Thunfisch hat geschrieben: ↑Sa 13. Feb 2021, 22:11
... Wenn ich nicht zu Jesus sondern zum Vater bete, wie es Jesus selbst gelehrt hat?
... Wenn ich die Dreieinigkeit anderst verstehe als der klassische Christ und Jesus als Gottes Sohn, der zwar göttlich ist, jedoch nicht DER Gott ist oder mir zumindest nicht ganz sicher bin?
... Wenn ich kein Mitglied einer Religion bzw. menschengemachen Organisation werden möchte?
... Wenn klassische Christen mich meiden, weil ich zum Vater und nicht zum Sohn bete?
Die Gegenposition zur Trinitätslehre wird heute innerhalb der christlichen Gedankenwelt als "Unitarismus" bezeichnet. Es gibt sogar eigene Kirchen dafür. Der herabwertende Begriff für diese Leute ist in der Feindpropaganda der katholischen Kirche "Arianer". Dieser Aria hatte teils allerdings recht eigenartige Vorstellungen und ich denke nicht, dass es im abgelaufenden Jahrtausend oder diesem noch Anhänger gibt.
Also Du willst Dich taufen lassen aber keiner Organistion angehören? Das ist ein wenig schwierig, fast gar unmöglich.
Du (nach weiteren Beiträgen von Dir bemerkt) zitierst gerne Bibelstellen statt eigene Gedanken zu bringen. Die Bibel gibt Dir Sicherheit. Gleichzeitig scheinst Du eine Gemeinschaft zu suchen, die Dir auch Sicherheit gibt. Der entscheidende Clou ist aber, dass es um eine Beziehung von Gott (Vater) und Dir geht. Da musst Du tatsächlich den Mut haben, auch eigene Gefühle und Gedanken zu haben. Auch wenn andere anders glauben (dogmatisch). Auch die Bibel gibt nur eine trügerische Sicherheit. Es kommt darauf an, wie man sie auslegt. Und da gibt es immer Dutzende von Möglichkeiten. Denn die Autoren konnten gar nicht auf die Idee kommen was den Leutchen Jahrhunderte später so alles einfällt. Sonst hätten sie es gleich einmal ausgeschlossen.
Ein gutes Beispiel ist der von Dir genannte Abschnitt um Joh 14,6. Das war über Jahrhunderte der knackigste Spruch um alle Nichtchristen zu verfolgen. Nur Christen haben Recht. Alle anderen sind verdammt. Und um das zu verhindern sind alle Mittel recht. Da wird dann ein ganzer Kontinent mal schnell zwangsmissioniert und alle anderen getötet oder verbannt. Und heute ist man dann im Urlaub ganz überrascht, wie nett, freundlich und herzlich die Leute in nichtchristlichen Kulturkreisen (auch) sein können. Ist doch seltsam?
Dabei hat es Jesus ganz anders gemeint: "Ich bin der Weg" ist eine sprachliche Formulierung, die im Hebräischen dieser Zeit gewertet werden muss. Wenn jemand eine Eigenschaft ganz besonders gut verkörperte, verwendet man die Formulierung, dass er es ist. Also wenn Jakobus total gerecht ist, dann konnte man auch formulieren "Jakobus ist die Gerechtigkeit". Jesus zeigte in seinen Werken (man lese die weiteren Verse in dem Abschnitt) wie man zu Gott (Vater) kommen kann. Also geht es um die innere Einstellung aus der heraus man wirkt um das Wirken selbst (das rückwirkt auf den Gläubigen). Dann steht im Vordergrund nicht die Person Jesu, sondern der gerade grobskizzierte Weg. Hart gesagt (nur für christliche Ohren) dann geht es auch ohne Jesus. So lange der Weg gegangen wird (und der dann grundsätzlich auch in anderen Religionen gelehrt werden kann).
Überrascht hat mich der Schwerpunkt Deines Gottesbildes. Rache! - Bist Du masochistisch veranlagt?

Oder was ist Dir Negatives widerfahren, das Dich belastet? Wo Du vielleicht nicht vergeben kannst. Selbst wenn Du in der Sache recht hast auf jemanden wütend zu sein: wenn Du nicht vergeben kannst, wie erwartest Du dass Dir vergeben wird? (Herr vergib uns WIE auch wir unseren Schuldigern) . Erst wenn man jemand anders vergeben kann, hat mich sich selbst von dem Fluch der Tat eines anderen in einem selbst befreit. Das kommt hinzu. Das ist, warum auch viele Opfer von harten Straftaten (zusätzlich) lange leiden müssen. (Der unterdrückte Hass frisst denjenigen auf der gut sein will im Widerspruch zum auf jemanden böse sein müssen und sich dies teilweise nicht einmal eingestehen zu können.)
Das antike Gottesbild eines tyrannischen Gottes hilft einem Menschen heute herzlich wenig. Ein Gott der Liebe und Vergebung schon. (Wobei man auch dieses wieder ins Lächerliche verzerren kann, denn dieses Bild ist alles andere als romantisch, sondern schwere Arbeit an einem Selbst.)