Maryam hat geschrieben: ↑Sa 5. Sep 2020, 20:49
sven23 hat geschrieben: ↑Sa 5. Sep 2020, 07:51
Schon, aber Umkehr heißt hier: strengere Befolgung der Gesetze (bis auf ein paar Speisevorschriften und Sabbatgesetze), also für eine Toraverschärfung, ähnlich wie die Zeloten es propagierten.
Nein, Umkehr im Sinne und nach Vorgaben Jesus heisst, Verzicht auf alles innerhalb der mosaischen Gesetze, was mit gelebter Liebe unvereinbar ist. Dass Du das bisher nicht erkannt hast wundert mich. Auch bei Giovanni146 wiederholtest Du diese unhaltbare Behauptung.
Nein, Umkehr heißt nicht Abkehr von jüdischen Gesetzen (bis auf ein paar Ausnahmen von Sabbat- und Speisevorschriften), sondern noch
strengere Auslegung der Gesetze.
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, wird dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch, dass schon jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber zu seinem
Bruder sagt Du Dummkopf, wird dem Hohen Rat verfallen sein; wer aber sagt Du gottloser Narr, der wird der Hölle
des Feuers verfallen sein. (Mt 5,21–22)
Maryam hat geschrieben: ↑Sa 5. Sep 2020, 20:49
Du hast offenbar den Sinn Jesus Version von Erfüllung der Gesetze und Propheten, und wovon die Gültigkeit derselben demzufolge abhängt nicht wirklich begriffen. Jesus kam sicher nicht Jahwes Gesetze zu erfüllen, sonst hätte er ja die Ehebrecherin gesteinigt, ....
Wer frei ist von Sünde, der werfe den ersten Stein, heißt ja nur, wie Jack sagte, dass nur diejenigen zur Steinigung zugelassen sind, die frei von Sünde sind.
Spaß beiseite: Wenn dies wirklich von Jesus sein soll, wie paßt das mit obigem Zitat zusammen?
Maryam hat geschrieben: ↑Sa 5. Sep 2020, 20:49
Das Hauptgesetz Jesus, das ihm der wahre Gott aufgab zu verbreiten, drehte sich um gelebte Liebe. Toragesetze wie Auge um Auge, also Vergeltung von Bösem mit Bösem, Töten wegen Ehebruch oder Aktivität am Sabbat, und weitere Tötungsgesetze verleiteten zu lieblosem Handeln.
Und obiges Zitat findest du liebevoll?
Sind das nicht typische Anzeichen für einen religiösen Fanatiker und Fundamentalisten?
Rudolf Augstein sieht in diesen Sätzen „blanken, unbarmherzigen Unfug“. (Augstein,
Jesus Menschensohn, S. 154) Meint Jesus das wirklich ernst? Ein vergleichsweise geringes Vergehen
soll schon ausreichend sein, um dem Gericht verfallen zu sein? Wo
bleibt denn da die Verhältnismäßigkeit? Die Strafe stünde doch dann in keinem
vernünftigen Verhältnis mehr zum Vergehen? Und wäre Jesus dann nicht selbst von
seinem Wort betroffen, wenn er die Schriftgelehrten als Natterngezücht bezeichnet, wie
es oft berichtet wird? Den Ehebruch verschärft Jesus derart, dass es schon als Ehebruch
gilt, eine Frau auch nur begehrlich anzuschauen. Den Städten Chorazim und Bethsaida
wird explizit die Vernichtung angedroht, und zwar nur, weil sie seine ausgesandten
Jünger nicht aufgenommen haben.
Ist dieser Jesus noch bei Trost? Geht hier das Eiferertum mit ihm durch? Mit solchen
Sätzen scheint er von einer humanen Rechtsprechung, wie wir sie kennen, meilenweit
entfernt zu sein. Wie wenig verraten diese Sätze einen gesunden Einblick in die
menschliche Natur, und wie sehr spricht hier der Schwärmer. Und doch liegt ja der
Gedanke von ewigen Höllenstrafen auf der gleichen Wellenlänge. Abstrakt gesprochen:
Der Mensch ist ein endliches Wesen: Wenn er sündigen kann, dann kann er doch nur
endlich sündigen, es sollte doch kein Vergehen vorstellbar sein, das so groß ist, dass eine
unendliche, nie endende Bestrafung angemessen wäre. Die Todesstrafe wegen
Falschparkens wäre doch grotesker Unsinn. Und doch scheint Jesus an einigen Stellen
einem ethischen Rigorismus das Wort zu reden, ungeachtet dessen, dass er an anderen
Stellen, vor allem in Bezug auf kultische Gebote, sich sehr großzügig gibt. Es ist ein
ethisches Dilemma, dass sich beide Tendenzen in der Überlieferung belegen und auf den
historischen Jesus zurückführen lassen.
Kubitza, Der Jesuswahn
Maryam hat geschrieben: ↑Sa 5. Sep 2020, 20:49
sven23 hat geschrieben:
Jesus hat sich nie vom Judentum losgesagt. Er trat sogar für eine Toraverschärfung ein. Nur so konnte man seiner Meinung nach dem endzeitlichen Gericht, das ja unmittelbar bevorstand, entgehen. (ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen)
Jesus kam wohl als Jude zur Welt.
Und ist als Jude gestorben, nicht als Christ. Dazu haben ihn erst Paulus und die Evangelisten gemacht. Ein Umformungsprozess, gegen den er sich nicht mehr wehren konnte.
Maryam hat geschrieben: ↑Sa 5. Sep 2020, 20:49
Jesus sagte ja zu Pilatus, dass er geboren worden sei um von der Wahrheit zu zeugen.
Hier muss man mal die Kirche im Dorf lassen. Wer soll denn bei diesem Prozess anwesend gewesen sein, wer war das "Kamerateam", um Silverbullets Ausdruck zu zitieren?
Der angebliche Prozess ist eine rein literarische Erfindung der Schreiber, um die Verantwortung für den Tod Jesu in Richtung der Juden zu verschieben. Dabei lag die alleinige Verantwortung bei den Römern. Und wenn Pilatus Jesus wirklich für unschuldig hielt und ihn dennoch hinrichten ließ, hat er ja noch größere Schuld auf sich geladen als die Juden.
Maryam hat geschrieben: ↑Sa 5. Sep 2020, 20:49
sven23 hat geschrieben:
Es ist gut möglich, dass der weichgespülte Jesus schon ein Umformungsprodukt der Evangelisten ist, denn nach dem jüdischen Krieg hatte sich ja der Weg der Gewalt gegen die Römer als fataler Irrtum erwiesen. So gilt z. B. die Bergpredigt als literarische Erfindung des Evangelisten Matthäus.
Oh Jesus konnte mit den waren Volksverderbern, den Schriftgelehrten und Pharisäern schon streng umgehen. Giovanni hat ja ein paar klare Machtworte Jesus denen gegenüber gepostet.
Wie ich schon sagte, hält die Forschung diesen angeblichen Konflikt mit den Pharisäern und ihr negatives Image für eine
Rückprojektion der Schreiber. Tatsächlich waren die Pharisäer sehr beliebt im Volk und hatten ein positives Image. Und es gab viele Gemeinsamkeiten mit der Lehre Jesu. Die eigentlichen Adressaten seiner Kritik waren wohl eher die Sadduzäer.
Maryam hat geschrieben: ↑Sa 5. Sep 2020, 20:49
Aber zu Gewalt gegenüber den Römern hat Jesus niemals aufgerufen. Selig sind die Frieden stiften. denn sie werden Kinder Gottes heissen.Die Pharisäer erwähnten ja vor Hohepriester Kaiphas,
Joh 11,48 Lassen wir ihn gewähren, dann werden sie alle an ihn glauben, und dann kommen die Römer und nehmen uns Tempel und Volk.
[/quote]
Die Römer kamen trotzdem. Das wußte natürlich auch der unbekannte Schreiber des Johannesevangeliums, denn er schrieb es ja lange
nach der Zerstörung des Tempels.
Maryam hat geschrieben: ↑Di 1. Sep 2020, 19:52
Findest Du wirklich das Zaubern einer Schlange aus einem Stab und wieder zurück sei untrüglicher Beweis von Göttlichkeit

? 2 Mose 4, 1-4
Jesus sagte ja, dass sie sich irrten, als vom Gott Abrahams, Jakobs, Isasks die Sprache war, weil Gott kein Gott der Toten ist sondern der Lebenden. Markus 12, 27.
Das sagt der unbekannte Evangelist, wahrscheinlich aber nicht Jesus selbst. Man darf nie vergessen, dass die Evangelisten keine Begleiter von Jesus waren. Auch Markus ist schon ein Vertreter der 2. Generation. Wer schon mal stille Post gespielt hat, weiß, wie unzuverlässig mündliche Überlieferungen sind.
Maryam hat geschrieben: ↑Di 1. Sep 2020, 19:52
sven23 hat geschrieben:
Die Wunderbeschreibungen des AT sind genauso glaubwürdig oder unglaubwürdig wie die des NT. Da sehe ich keinen prinzipiellen Unterschied. Wenn böse Geister in eine Schweinherde fahren können oder Tote auferweckt werden, dann kann auch aus einem Stab eine Schlange werde
Ach, Schlangenzauberei ist für Dich demzufolge glaubwürdiges Zeichen dafür, dass der das zauberte Gott Israels gewesen sei, was er von sich behauptete? Und was er dann später so alles an Tötungsvorschriften erliess, gar als Treuebeweis das Abstechen von Freunden, Brüder gefordert und selber mal 2 mal 250 Menschen verbrannte, die Erstgeburten der Aegypter umbrachte wo kein Blut am Türrahmen war.
Da würde ich Bultmann zustimmen: es gibt kein übernatürliches Durchbrechen geschichtlicher Wirkungszusammenhänge. (also Wunder) Das gilt sowohl für das AT, als auch für das NT. Es sind literarische Erfindungen.
Objektiv gibt es da keinen Unterschied.