Ruth hat geschrieben:Und als du es jetzt wieder ansprichst, fiel es mir wieder ein .... also jetzt komm ich zum Thema ...

Je kurioser der Weg, desto spannender der Inhalt - das passt schon.
Ruth hat geschrieben:Mit dem HG wird viel Schindluder getrieben. Obwohl in der Bibel deutlich steht, dass der Geist macht was er will, und nicht greifbarfür die Menschen ist, führen sich viele Christen so auf, als wenn sie den HG im persönlichen Besitz hätten, und ihn durch eigenes Handeln steuern könnten.
Oja, da gibt es Aussagen, die in Richtung "ich habe einen Beleg durch den HG" gehen.
Wir beide entdecken da vermutlich dasselbe Problem, nämlich die vollständige Unbeweglichkeit eines solchen Gläubigen.
Ruth hat geschrieben:Sie drücken das dann zwar auch manchmal so aus, als wenn sie selbst von HG gesteuert würden. Aber dadurch machen sie sich unanfechtbar für alles, was sie dann vom Stapel lassen. Gerne benutzen sie dann dieses Banner, um sich selbst als Sprecher von Gott auszugeben, und verkündigen denen, die nicht so ganz nach ihrer Masche tanzen, das Gericht Gottes als Fakt an, oft auch, um noch einen draufzusetzen damit, dass sie selbst ja auf der sicheren Seite wären.
Das stimmt, wobei ich sagen muss, dass ich immer noch darauf warte, dass mir mal jemand die Hölle als "nächste Haltestelle" nennt

Gut, es gab Andeutungen à la "du verspielst deine Rettung", aber das ist eher nur eine nette Form davon.
Ruth hat geschrieben:Ach sorry, da fällt mir doch glatt schon wieder ein Gleichnis von Jesus ein, das dazu passt, aus Lukas 18,9-14 wo der Pharisäer betet: "Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute...". Passt wie die Faust auf's Auge. Und dort macht Jesus klar, dass der Gerechte nicht dieser Pharisäer ist, sondern der Zöllner, der einfach nur sagt: "Gott, sei mir Sünder gnädig".
Ich habe ja nicht viel Einblick, aber so ist auch mein Eindruck der "Jesus"-Botschaft: im Grundsatz immer überraschend gutmütig. Lieber zuviel Gutmütigkeit, als zu wenig.
Das könnte tatsächlich durch zu viel Genauigkeit entlang des Bibeltextes verloren gehen.
In einem aktuellen Streitgespräch habe ich exakt so gegen einen Christen argumentiert - Motto: "im Sinne der Jesus-Botschaft musst du doch zuerst jedes Quäntchen Liebe schützen und lieber die Bibel umschreiben, bevor du eine Zerstörung von Liebe in Kauf nimmst".
Er hat es nicht verstanden und auf die Exaktheit der Bibelaussagen gepocht.
Also vollständig kurios, ich als Nicht-Gläubiger habe die Jesus-Liebes-Botschaft vertreten und der Christ hat sie wegen der Bibel abgelehnt
Ruth hat geschrieben:Das Thema "Gericht" ist für mich nicht mehr beängstigend, weil ich inzwischen gemerkt habe, dass Gott nicht so urteilt, wie die "Besitzer" dessen, was sie "HG" nennen es gerne darstellen.
Die Angstfreiheit sehe ich als ganz wichtige Grundlage von Religion.
Der richtige Weg ist erreicht, wenn sie beruhigt, ausgleicht, stabilisiert und einen positiven Ausblick bringt (bestimmt noch mehr, aber das sind schon wichtige Aspekte).
Ich gestehe Religion nicht viel zu, aber wenn der einzelne Menschen so etwas aus seiner religiösen Haltung entnehmen kann, dann ist es irgendwie in Ordnung und ich lasse es gerne stehen - wenn es darauf ankommt, würde ich mich sogar davor stellen.
Ruth hat geschrieben:Aber ich frage mich immer wieder, warum diese Menschen es nicht merken, auf welchem Gleis sie fahren und warum sie so besessen von diesem Gedanken des Gerichts und der Strafe sind, dass die wirkliche Botschaft von Gott gar keinen Platz mehr hat..
Vielleicht geht es um Stabilität in Form von Selbstsicherheit und Selbstvertrauen, denn ein gutes Stück von Religion liegt in dem, was man mitbringt.
Vermutlich kann man sagen: je weniger man mitbringt, desto exakter und strenger richtet man sich am Text aus. Der Text füllt wohl immer nur den Rest auf und je weniger man einbringt, desto mehr muss gefüllt werden.
Ich habe aber auch festgestellt, dass es andere Variationen des exakten Bibelverständnisses gibt, bei denen man in eine scheinbar neue, eigene Deutungs-/Begründungswelt geführt wird, aber am Ende des Tages bei exakt den gleichen Auflagen landet, wie wenn man die Bibel direkt Wort für Wort gelesen hätte.
Auch hier bringt der Gläubige nicht wirklich viel mit, treibt aber einen enormen Aufwand die Exaktheit zu rechtfertigen, zu erklären.
Vielleicht liegt damit auch ein gewisser Rahmen für die Einstellungen eines Gläubigen vor:
* die plumpe Exaktheit
* die raffinierte Exaktheit
* die Freiheit, (gutmütige) Interpretation.
Ein Gläubiger hat vielleicht zu unterschiedlichen Aspekten der Bibel jeweils eine dieser Einstellungen.
Ruth hat geschrieben:Ja, es gab Zeiten, da habe ich genauso geglaubt, und hatte viele Ängste dabei. Gott hat mich von diesen Ängsten befreit, dadurch, dass er mir gezeigt hat, dass der Maßstab der HG-Besitzer nicht seiner ist. Und seitdem freue ich mich, wenn ich Christen begegne (oder von ihnen lese), die von der Aussicht auf ein Gericht von Gott, eine ganz andere Facette zeigen können, sodass die Bibel da mit einbezogen wird, und trotzdem anders ist, als es viele Gerichtsverkündiger darstellen wollen.
Das klingt nicht schlecht und ich habe den Eindruck, du hast ein gutes Stück Zufriedenheit erreicht.
Geht man einen eigenen Weg, ist es immer angenehm, in anderen, ähnliche Ansichten zu entdecken.
Ruth hat geschrieben:Darum hatte ich das Zitat aus dem Magazin im Eingangspost benutzt, in der Hoffnung, Anregung zu einer anderen Perspektive, vielleicht sogar auch für solche, die meinen, Gottes Wort unverfälscht weiterzugeben oder den HG zu besitzen.
Konntest du schon mal jemand durch eine Aussage oder durch das Beispiel deiner Haltung zu einem Überdenken der Ansichten bringen?
Bei mir ist es so, dass ich nicht davon ausgehe, etwas gesagt zu haben, das andere nachhaltig beeindruckt hat.
Die Gespräche, die ich geführt habe, waren letztlich eher für mich - so wie du "oben" geschrieben hast, dass du die Beiträge nutzt, um deine Gedanken zu entwickeln.