closs hat geschrieben: ↑Do 21. Nov 2019, 17:56
Andreas hat geschrieben: ↑Do 21. Nov 2019, 16:40
Weiters solltest du noch angeben, auf welche Weise wir von dem Veto des Objektes erfahren
Gar nicht - es IST, wie es ist - egal, was wir erfahren. Dieser eigentlich einfache Gedanke scheint schwer zu sein. - Mein Denken basiert auf dem kategorialen Unterschied zwischen dem, was ist, und dem, was wir an Anstrengungen leisten, dieses herauszufinden. - Das heißt nicht, dass sich beides nicht überlappen könnte - im Gegenteil glaube ich, dass es das meistens tut - trotzdem ist es kategorial unterschiedlich.
Der kategoriale Unterschied, von dem du hier sprichst, besteht darin, dass
das Ontische, also das, was der Fall ist und
das Epistemische, also das, was wir wissen (können) einerseits auseinandergehalten werden müssen und andererseits zusammenfallen müssen.
So, wie du diesen kategorialen Unterschied behandelst, liegt ein Denkfehler vor, weil du das Ontische gegen das Epistemische ausspielen möchtest, - und das funktioniert nicht.
"Es ist, wie es ist" ist ontisch völlig korrekt gedacht. Die Welt besteht aus dem, was der Fall ist, also aus den Tatsachen.
Nur ist es eben nicht einfach herauszufinden, was denn eigentlich der Fall ist und was die Tatsachen sind. So lange wir nicht wissen, ob etwas Bestimmtes der Fall ist, ist es zwar ontologisch richtig zu sagen, dass etwas ja der Fall sein muss, wir wissen aber eben nicht was.
Und das bedeutet, dass wir zunächst nur darüber spekulieren können, was der Fall ist, da wir keinen automatisch korrekten, epistemischen Zugang zu dem haben, was der Fall ist.
Epistemisch wissen wir damit also nur von dem, was
möglicherweise der Fall ist.
Damit steht fest: ja, ontisch muss etwas der Fall sein. Aber solange wir nicht wissen, was der Fall ist, ist das, was ontisch der Fall ist, nur eine Möglichkeit unter vielen Möglichkeiten.
Hieraus ergibt sich die alles entscheidende Frage, wie wir Menschen am besten Zugang zu dem finden können, was der Fall ist? Wie wir die Tatsachen erkennen können? Ein erheblicher Teil der Geistesgeschichte des Menschen ist das Ringen darum, Wege und Methoden zu finden, um genau das herausfinden zu können.
Als der bislang erfolgreichste Weg, herauszufinden was der Fall ist, haben sich in der Kulturgeschichte des Menschen die einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen in den unterschiedlichen Bereichen des Wissens erwiesen. In den Natur- und Ingenieurswissenschaften erweist sich der Erfolg im erzielten technischen Fortschritt und in konsistenten Theoremen. In den Geisteswissenschaften erweist sich der Fortschritt in hoch-differenzierten, aber gleichwohl kohärenten (= zusammenhängenden) und konsistenten (= widerspruchsfreien) Theoremen.
-------------------------------------------------------------------
Nun verstehen wir freilich auch das
Faktivitätsprinzip des Wissens besser. Wissen muss
faktisch sein, sonst ist es kein Wissen, sondern Glaube bzw. der Glaube, etwas zu wissen.
K (s, φ) → φ (= das ist ein Axiom der epistemischen Logik)
[K steht für knowledge, also "wissen"; s steht für ein Subjekt; φ steht für das, was gewusst wird; → ist die Implikation: wenn, ... dann]
=
Wenn s weiß, dass φ, dann ist φ (eine Tatsache)
Das hört sich so an, als ob wir nur Tatsachen WISSEN können. - Und so ist es auch. Wenn ich etwas weiß, dann weiß ich eine Tatsache. Stellt sich heraus, dass es doch keine Tatsache ist, dann habe ich mich geirrt. Und wenn ich etwas nur glaube oder glaube zu wissen, dann weiß ich eben nicht, ob es sich tatsächlich um eine Tatsache handelt.
Wenn es ein wissenschaftliches Ergebnis ist, herausgefunden zu haben, dass Jesus eine Naherwartung hatte, dann ist das der beste Kandidat für WISSEN und dafür, dass dies eine Tatsache ist. Man muss wissenschaftlich stets mit bedenken, dass dies ein Irrtum sein könnte.
Es ist keine Alternative, hierzu eine bloße andere mögliche Tatsache zu postulieren. Man muss bessere Gründe dafür angeben, diese mögliche Alternative auch WISSEN zu können. Erst dann ist es vermutlich eine Tatsache.