauso wenig mit objektiven Methoden feststellen, wie ich mit objektiven Methoden mein eigenes Bewusstsein anderen belegen kann (hier gibt es in der Psychologie allenfalls "inter-subjektive" Belegformen, mit letztlich durchaus guten Werten um die Realität abzubilden).
LoL. Mit der Frage muss ich mich vielleicht noch mal beschäftigen. Im Moment ist mir lachend eingefallen, dass ich manchmal beim Autofahren drei oder vier Kreuzungen mit Ampeln genommen habe um auf einmal festzustellen, ich war tief in Gedanken und weiß wirklich nicht, wie ich die letzten 10 Minuten gefahren bin. - Und nun die knackige Frage: Wer ist gefahren?Bei Liebe ist der Standardablauf doch eher der, dass man selbst erst spät merkt, dass man bereits seit einiger Zeit auf Liebe eingestellt ist.
Wenn man es aber zuerst nicht merkt, "wer" entscheidet es dann und auf "welcher" Basis?

Naja, man kann es auf die Biologie reduzieren, dann wird es sicher einfacher. Aber auch "reduktionistisch". Also Liebe ist erst einmal kein Sex. Sie macht Sex zumindest in der Wahrnehmung sogar schöner.Aus meiner Sicht ist es ganz einfach:
der Körper reagiert ohne bewusste Verarbeitung auf ergänzende Umstände.
Jeder von uns ist ja ein Organismus und die Körpersysteme, bestehend aus Zellen, haben ihre eigenen Reaktionsmöglichkeiten, wodurch es zu Ausschüttungen von Stoffen kommen kann, ohne dass die Ursache "bewusst erkannt" wird.
Wieso können manche Männer, Frauen lieben, aber eher keine Männer?
Wieso können manche Männer, Männer lieben aber keine Frauen?
Wieso können manche Männer sowohl Frauen als auch Männer lieben?
(analoge Fragestellungen gibt es für Frauen)
Im übrigen denke ich, dass alle latent und unbewusst bis zu einem gewissen Grad bisexuell sind. Es ist nur durch Sozialisation ins Nicht-bewusste verdrängt worden. Also man muss ja nicht gleich alles in biologischer Vollendung (Geschlechtsverkehr) assozieren. Wenn ein Mann einen Mann streichelt (oder Frau eine Frau) kann dies hormonell bedingt (biologisch) als angenehm empfunden werden. Und Angenehmes wird naturgemäß als Verhaltensverstärker gewertet werden dürfen.
Schon, aber der Unterschied ist wieder biologisch bedingt und nicht durch Liebe.Ich sage, der Körper entscheidet auf Basis von Ergänzung und so gibt es selbst bei gleichgeschlechtlicher Liebe (hier geht es mir nicht um den Sexualakt) klare Unterschiede zwischen den "zwei Teilen".
Die entdecke ich auch, wenn ich mit Menschen aus anderen Kulturen konfrontiert bin (oder jene mit anderen "Philosophien"). Und ich liebe "es".Aus meiner Sicht müsste ich das gesamte männliche Spektrum in mir haben und ich kann mir nichts vorstellen, wodurch ein anderer Mann eine Ergänzung zu mir darstellen sollte - es war auch noch nie der Fall (das bedeutet aber nicht, dass es nicht sein könnte).
Anders bei Frauen, hier entdecke ich rauf und runter Ergänzungen, die ich quasi nicht "selbst ersetzen kann".

Wobei - wenn man die Biologie mal weglässt (Kinderkriegen, Periode, etc.), Unterschiede zwar verbleiben. Aber nur in der höheren Wahrscheinlichkeit des Auftretens bei einem. Mir fällt jetzt nichts ein, was da einem Mann oder Frau nicht möglich wäre. Also was konkret. Habe ich was übersehen?
Es wird sicher ein Hauch Selbstliebe (jetzt positiv verstanden) dabei sein. Nur in einem "inneren Wahrnehmungsfeld", in dem routinemäßig viel ausgeblendet wird und so auch der andere, dem der Narzissmus zu Recht auf den Geist geht. Also im wesentlichen "krankhaft überarbeitet", wenn man so will. Wahrscheinlich innere Zerissenheit im Selbstwertgefühl, die mit Selbstzuwendung übertüncht wird um innere Ruhe zu finden.Wenn ich nun von dieser Basis ausgehe, dann ist in "Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst" die eigenartige Idee enthalten, dass ich zu mir selbst eine Ergänzung sein können soll.
Nö, dieser Fall liegt funktional nicht vor.
(es mag gewisse Extreme geben können - "Narzissmus" -, aber hier ist die Frage, "welche" Reaktion auf "was" genau basiert und ob dies tatsächlich Liebe ist)
Stimmt. Der Zwang "Heterosexualität für alle" ergab sich ursprünglich ja aus einem durchaus biologischen Trick. Ein Rudel was sich stärker vermehrt, hat bessere Chancen gegen die Konkurrenz beim Fressen. Also Frau soll dem Volk die zukünftigen Soldaten gebären. In Sachen Liebe vermag ich aber die Abklassifizierung anderer sexueller Grundeinstellungen nicht nachvollziehen. Auch ein homosexueller Mann ist (in der Regel) glücklicher und stabiler in einer funktionierenden Lebensgemeinschaft. Sowie ein heterosexuelles Paar auch. Das ist doch gut. Zwei vereinen sich. Und die schaden damit ja keine anderen.Zusatz:
Aus der Harmlosigkeit, dass eine Liebesausrichtung lediglich ein körperliches "Entdecken von Ergänzung" ist, leitet sich auch mein Verhältnis zu Hetero-, Homo- und Bisexualität ab -> alles ganz harmlos und am Ende keine Sensation.
Im Gegensatz dazu, zeichnen sich manche christliche Vorstellungen durch eine strickte Einschränkung auf Heterosexualität aus, obwohl sie mit "Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst" einer "Universalität von Liebe" zustimmen müssten -> das tun sie aber halt wieder nicht (warum auch immer).
Ich denke mal, den Staat um Steuern zu betrügen (eine Art Volkssport) schadet der staatlichen Gemeinschaft mehr, als Paare, die aufgrund ihrer sexuellen Vorlieben keine Kinder bekommen können als zukünftige Konsumenten. Und die können adoptieren. Und die pädogogischen und psychologischen Forschungsberichte zeigen, dass Kinder keinesfalls schlechter aufwachsen mit zwei gleichgeschlechtlichen Elternteilen.