Ruth hat geschrieben: ↑Fr 31. Jan 2020, 14:03
Dabei kam ich auch mal wieder zu der unbeantwortbaren Frage: Warum musste Jesus sterben - und warum SO qualvoll, wie es in der Bibel berichtet wird
Heute ist mir zum ersten Mal so richtig aufgefallen, dass die christliche Lehre die eigentliche Verantwortung Gott zuschiebt.
Ein Gott, der allwissend ist, schuf Menschen, die sündigten, und brauchte dazu ein Opfer, um die Sünden vergeben zu können (?)
Mehr als 2000 Jahre später schickte er seinen Sohn, damit dieser leiden und sterben durchmachen musste, weil er die Welt so liebte. Und seinen Sohn - liebte er den nicht?
Das wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet, wenn man mal von den vorgeprägten christlichen "Formeln" absieht und das Ganze rein menschlich betrachtet.
Ist Gott denn wirklich unfähig, Sünder ohne Opfer anzunehmen ?
Gab es vor Jesus niemanden, dem die Sünden ohne Opfer vergeben wurden (nach Berichten der Bibel).
Mir kam zu dieser Frage spontan eine mögliche Antwort, wie ich sie damals kannte: Die Menschen halten Gott nicht aus, weil sie bei einer Begegnung seiner Heiligkeit daran verbrennen würden - so, als wenn man der Sonne zu nahe käme.
Warum hat der Vater seinen Sohn geopfert, und damit seine Liebe zu den Menschen kundgetan

Was ist deiner Meinung nach das Elixier, welches vergeben kann - und warum gerade dieses
Ich antworte gleich mal zusammenhängend.
Als Geschöpf, das der Mensch äußerlich ist, wurde er sich
allmählich seiner natürlichen Umgebung bewusst. Es setzte also ein
Lernprozess ein. Dabei wurde er sich natürlich auch seiner selbst als
Geschöpf bewusst. Damit natürlich auch in seinen Beziehungen zu anderen Menschen. Das menschliche Verhalten, das er so entwickelte, projizierte er auf die gesamte ihn umgebende Wirklichkeit, also auch auf die Natur. Man nennt diese Geisteshaltung Anthropomorphismus. Natürlich begann er auch zu leiden. Und so meinte der Mensch, wenn etwas in der Natur nicht nach seinen Wünschen lief, er könne die Naturmächte (die Vorstellung eines einzigen Gottes gab es damals noch nicht) durch Opfer umstimmen, so wie er etwaige Feinde beruhigen konnte, wenn er ihnen etwas gab.
Interessant ist, dass auch die Bibel die ersten Opfer als ganz spontane Opfer schildert, denn es steht nirgends, dass Gott Kain oder Abel geboten hätte, zu opfern.
Deshalb haben wir auch den Opferkult auf der ganzen Welt verbreitet.
Es ist also klar, dass der Mensch sich schuldig fühlte, weil eben die Natur nicht seinen Wünschen gehorchte. Es ist also nicht das
Ewige selbst, das diese Opfer verlangte.
Mit seiner Entwicklung feilte der Mensch das Opferwesen immer mehr aus, indem Vorschriften aufgestellt wurden, was bei bestimmten Vergehen zu opfern sei. Das bezog sich dann aber schon mehr auf das gesellschaftliche Miteinander der Menschen.
So konnte in der Gemeinschaft eine bestimmte Ordnung etabliert werden, denn wenn man bei bestimmten Vergehen etwas geben musste, konnte der vermeintlich Gewinn, den man durch ein Vergehen zu erlangen hoffte, vielleicht den Verlust nicht aufwiegen. So musste man also überlegen, ob es sich lohnte, ein Tabu zu brechen.
Da sich aber im Verhältnis des Menschen zur Natur nichts grundlegend zum Besseren wandelte, entstand das Bewusstsein, dass mit uns Menschen
grundsätzlich etwas nicht stimmte, wenn doch die allgemeinen Leiden kein Ende nahmen.
Und so kam man auf die Idee, dass sich der Mensch selbst opfern müsste. Aber ein Massenselbstmord konnte ja auch nicht die Lösung sein. Folglich kam man auf die Idee
einer für alle, also eines
stellvertretenden Opfers. Würde dieses erbracht sein, wäre sicher der Zorn der Götter, bzw. im monistisch gewordenen Judentum, der Zorn Jahwes, gestillt.
Um also den Menschen zu zeigen, dass Gott Liebe ist und überhaupt keine Opfer will, fand sich Jesus bereit, zu sterben, was aber für ein sich des Ewigen vollbewussten Wesens gar nicht so einfach ist. Denn um sterben zu können, muss man in der Illusion leben, dass es eine Vernichtung, ein Nichtsein wirklich gibt. Es ging also darum, dass bewusst ein Schleier vorgezogen werden musste, damit Jesus Gottes und seiner bisherigen Kräfte unbewusst wurde. Das geschah ganz intensiv in Gethsemane. Und mit dem Ausruf am Kreuz in Schwachheit "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" war das vollendet.
So konnte gleichzeitig das Gottesbewusstsein in das menschliche Wesen, das voller Irrtum war, einziehen und Verständnis dafür entwickeln, wie sich ein Mensch fühlt, der völlig hoffnungslos ist, und unter seiner Qual stöhnt. Deshalb begegnen die Menschen jetzt in den Nahtoderlebnissen einem Lichtwesen, das völlige Liebe ausstrahlt und niemanden verurteilt.
Wenn wir selbst aus dem gleichen Bewusstsein leben, aus dem Jesus lebte, können wir tatsächlich von allen Leiden frei werden, da wir nur leiden, weil wir denken, wir seien begrenzt und vergänglich.