Ich denke, in dem Abschnitt der Bergpredigt, wo es ums Sorgen geht, ist das genauso, wie mit vielen anderen Aussagen in der Bibel. Jeder liest und versteht sie auf seine Weise. Und ich denke sogar, das ist die einzige Art, wie man Bibeltexte verstehen sollte.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 14. Dez 2020, 13:06Du hast recht, es steht quasi drin, dass man durch Sorgen nicht wachsen kann (wobei die Konsequenz ein Vertrauen auf Gott sein soll).
Das ist aus meiner Sicht eine zu strikte Ablehnung von Sorge, weshalb ich das Zulassen von Sorgen explizit betone und nur die Übertreibung als Negativ ansehe.
"Sorge" kann man durchaus als eine Motivation ansehen.
In einem anderen Thread von dir geht es um Veränderung und genau hierfür kann "Sorge" ein Antrieb sein.
Als Beispiel: ein Raucher macht sich Sorgen, wie es später ausgehen wird und über die Sorge versucht er immer wieder vom Rauchen loszukommen.
Das Vertrauen auf Gott ist nie passiv. Denn es bewegt Menschen dazu, aktiv zu werden. Auch die Vögel, über welche Jesus spricht, dass Gott sie versorgt, müssen sich das Futter suchen und ihre Jungen füttern, damit das Leben weiter geht. Die Verbindung zu Gott kann aber zB dazu führen, dass man Möglichkeiten findet, wo man vorher keine gesehen hatte, um seine Sorgen damit zu überwinden.
Ich persönlich verstehe keine strikte Ablehnung in dem Text. Es ist eine Aufforderung für solche, die sich von Sorgen leicht überwältigen lassen, und wenn sie nicht sofort Lösungen finden, resignieren, sich aufzumachen und mit Gott im Bunde nach neuen Möglichkeiten suchen. Ich persönlich erlebe dann Gott oft genau auf diese Weise, dass sich mir plötzlich Möglichkeiten auftut, wo ich vorher keine gefunden habe.
Eigentlich kann man sogar schon in unserer Sprache erkennen, dass man "Sorgen" positiv wie auch negativ benutzen kann.
Aktives Sorgen kann auf den "Nächsten" gerichtet sein: man sorgt für Andere, so dass es ihnen gut gehen kann.
Wenn man allerdings hauptsächlich jammert, dass einem etwas fehlt, und sich nicht bewegt, um eine Lösung zu finden, dann ist Sorgen sinnlos.
SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 14. Dez 2020, 13:06Ich denke, du würdest es durchleben und du würdest es so gut machen, wie es geht - bei mir wäre es auch so.
Da darf viel Traurigkeit und Weinen dabei sein, aber du würdest auch damit immer wieder aufhören und es anders versuchen.
Gab es bei diesen Fällen keine medizinische Linderung der Symptome?
Kann sein, dass es so sein wird. Für mich sind es oft sogar die medizinischen Möglichkeiten, die mir Angst machen. Schon die ganzen Vorsorgeuntersuchungen und die Vielzahl der Fachärzte, die man erst abklappern muss, um eine Diagnose zu finden, worauf man dann die Behandlung aufbauen kann, vermitteln mir ein Gefühl von Kontrollverliust, den ich fast noch eher als Verminderung der Lebensqualität empfinde, als Schmerzen, die man mit Schmerzmitteln besänftigen kann. . Die beinahe unbegrenzten Möglichkeiten, Organe auszutauschen, Proben zu entnehmen, indem man im Körper herumbohrt, Teile entnimmt und ersetzt, sind für mich ein rotes Tuch. Ich wünsche mir einfach, dass man bei Syptomen, so wie es früher meistens gemacht wurde, nach dem, wie ich meine Beschwerden schildere, mögliche Diagnosen bedenkt, und Medikamente ausprobiert. Lebensverlängerung ist für mich nicht wichtig. Wenn es so weit ist, möchte ich gehen, ohne vielfältige Versuche, die Flamme, die erlöschen will, immer wieder neu zu entfachen.
Ich finde es schlimmer, den Menschen hilflos ausgeliefert zu sein, als wenn ich weiß, es geht zu Ende. Dann hätte ich zwar gerne Linderung der Schmerzen und Hilfe, dass das Sterben nicht so schwer wird, aber wenn es dann zu Ende ist, dann soll die Klappe zu gehen ... und gut ist.
SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 14. Dez 2020, 13:06wie du es für dich schon mal beschrieben hast, benutze ich auch die Beiträge um eine eigene Klarheit in die Ansichten zu bringen und genau das war hier der Fall
Genau diese Art, miteinander zu kommunizieren, ist die beste, denke ich. Ich freue mich, dass du hier im Forum auf diese Weise etwas mehr Harmonie hinein bringst, als es vorher der Fall war. Schön, dass es dich gibt, und du hier bist.
