“Anton B.“ hat geschrieben:Na, ja. Um eine "Existenzaussage" machen zu können, muss zuvor die entsprechende Erkenntnisfähigkeit nachgewiesen werden. Hierum geht es doch erstmal.
Der lustig unterschwellige Wechsel von „Fähigkeit“ zu „Objekt“ ist purer Unfug.
Hier den Titel „Erkenntnis“ darüberzuschreiben, macht die Sache nicht besser.
“Anton B.“ hat geschrieben:Bleibe doch bei der Geist-Definition von Gabriel.
Es handelt sich nicht um eine Definition, sondern um einen waghalsigen Entwurf, was man bereits daran erkennt, dass der Begriff „Gedanke“ völlig im Raum steht.
Was soll das sein?
Laut „Gabriel“ offensichtlich eine Art „Objekt“, denn man soll diesem Objekt begegnen können und dann wieder darauf reagieren können.
Des Weiteren kann man „sich Gedanken über Gedanken machen“ eher zu den Bewusstseinsfunktionen rechnen, aber auch hier nicht umfassend, denn Bewusstsein dreht sich z.B. auch um körperliche Bewegung (aktuelle und vergangene) bzw. um das „Hier und Jetzt“.
Bei der Meditationsübung der „Achtsamkeit“ soll es exakt um das Ausschliessen des ständigen Kreisens um immer neue Themen gehen. Laut Gehirnscans können trainierte Meditierende ihre Umgebung sehr stark und konzentriert erleben – keine „Gedanken über Gedanken“ und dennoch „hohe Wachheit“ und detailliertes Bewusstsein.
“Anton B.“ hat geschrieben:Man kann den Begriff weiter aufblasen, ihn mit weiteren Annahmen beladen, aber Gabriel hat ihn doch auf den kleinsten gemeinsamen Nenner herunter gestutzt. Er ist maximal neutral und bezeichnet ein Phänomen, welches uns immer wieder begegnet (hoffe ich zumindest) und für welches eine Bennenungshülse durchaus angemessen ist- Wo ist da ein Problem?
(siehe oben)
Es ist keine Definition,
es ist ein Objektentwurf,
es deckt nur einen Teil der Fähigkeiten ab,
es wird später von „Fähigkeit“ zu „Stoff/Existenz“ gewechselt.
Schlimmer geht es nicht.
“Anton B.“ hat geschrieben:Scheint mir aber ein Dualismus zu sein, der mit dem Wellen-/Teilchendualismus unserer Physik vergleichbar ist.
Nein, was man bereits am Einsatz von „natürlich“ und „nicht-natürlich“ für „Geist“ feststellen kann.
“Anton B.“ hat geschrieben:Trotzdem ist es von Fall zu Fall nützlich, ausreichend oder wie auch immer, mit einer einfacher zu rechnenden dualistischen Theorie zu arbeiten. Wo ist das Problem?
Es geht nicht um „Rechnen“ (siehe meine Aussagen zu „Emergenz“)
“Anton B.“ hat geschrieben:Kann ich zumindest als Ergebnis Deines Nachdenkens nachvollziehen, da Du ja auf der Basis Deiner Theorie der "Wahrnehmungsreaktion" nachdenkst.
Da die Wahrnehmungsreaktion tatsächlich vorhanden ist (Nerven-/Gehirnaktivität) sollte es nicht gerade verkehrt sein, genau damit zu arbeiten.
Du musst nur genau hinschauen, wie sehr „Gabriel“ die Gehirnvorgänge
positiv in seinem Entwurf verwendet.
Tja, bei „Gedanken über Gedanken“ ist schon mal gar nichts davon enthalten.
“Anton B.“ hat geschrieben:Wie kommt z.B. Silverbullet ausgehend von elektro-chemischen Signalen eines oder mehrerer Rezeptoren und seiner Weiterleitungen zu dem vermutlich mittels Gedanken über Gedanken gemachtem Modell der Wahrnehmungsreaktion?
„vermutlich mittels Gedanken über Gedanken“ ist hübsch formuliert, einmal ist „der Gedanke“ ein Objekt, dann ist es „ein Werkzeug“ und am Ende ein „Stoff“ – eine super Wundertüte, total flexibel, genauso wie der Sprecher es haben möchte.
Mach das mal bei einem Tisch!
Stimmt, das geht nicht und nie hat ein Philosoph derartiges bei einem Tisch gemacht.
Der Tisch dominiert als Objekt, wie es keine „Fähigkeit“, die philosophisch zum Objekt gewünscht wird, jemals gekonnt hat.
Stell dir mal selbst die Frage: was hast du bei deinem Heranwachsen (ausgehend von der ersten Zelle!) zuerst als Objekt verwaltet, den Tisch oder „den Gedanken“?
Wie ist die Reihenfolge?
Natürlich war es der Tisch und davor waren es andere Objekte, davor war es der Boden, davor war es der Körper.
Dein Heranwachsen geschah entlang eines Pfades mit gnadenlos dominanten Objekten.
Stell dir das Gehirn als etwas vor, das Zusammenhänge zu dem aufbaut, mit dem es konfrontiert wird. D.h. es wird in einer Zeit des explosionsartigen Wachstums (deines Körpers), für das Gehirn nennt man das Plastizität, mit gnadenlos dominanten Objektzusammenhängen konfrontiert.
Der dadurch entstehende Zusammenhangsraum (also das Potential entlang von Zusammenhängen zu reagieren) dreht sich nur um Objekte und es können nur Reaktionen "entlang" von Objektenzusammenhängen (und Zusammenhängen rund um Handlungen/Positionen/Blickwinkel zu Objekten) reagiert werden.
Für einen sich bewegenden Akteur ist die Navigation durch eine Objektlandschaft entscheidend. Neben der dazu notwendigen Körpersteuerung muss auch eine Pfadplanung/-orientierung aufgebaut werden. Man nennt dies „das GPS des Gehirns“.
Mit zunehmendem Alter verstehst du „Bewegung entlang von Objekten“ und wenn dir eine Räumlichkeit bekannt ist, kannst du die Bewegung
vorwegnehmen.
Hoppla, was haben wir denn da gerade für eine Fähigkeit entdeckt?
Lass „Bedeutung“ eine Zusammenhangsmenge sein, die du als „Objekt in einem Raum“ ansiehst (auf Basis der Gehirnprägung gibt es sowieso keine andere Möglichkeit) und bau aus zahlreichen dieser „Objekte“ einen Bewegungspfad.
Du wirst sagen „ich habe einen Gedanken verfolgt“.
Für den Anfang kein schlechtes Pfund.
Machen wir weiter:
jetzt hast du diesen geplanten Pfad allein durch die Planung durchlaufen (genau wie du einen Pfad durch einen tatsächlichen Raum durchgehen kannst, nur diesmal ohne dich zu bewegen – es müssen ja nur die Zusammenhänge dieser Bewegung aufgebaut/beachtet werden).
Dieses „innere Verhalten“ (ich nenne es lieber „privates Verhalten“) ist aber ja nur eine „Kopie“ des tatsächlichen Verhaltens und zum tatsächlichen Verhalten hast du schon lange die nachträgliche Auswertung einstudiert – du erinnerst dich an die Objekte, an den Pfad.
Diese Funktion kannst du beim Durchlaufen des geplanten Pfades, der ja die gleichen Gehirnbereiche einsetzt auch wieder verwenden.
Die Zusammenhänge dieses „wie hat dieser Pfad ausgesehen“, kannst du nun wieder als Objekte ansehen um einen neuen Pfad zu durchlaufen.
Du wirst sagen „ich habe einen Gedanken über meine Gedanken durchlaufen“.
Ach ja, „einen Gedanken durchlaufen“, „gedankliche Beweglichkeit zeigen“ usw. sind schon sehr gute Hinweise, wie wir gestrickt sind.
Reicht dir das als Antwort?
Reicht dir die Herleitung der obigen „Fähigkeit“ aus den Körperfähigkeiten?
(Überleg dir mal welchen naturwissenschaftlichen Nachweis man am Gehirn führen könnte, um die Aussage zu stützen - Stichwort "GPS im Gehirn")
Hast du es gemerkt, ich spreche vom Gehirn, ich spreche von „Bedeutung“ (und sogar „Qualia“ passen hier hinein

)
Sprich du mal ein wenig über das Gehirn und „Bedeutung“ – irgendwie scheinen dir physikalische Suggestionen näher zu sein, als Gehirn und „Bedeutung“.
Was ist nun „Bedeutung“ und wie existiert sie?