Die Wahrheit ist:
es handelt sich nicht um historische Forschung
Das, was hier als „Forschung“ bezeichnet wird, ist wie bei allen „Gläubigen“, der Versuch die bisherig entworfene Erzählgeschichte derart zu begründen, dass ein Erwachsener möglichst wenig Rückfragen stellt.
Man kann das exemplarisch an der Situation der „Paulusbriefe“ festmachen:
Die Erzählgeschichte lautet, dass es einen „Paulus“ gegeben haben soll, der (neben Reisen) über das Medium „Brief“ eine Religion verbreitet haben soll und diese „Briefe“ sollen aus der damaligen Zeit überliefert sein, so dass der „ursprüngliche Entwurf“ auch heute noch nachgelesen werden können soll.
Man spricht sogar von einem „Briefschreibezeitraum von 6 bis 10 Jahren“.
Tatsächlich gibt es keinerlei Informationen, woher die Texte stammen.
Es wird einfach nur versucht, sie unter der Erzählidee „der Abstammung von einer Person bzw. der Abstammung aus dem Umkreis einer Person“ zu verwalten –
mehr ist das nicht.
„Paulus“ ist quasi
nirgendwo das Ergebnis einer Forschung, sondern die Situation ist gigantisch katastrophal.
Hier ist
ein Text von einem Jemand, der wohl die Lage (kurz vor seinem eigenen Sprung ins „Erzählbecken“) noch einmal genauer unter die Lupe genommen hat:
Die fortgesetzte Suche nach einem �koh�renten Zentrum� ist zur entscheidenden Aufgabe der heutigen Paulusforschung geworden, weil die Unterschiede zwischen und innerhalb der paulinischen Schriften ein fundamentales Problem des normativen Paradigmas darstellen. Verweise auf die Koh�renz der paulinischen �Theologie� verdunkeln die Tatsache, dass das eigentliche Problem die Koh�renz der paulinischen Schriften selber ist, einzeln und als Sammlung. Alle Thesen hinsichtlich eines koh�renten Zentrums der paulinischen Theologie finden irgendwo R�ckhalt in den Briefen, aber gew�hnlich an verschiedenen Stellen. Selten, wenn �berhaupt, basieren verschiedene Thesen auf verschiedenen Interpretationen ein und derselben Stelle. Das eigentliche Problem hat mit der Identifikation des paulinischen Materials als solchem zu tun. Es macht keinen Unterschied, ob wir diese Koh�renz in der Begrifflichkeit theologischer Lehre, zugrundeliegender �berzeugungen oder als bestimmte Weise, auf die Kontingenz unterschiedlicher historischer Situation einzugehen, verstehen: Solange wir nicht das charakteristische Element des paulinischen Denkens identifizieren k�nnen, k�nnen wir auch nicht identifizieren, was von dem verschiedenartigen Material in den paulinischen Schriften in der Tat paulinisch ist und was nicht. Ebensowenig k�nnen wir sagen, warum wir eine bestimmte Schrift als authentisch betrachten und eine andere nicht � oder was wir meinen, wenn wir sagen, dass eine Schrift �paulinisch� sein soll. Das gegenw�rtige Paradigma gestattet uns nicht die Annahme, dass diese Schriften ein Konglomerat verschiedener Traditionen bilden, die �ber einen langen Zeitraum in verschiedener Weise und aus unterschiedlichen Gr�nden mit Paulus verkn�pft wurden.
Es gibt also in der „Forschung“ eine Situation, in der die Texte eigentlich vollständig auseinanderfallen, aber
weil es gegen die Erzählgeschichte ist darf dies nicht als Forschungssituation akzeptiert werden.
Die Texte selbst sind nicht die Einheit, sondern die Erzählgeschichte zur Sammlung der Texte behauptet „die Einheit“, sozusagen die Legende „warum die Zettel zusammengeheftet wurden“.
Das eigentliche Forschungsergebnis wäre eher das vollständige Verschwinden der Texte, samt der Erzählgeschichte, in der Dunkelheit der vergangenen Jahrtausende und das Durcheinander in den heute erreichbaren Texten.
Den Erwachsenen müsste gesagt werden, dass es keine Grundlage für "Paulus sagt..." und "Jesus sagt..." gibt - aber das wäre ja dann ein Forschungsergebnis
