Münek hat geschrieben:Stelle Dir vor, es gäbe kein Christentum, keine Kirchengeschichte, keine Gottesgläubigen, keine Kathedralen und Kirchen...also keine Vorprägung ... nichts!
Nehmen wir mal Kant und Goethe, also zwei geistig überragende und transzendent orientierte Menschen.
Sie würde beide auf ihre jeweilige Art die geistige Konsistenz der Bibel in Bezug auf den ewigen Geist (also den überzeitlichen Hintergrund ihres Daseins) erkennen, an den sie auch glaubten. - Allerdings würden sie das Erkannte eher daseins-gestaltend umsetzen - es würde eher münden in ein: "Was bedeutet das für uns im Dasein?". - Denn "Deutsche Klassik" bedeutet AUCH, dass man das Sollen des Menschen in ein erkennendes und tätiges Wollen überführt (was die Romatik später verwirft).
Goethe Faust
"Geschrieben steht: "Im Anfang war das Wort!"
Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
Ich muß es anders übersetzen,
Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn. Bedenke wohl die erste Zeile,
Daß deine Feder sich nicht übereile!
Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat
Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!"
Münek hat geschrieben:Wer von uns nicht vorgeprägten Zeitgenossen würde wirklich glauben (bis auf einige Esoteriker), dass ein Gott (?) "seinen Sohn"(?) vom Himmel (?) auf die Erde schickt, ihn quälen und sterben lässt,(?) damit(?) dieser Gott sich nur aufgrund dieses Blutopfers(?) wieder mit seinen Geschöpfen - die er im Garten Eden bewusst (?) ins Messer laufen ließ - versöhnen kann?!
Leute wie Kant und Goethe (und auch einige uns unbekannte Menschen) würden das komplett kapieren und als messerscharfen geistigen Entwurf bewundern. - Als Daseins-Realität würden sie es nicht glauben, wenn es "nur" in einer alten Schrift ohne weiteres Überlieferung stünde.
Münek hat geschrieben:Da würde gewiss kein Christentum mehr entstehen!

Nein - dazu bedarf es der Multiplikatoren (Jünger) und einer machtvollen Organisation (Kirche). - Für den einfachen Menschen erschließen sich die Konsequenzen eines solchen Geschehens NICHT - deshalb bin ich doch so dagegen, dass man Menschen mit Sachen konfrontiert, die sie zwar abnicken, nicht aber verstehen können.
Das Christentum ist für den einfachen Menschen nur über die Tat erfahrbar. Das aber geht nur, wenn deren geistigen Führer (die die geistigen Hintergründe verstehen) es vormachen. - Religiöse Schriften sind genauso "esoterisch" wie komplizierte philosophische Schriften ("esoterisch" im Ursinn gemeint als "Wissen für Wenige").
Münek hat geschrieben:Sei mal für einen kurzen Moment flexibel (Glaubens- und Prägungskokon verlassen) und versuche mal, die von mir aufgezeigte Perspektive einzunehmen und dann weiterzudenken!
Hoffentlich bin ich Deinem Wunsch befriedigend nachgekommen.
sven23 hat geschrieben:Wenn Fachbücher die "Klarheit" der Bibel hätten, würden wir heute noch mit Pferdekutschen reisen, ok romantisch, aber ineffizient.

Das Geistige kennt keine Entwicklung an sich - es gibt nur eine Entwicklung der diesbezüglichen Erkenntnis. Das macht geistige Schriften für viele so schwer verständlich - andererseits gibt es immer welche in allen Zeiten (!), die sowas sofort verstehen. - Die Frage bei geistigen Schriften ist immer wieder: Wie kann man die ewig gleichen Grundlagen durch alle Couleurs der Zeiten verständlich halten.
Martinus hat geschrieben:ob sie dann auch die verschiedenen "Wahrnehmungsformen" Jahwes erkennen ??
Jeder geistige Mensch würde das - weil jeder wirklich geistige Mensch zwischen Realität und Wahrnehmung unterscheidet. - Routine.