lovetrail hat geschrieben: ↑Mi 22. Jan 2020, 10:11
Naqual hat geschrieben: ↑Di 21. Jan 2020, 18:05
Vom Sprachgebrauch her ist es eindeutig. Der Begriff "Herr" wurde sowohl als Anrede für Gott als auch Menschen verwendet. Damit kann man das Kyrios im Griechischen auch nicht hernehmen als Beleg einer Gottidentität Jesu.
Es kommt doch darauf an, in welchem Kontext das "Herr" verwendet wird. Ein soteriologischer Kontext geht doch weit über einen Gutsherrn oder Familienherrn hinaus.
Dem kann ich mich in Deiner Formulierung anschließen. Wobei der Soteriologische Kontext eben nicht die Gottesidentität erfordert. Sondern herausragende Gottesnähe. Das ist ein wesentlicher Unterschied.
Es ist eh interessant, dass die alten Hebräer keine "Zweieinigkeit" kannten. Jesu fehlte, aber Vater und Geist waren den antiken Juden bekannt. Die sahen dies aber untrennbar als eins, nicht als zwei Wesenheiten, die dann wieder eins sein sollen. ).
Vom gesalbten Sohn bzw erwarteten Messias war aber auch schon im Alten Testament die Rede. zB Psalm 2
Naja, das ist schon Vergewaltigung des Textes, der endet mit " Küsst den Sohn, dass er nicht zürne und ihr umkommt auf dem Wege; denn sein Zorn wird bald entbrennen. " Da wurde Jesus im NT schon ganz anders dargestellt. Als der, der den römischen Tätern am Kreuz noch vergibt.
Oder in Vers 8: "Bitte mich, so will ich dir Völker zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum. " Der Sohn (?) soll hier den himmlischen Vater bitten, ihm die Völker zu geben. Bei Gottesidentität eine völlig verquere Aussage.
Hier spielt bei der Textinterpretation schnell hypothetische Denkweisen eine Rolle. In der jüdischen Interpretation wurde dieser Psalm immer auf den "Sohn" als Volk Israel abgestellt. Wie der "Sohn" auch in anderen Stellen des AT jüdisch immer als "Volk Israel" verstanden wurde. So lässt sich der Text auch sinnreifer lesen, als in der etwas aufgesetzt wirkenden Version, dass Jesus der Sohn in Psalm 2 sein soll.
Und dann ist da noch die mysteriöse Rolle des Engel des Herrn, welcher zB den Israeliten in der Wüstenwanderung vorangeht, oder der im brennenden Dornbusch spricht.
Manche meinen dieser Engel des Herrn wäre der Sohn vor seiner Herabkunft als Mensch. Dem kann ich einiges abgewinnen.
Gott wirkt unmittelbar und direkt, oder über andere ("Engel"). Im AT wird Gott als der Schöpfer, der Vater verstanden, der weiterhin IN dieser Welt wirkt (als Geist). Dabei kann dieser Gott Materie bewegen (er teilte den Nil) oder durch die Herzen der Menschen sprechen. Das alles ist Gott, ohne dass dieser getrennt vorgestellt wird (Im Gegenteil: eine Trennung widerspricht sogar dem Verbot sich von Gott ein Bild zu machen. - Während Jesu geradezu als Bild des Menschen, und sei es der letzte, herhalten muss im NT)
Es erfolgte im AT aber im Verständnis keine Trennung auf zwei Gottheiten, die dann wieder eins seien. Dies wäre m.E. aber die Grundvoraussetzung, wenn das christliche Verständnis von Gott dem jüdischen entsprechen sollte. (Es gibt noch andere wesentliche Unterschiede in der Gottesvorstellung der beiden Religionen.)