
Quasi als Nebenprodukt einiger Studien ergab sich ein fragmentarisches Bild über Bücher und Schreiber in altestamentlicher Zeit. Für Interessierte hier gekürzt einige Ergebnisse mit der Hoffnung nicht als "Wichtigtuer" betrachtet zu werden. Vielleicht können einige Foristen noch mit weiteren Erkenntnissen aus diesem Themenbereich beitragen.
Gerade der Prophet Jeremia gibt uns einen guten Eindruck davon, wie ein Buch in altestamentlicher Zeit entstand und zeigt wesentliche Elemente der Buchherstellung auf.
Wir lesen: Gott befahl, eine Buchrolle zu nehmen und darauf alle Worte, die er dem Propheten gab, niederzuschreiben. Jeremia rief daraufhin seinen Sekretär und Schreiber Baruch und diktierte ihm die Botschaften, die er empfangen hat.
Baruch las den Inhalt im Tempel vor und teilte auch mit, mit was der Text aufgeschrieben wurde, nämlich mit Tinte.Jer 36,4; HSK
Da berief Jeremias den Baruch, den Sohn Nerijas, und Baruch schrieb nach den Angaben des Jeremias alle Worte des Herrn, die er zu ihm gesprochen hatte, in eine Buchrolle.
Die Buchrolle war wohl aus Papyrus, denn sie brannte vorzüglich.Jer 36,18; HSK
Baruch erwiderte ihnen: »Jeremias hat mir mündlich alle diese Worte gesagt, und ich schrieb sie mit Tinte in die Buchrolle.«
Jer 36,22-23; HSK
Der König bewohnte damals das Winterhaus, da es der neunte Monat war, und das Feuer des Kohlenbeckens brannte vor ihm. Sooft nun Jehudi drei oder vier Spalten gelesen hatte, schnitt er sie mit dem Schreibermesser ab und warf sie auf das Feuer im Kohlenbecken, bis die ganze Rolle im Feuer des Kohlenbeckens verschwunden war.
Baruch war ein Schreiber, ein eigenständiger Beruf im Altertum. Da die Mehrheit der Menschen Analphabeten waren, kann man die Kunst des Schreibens als Monopol betrachten. Schreiber waren in Kult, Verwaltung und Wirtschaft tätig. Israelische Schreiber lernten ihren Beruf wohl in Sippen (hebr. Schreiber = sofer, sepher)
Ein Schreiber musste nicht nur mit der eigenen Sprache und Schrift vertraut sein, sondern auch mit Sprachen und Schriften benachbarter Völker. In nachexilischer Zeit erfuhr der Begriff Schreiber dann einen Bedeutungswandel, da er nun auch als Autorität in Hinblick auf Auslegung des Gesetzes und der Gebote betrachtet wurde. Esra ist dafür ein gutes Beispiel.1Chr 2,55; HSK
Die Geschlechter von Sepher, die Bewohner von Jabez, waren Tiratiter, Schimatiter, Suchatiter; das sind die Kiniter, die von Chamat abstammen, dem Vater von Betrechab.
Im NT begegnet man im Schriftgelehrten dem ehemaligen Schreiber.Esr 7,6; HSK
Dieser Esra zog nun von Babel herauf. Er war Schriftgelehrter, erfahren im Gesetz des Moses, das der Herr, der Gott Israels, erlassen hatte. Der König gewährte ihm alle seine Wünsche, da die Hand des Herrn, seines Gottes, über ihm war.
Als Beschreibmaterial nahm man in ältester Zeit Ton (Keilschrift). Für Hebräisch war Ton nicht gebräuchlich, da er für die Schriftform ungeeignet ist. Ton wird im AT als Beschreibmaterial deshalb nicht erwähnt.
Anders aber Stein. Zwar gab es in Hebräisch keine geeignete Lapidarschrift (schmucklose Großbuchstaben), doch wurden anscheinend doch Steininschriften angefertigt, wie einige Stellen im AT belegen.
Auf Stein konnte man aber auch schreiben, wenn man ihn mit einer Kalkschicht bedeckte, auf die man die Schrift dann auftrug. So geschehen wohl hier:Job 19,24; HSK
mit eisernem Griffel und mit Blei, für immer eingehauen in den Fels!
Dtn 27,1-8; HSK
Moses aber und die Ältesten Israels gaben dem Volke folgenden Befehl: »Befolgt alle Gebote, die ich euch heute gebe! Wenn ihr über den Jordan in das Land hinübergekommen seid, das dir der Herr, dein Gott, geben wird, dann richte dir große Steine auf und bestreiche sie mit Kalk! Schreibe auf sie anläßlich deines Einzuges alle Worte dieses Gesetzes, damit du hineinkommst in das Land, das der Herr, dein Gott, dir verleiht, ein Land, das von Milch und Honig überfließt, wie der Herr, der Gott deiner Väter, dir verheißen. Habt ihr den Jordan überschritten, so errichtet diese Steine, um derentwillen ich euch heute Befehl erteile, auf dem Berge Garizim, und du sollst sie mit Kalk übertünchen! Ferner sollst du dort dem Herrn, deinem Gott, einen Altar bauen, einen Altar aus Steinen, die du mit keinem Eisenwerkzeug bearbeitet hast. Aus unbehauenen Steinen sollst du den Altar des Herrn, deines Gottes, errichten und darauf dem Herrn, deinem Gott, Brandopfer darbringen. Ebenso sollst du dort Friedopfer schlachten und ein fröhliches Opfermahl vor dem Herrn, deinem Gott, halten. Schreibe auf die Steine alle Worte dieses Gesetzes deutlich und genau!«
Jos 8,32; HSK
Dann schrieb er dort auf Steine eine Abschrift des Gesetzes des Moses, das er vor den Israeliten niedergeschrieben hatte.
Holz beschrieb man meist durch Einritzen oder mit Tinte. Im AT kann man möglicherweise an 4 Stellen das Beschriften von Holz herauslesen, wo von „Tafeln“, luach, die Rede ist, vielleicht ein zuvor bearbeitetes Brett zum Einritzen.
Is 30,8; HSK
Komm nun, schreibe es vor ihnen auf eine Tafel und lege es schriftlich fest; es sei für spätere Zeiten zum ewigen Zeugnis!
Bei Ez 37,16 wir auch von Schreiben auf Holz gesprochen, hier kann es sich aber auch um einen Holzstock handeln.Hab 2,2; HSK
Der Herr gab mir Antwort und sprach: »Schreibe die Offenbarung nieder und grabe sie auf Tafeln ein, damit man sie geläufig lesen kann!
Schließlich Is 8,1, wo von „Tafel“, gilayon, die Rede ist, wobei unklar ist, ob diese aus Holz war.HSK
»Du aber, Menschensohn, nimm dir ein Stück Holz und schreibe darauf: ›Juda und die mit ihm verbündeten Söhne Israels‹; dann nimm ein anderes Holzstück und schreibe darauf: ›Joseph, Holzstab Ephraims, und das ganze mit ihm verbündete Haus Israel‹!
HSK
Der Herr sprach zu mir: »Nimm dir eine große Tafel und schreibe darauf in gewöhnlicher Schrift: ›Eilebeute-Raubebald‹!
Metall war nur für kurze Texte geeignet, denn es war zu hart und zu schwer. Inschriften gibt es meist nur auf Waffen.
Das Notizpapier des Altertums waren Tongefäßscherben (Ostraka), die mittels Tinte oder Einritzen beschriftet wurden. Im AT werden Ostraka, so weit ich feststellen konnte, nicht erwähnt.
Tierhäute, zu Leder gegerbt, und in Rollenform sind ebenfalls ältestes Beschreibmaterial. Die Jesaja-Rolle, welche in Qumran gefunden wurde, hat eine Länge von 7 Meter und kann im „Schrein des Buches“ in Jerusalem besichtigt werden.
Die gebräuchlichste Form von Beschreibmaterial war aber Papyrus. Es wird aus Stängel der Papyrusstaude zu einzelnen Blättern hergestellt, die man zu Rollen zusammenklebte. Produziert wurden sie in der Antike ausschließlich in Ägypten und vor allem in der phönizischen Hafenstadt Gebal (griech. Byblos!) gehandelt. Im hebräischen Text des AT wird Papyrus (gome) mehrfach erwähnt, allerdings nicht als Beschreibmaterial.
Wenn Interesse besteht: Das nächste mal mehr über die Begriffe Buch/Rolle, den Schreibutensilien und der Schrift im AT im Allgemeinen.