Und dann noch mit Palmwedel an Pessach

Das ist eher unwahrscheinlich, denn da müßte es mehr stilistische Übereinstimmungen geben. Das "Testimonium Flavianum" ist ja von der Forschung als spätere christliche Einfügung in den Josephustext entlarvt worden.Ruedi hat geschrieben: ↑Di 10. Nov 2020, 08:18JackSparrow hat geschrieben: ↑Di 10. Nov 2020, 08:10Historisch belegt ist der Fall eines gewissen Josef ben Matthias, aufgewachsen in Jerusalem, jüdischer Priester und General im Kampf gegen die Besatzer.Ruedi hat geschrieben: ↑Di 10. Nov 2020, 07:07- Weshalb wurde der Deserteur und Verräter Saulus nicht verfolgt oder angeklagt?
Schon damals war dies ein Kapitalverbrechen, und wäre niemals toleriert worden. Weder vom Hohen Priester noch vom König. Von den Römern, wollen wir gar nicht erst sprechen.
Im Jahre 67 wird er von den Römern gefangengenommen. In der Gefangenschaft hat er die Erleuchtung, dass Kaiser Flavius Vespasian der wahre Messias sei.
Er nimmt an der Zerstörung Jerusalems teil, bekommt das römische Bürgerrecht, wird von der kaiserlichen Familie adoptiert und lebt fortan als Geschichtsschreiber unter dem Flavius Josephus.
Richtig, es gibt auch Gelehrte die daraus schliessen, dass Josephus unter dem Namen Paulus schrieb.
Es mag für dich "ganz simpel" klingen aber es ist doch sehr weit hergeholt, denn Unbedeutende sollen nach ihrem Tod eine gewisse Zeit (wie lange?) in der Erinnerung (von wem?) überdauert haben und dann soll es zu einem Hype (wie, wo, was?) gekommen sein, so dass diese Gestalten literarisch verklärt wiedergegeben wurden.sven23 hat geschrieben:Die Erklärung für die dürftige Quellenlage ist eigentlich ganz simpel: Sowohl Jesus als auch Paulus waren zu Lebzeiten den meisten eher unbekannt. Erst lange nach ihrem Tod begann man deren Existenz literarisch und legendarisch aufzubereiten. Die Bedeutung, die sie dadurch posthum erfuhren, hatten sie zu Lebzeiten nie erreicht.
Hallo SilverBullet,SilverBullet hat geschrieben: ↑Mi 2. Dez 2020, 13:23Hallo sven23,
unsere Unterhaltung, rund um die historischen Gestalten des NT wurde durch die Geschehnisse im Forum etwas gestört.
Wenn du möchtest, könne wir sie gerne wieder aufnehmen, ich lege mal vor:
Sehr bald nach dem Tod des Wanderpredigers setzte sicher die Legendenbildung ein. Und es gab sicher über Jahre eine mündliche Überlieferung, die im Stil der stillen Post immer weiter ausgeschmückt und weiter gesponnen wurde. Bis die Geschichten eines Tages literarisch begabten Schreibern zu Ohren kamen, die das Potential der Geschichten erkannten.SilverBullet hat geschrieben: ↑Mi 2. Dez 2020, 13:23Es mag für dich "ganz simpel" klingen aber es ist doch sehr weit hergeholt, denn Unbedeutende sollen nach ihrem Tod eine gewisse Zeit (wie lange?) in der Erinnerung (von wem?) überdauert haben und dann soll es zu einem Hype (wie, wo, was?) gekommen sein, so dass diese Gestalten literarisch verklärt wiedergegeben wurden.sven23 hat geschrieben: Die Erklärung für die dürftige Quellenlage ist eigentlich ganz simpel: Sowohl Jesus als auch Paulus waren zu Lebzeiten den meisten eher unbekannt. Erst lange nach ihrem Tod begann man deren Existenz literarisch und legendarisch aufzubereiten. Die Bedeutung, die sie dadurch posthum erfuhren, hatten sie zu Lebzeiten nie erreicht.
Man doktert hier lediglich an der Wunder-Legende herum, der man es gestattet, dass sie sich in der Vergangenheit positioniert.
Einem Wunder-Text sollten wir aber rein gar nichts zugestehen.
sven23 hat geschrieben:Ich halte es durchaus für denkbar, dass man Jesu Leben genau so umgedeutet, bzw. umgedichtet hat, wie dies Paulus mit seinem Tod gemacht hat.
Diese Hinrichtungsart gab es bei den zelotischen Anführern, einschliesslich Martyrium sehr oft.sven23 hat geschrieben:Die Hinrichtung durch die Römer würde exakt zu einer Anklage wegen Aufruhr oder Anstiftung zur Aufruhr passen.
"Wie war das Wetter damals?"sven23 hat geschrieben:Sehr bald nach dem Tod des Wanderpredigers setzte sicher die Legendenbildung ein. Und es gab sicher über Jahre eine mündliche Überlieferung, die im Stil der stillen Post immer weiter ausgeschmückt und weiter gesponnen wurde. Bis die Geschichten eines Tages literarisch begabten Schreibern zu Ohren kamen, die das Potential der Geschichten erkannten.
Genau, und ich halte es für durchaus möglich, dass man die Zelotenverfolgungen später auf das Christentum projiziert hat. Es sind also wieder mal die berühmten Rückprojektionen.SilverBullet hat geschrieben: ↑Fr 4. Dez 2020, 19:20Diese Hinrichtungsart gab es bei den zelotischen Anführern, einschliesslich Martyrium sehr oft.sven23 hat geschrieben: Die Hinrichtung durch die Römer würde exakt zu einer Anklage wegen Aufruhr oder Anstiftung zur Aufruhr passen.
Hier kommt wieder das literarisch aufbereitete Glaubensthema zum Tragen. Der eine Räuber glaubt, der andere nicht. Der Gläubige wird ja laut Jesu Aussage noch am gleichen Tag mit ihm im Paradies sein. Man muss das sicher auch als literarische Erfindung der Schreiber werten.SilverBullet hat geschrieben: ↑Fr 4. Dez 2020, 19:20Das Bild der Hinrichtung "Jesus in der Mitte von zwei Räubern" ("Räuber" wird hier sehr wahrscheinlich auf Zeloten hindeuten) ist schon sehr symbolträchtig: "Die Legende, eingebettet in die Vergangenheit".
Wozu diese beiden anderen am Kreuz?
Das Damaskuserlebnis kann eine literarische Erfindung sein, um überhaupt eine Verbindung zu Jesus herstellen zu können.SilverBullet hat geschrieben: ↑Fr 4. Dez 2020, 19:20"Wie war das Wetter damals?"sven23 hat geschrieben: Sehr bald nach dem Tod des Wanderpredigers setzte sicher die Legendenbildung ein. Und es gab sicher über Jahre eine mündliche Überlieferung, die im Stil der stillen Post immer weiter ausgeschmückt und weiter gesponnen wurde. Bis die Geschichten eines Tages literarisch begabten Schreibern zu Ohren kamen, die das Potential der Geschichten erkannten.
Du hast es sicherlich beim Schreiben gemerkt, dass der Faden ganz dünn ist und plötzlich im "Potential" endet,
bei dessen Aufbereitung es dann "Wumm" gemacht haben soll und jeder hat es geglaubt, vor allem haben Heiden "Juhu" geschrien,
als sie "Paulus" getroffen haben, der ihnen erzählt hat, dass er (auf den Kopf) gefallen sei und fortan knallharte Regeln für die Erlösung durch "Jesus", dem er nie begegnet ist, zu berichten weiss.
Wir sind uns sicher einig, dass es sich bei der Bibel zum größten Teil um unhistorische Märchen handelt.SilverBullet hat geschrieben: ↑Fr 4. Dez 2020, 19:20Mir ist maximal mulmig, dass hier ein Märchen konstruiert wird und ich denke, du bist auch nicht weit davon entfernt.
Dass es nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels keine Zeloten mehr gab, ist genau so glaubwürdig, wie, daß es nach 1945 keine Nazis mehr gab.SilverBullet hat geschrieben: ↑Fr 4. Dez 2020, 19:20Die "Lösung" der "Forschung" lautet: "alle Zeloten sind beim Fall Jerusalems umgekommen" - dadurch brauchen die "Forscher" keine radikale Umstellung, denn es soll ja niemand mehr da gewesen sein.
Das Dumme ist aber, bis 135 n.Chr gab es die Messias-Aufstands-Idee und die sollte schon noch irgendjemand nach dem Fall Jerusalems gehabt haben und ausserdem soll es ja das "unsichtbare Christentum" geschafft haben, zu fliehen.
Wir sind uns bestimmt ganz schnell einig, dass man eine Vorstellung über die Vergangenheit nicht alleinig auf einem Wundertext aufbauen darf.sven23 hat geschrieben:Wir sind uns sicher einig, dass es sich bei der Bibel zum größten Teil um unhistorische Märchen handelt.
Ich finde diese Formulierung nicht schlecht: du glaubst es und die "Forscher" glauben es auch.sven23 hat geschrieben:Der Unterschied besteht wohl darin, dass ich an einen historischen Bezug in Form des Wanderprediger glaube (wie die Forschung auch).
Josephus ist keine Quelle für "Jesus"-Christen.sven23 hat geschrieben:Was mich mal interessieren würde: Spricht Josphus in seinen Texten explizit von Christenverfolgungen oder nur von Räubern/Zeloten?
Denn ich habe irgendwo gelesen, dass man bis zum Bar-Kochba Aufstand gar nicht zwischen Christen und Juden differenziert hat. Für die Römer waren Christen nur eine von vielen jüdischen Sekten.
Josephus erwähnt keine Christen.sven23 hat geschrieben:Was mich mal interessieren würde: Spricht Josphus in seinen Texten explizit von Christenverfolgungen oder nur von Räubern/Zeloten?
Warum hätte er das schreiben sollen?JackSparrow hat geschrieben:Übrigens auch keinen Gesalbten, keinen Messias und keine Messias-Anhänger.
In diesem Fall mag man Flavius Josephus wohl selbst als einen Christen bezeichnen, der seinen Messias inklusive Reich bereits gefunden hatte.SilverBullet hat geschrieben: ↑Di 8. Dez 2020, 12:54Die Bezeichnung "Christen" geht aus meiner Sicht auf das Erwarten eines Messias/Messias-Reiches zurück.
Sucht man in den Josephus-Texten nach Zeloten, findet man heterogene Gruppierungen wie "die dem Eleazar unterstellten Zeloten" oder "die Zeloten des Manaim", die sich meist gegenseitig bekämpfen und jeweils ganz eigene Vorstellungen davon haben, wer in Judäa an die Macht kommen soll.Für mich ist die grosse Diskrepanz (wenn es um Zeloten geht) in den Josephus-Texten, dass sie auf der einen Seite
einen eher schlechten Bandencharakter ("Räuber") haben sollen, auf der anderen Seite über eine funktionierende (weil das Volk einigende) religiöse Strategie, samt achtenswertem Märtyrerverhalten verfügen sollen.