Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Philosophisches zum Nachdenken
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Thaddaeus
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#71 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von Thaddaeus » Sa 9. Nov 2019, 11:10

sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 10:43
closs hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 09:29
--- MEIN Ziel ist etwas ganz anderes: Mir geht es um die Erkenntnis-Vermittlung, dass logisch jederzeit nachweisbar ist, dass jedes "Wissen" auf einem Glauben beruht.
Diese clossche "Erkenntnis" ist eben falsch. Glauben und Wissen sind unterschiedliche Kategorien, die du mal wieder zu vermischen versuchst und als gleichberechtigt darstelltst. q.e.d.
Vor allem: Wenn jedes Wissen - wie closs schreibt - auf einem Glauben beruht; auf welchem Glauben genau beruht dann das Wissen, dass jedes Wissen auf einem Glauben beruht?
:g222:

Auf die nun folgende - logische - Antwort bin ich gespannt ... :blow:

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lovetrail
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#72 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von lovetrail » Sa 9. Nov 2019, 11:28

Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 11:10
sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 10:43
closs hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 09:29
--- MEIN Ziel ist etwas ganz anderes: Mir geht es um die Erkenntnis-Vermittlung, dass logisch jederzeit nachweisbar ist, dass jedes "Wissen" auf einem Glauben beruht.
Diese clossche "Erkenntnis" ist eben falsch. Glauben und Wissen sind unterschiedliche Kategorien, die du mal wieder zu vermischen versuchst und als gleichberechtigt darstelltst. q.e.d.
Vor allem: Wenn jedes Wissen - wie closs schreibt - auf einem Glauben beruht; auf welchem Glauben genau beruht dann das Wissen, dass jedes Wissen auf einem Glauben beruht?
:g222:

Auf die nun folgende - logische - Antwort bin ich gespannt ... :blow:
Das sind doch nur Sophisterein, die du vornehmlich auf andere anwendest. (und nicht auf deine eigenen Ansichten).

Jedem Typus von Rationalität geht natürlich eine Vorentscheidung voraus, also eine Art von Glauben, nämlich dass diese Rationalität die (jeweilige) Welt erklären kann.

Jetzt werdet ihr vermutlich einwenden: "Häresie" Es gibt nur eine Rationalität, nämlich die logische, herrschende. Alle anderen sind esoterisch, doof, dürfen nicht mitspielen...

Das ist aber zB im Falle des Logos der Bibel völlig daneben. Denn dort muss man schon diesem Logos und damit der besonderen Logik folgen, wenn man etwas Substantielles über den Glauben bzw die jeweilige Offenbarung aussagen will. Damit ist aber die "technische" Rationalität nicht erledigt. Sie muss aber dort angewendet werden, wo sie passt. Ist wie beim Fahrrad-Reparieren. Man braucht für verschiedene Teile verschiedene Schlüssel :-)

Eigentlich alles ganz einfach zu verstehen und doch füllen sich bzgl dieses Themas hier schon seit Jahren die Threads. Unzählige Posts werden dazu verfasst. Wahnsinn!

LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

Tree of life
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#73 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von Tree of life » Sa 9. Nov 2019, 11:29

closs hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 09:29
--- MEIN Ziel ist etwas ganz anderes: Mir geht es um die Erkenntnis-Vermittlung, dass logisch jederzeit nachweisbar ist, dass jedes "Wissen" auf einem Glauben beruht.
Was verstehst DU unter "Glauben" und was unter "Wissen"?

Was unter "Erkenntnis"?

SilverBullet
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#74 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von SilverBullet » Sa 9. Nov 2019, 12:04

@Anton B.
Ich habe den Thread gewechselt...

closs
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#75 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von closs » Sa 9. Nov 2019, 12:24

Tree of life hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 11:29
Was verstehst DU unter "Glauben" und was unter "Wissen"?

Was unter "Erkenntnis"?
1)  "Glaube" ist das, was man nicht beweisen oder widerlegen kann.

2)   "Wissen" ist
a) in der Wissenschaft das, was an Beobachtung mit einem Modell zur Wirklichkeit übereinstimmt.
b) in der Allgemeinsprache, dass man sich über etwas ganz sicher ist ("Ich weiß, dass mein Opa gerne Sacher-Torte isst")
Hier verwende ich normalerweise b) als mein Verständnis.

3) "Erkenntnis" ist
a) in der Wissenschaft das, was es nur in der Wissenschaft gibt
b) in der Allgemeinsprache oder vielleicht doch eher der spirituellen Sprache das, was man individuell erfahren hat.
Hier verwende ich normalerweise b) als mein Verständnis.

Das Problem: Per Neusprech haben sich die a)-Varianten auch in den Sprachen außerhalb der Wissenschaft durchgesetzt - vor allem medial. --- Und schon meinen a)- und b)-Vertreter ganz Unterschiedliches, wenn sie von "Wissen"/"Erkennen" sprechen (das gilt auch für "Geist"/"Bewusstsein"/ etc.).

Mal nebenbei: Das gilt auch für das Wort "Spekulation". --- In spirituell geprägten Zeiten war Spekulation ("speculare" = "schauen")  "eine philosophische Denkweise zu Erkenntnissen zu gelangen, indem man über die herkömmliche empirische oder praktische Erfahrung hinausgeht und sich auf das Wesen der Dinge und ihre ersten Prinzipien richtet" (wik). - Heute meint man damit so etwas wie bloße Behauptung ("wilde, unhaltbare, vage, bloße Spekulationen"). - Ein hohes Wort früher wurde also mit der Zeit ins Abfällige runter-gereicht, weil ja nur DAS wahr sein könne, was beweisbar ist. - So ändert sich Sprache.

Das Problem: Bibel & Co sind in früherer Sprache geschrieben, so dass ein damaliger Wortinhalt heute einen ganz anderen Sinn haben kann - allein das wäre ein abendfüllendes Thema.
 

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sven23
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#76 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von sven23 » Sa 9. Nov 2019, 12:25

Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 11:10
sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 10:43
closs hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 09:29
--- MEIN Ziel ist etwas ganz anderes: Mir geht es um die Erkenntnis-Vermittlung, dass logisch jederzeit nachweisbar ist, dass jedes "Wissen" auf einem Glauben beruht.
Diese clossche "Erkenntnis" ist eben falsch. Glauben und Wissen sind unterschiedliche Kategorien, die du mal wieder zu vermischen versuchst und als gleichberechtigt darstelltst. q.e.d.
Vor allem: Wenn jedes Wissen - wie closs schreibt - auf einem Glauben beruht; auf welchem Glauben genau beruht dann das Wissen, dass jedes Wissen auf einem Glauben beruht?
:hrmm:

Auf die nun folgende - logische - Antwort bin ich gespannt ... :blow:

 Da bin ich skeptisch. Closs und Logik, da prallen zwei Welten aufeinander. :lol:
Interessant ist auch, was Markus Gabriel zum clossschen Skeptizismus, bzw. zum Radikalskeptizismus sagt.
Er bezeichnet den Radikalskeptizismus als die am besten widerlegte Denkrichtung überhaupt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#77 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von Tree of life » Sa 9. Nov 2019, 12:41

closs hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 12:24
Tree of life hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 11:29
Was verstehst DU unter "Glauben" und was unter "Wissen"?

Was unter "Erkenntnis"?
1)  "Glaube" ist das, was man nicht beweisen oder widerlegen kann.

2)   "Wissen" ist

b) in der Allgemeinsprache, dass man sich über etwas ganz sicher ist ("Ich weiß, dass mein Opa gerne Sacher-Torte isst")
Hier verwende ich normalerweise b) als mein Verständnis.


3) "Erkenntnis" ist

b) in der Allgemeinsprache oder vielleicht doch eher der spirituellen Sprache das, was man individuell erfahren hat.
Hier verwende ich normalerweise b) als mein Verständnis.


 
Und jetzt erkläre mir anhand dieser deiner Ausführung folgenden Satz von dir:
Mir geht es um die Erkenntnis-Vermittlung, dass logisch jederzeit nachweisbar ist, dass jedes "Wissen" auf einem Glauben beruht.

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sven23
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#78 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von sven23 » Sa 9. Nov 2019, 12:52

lovetrail hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 11:28
Jedem Typus von Rationalität geht natürlich eine Vorentscheidung voraus, also eine Art von Glauben, nämlich dass diese Rationalität die (jeweilige) Welt erklären kann.
Wir wissen, dass die Erde eine Kugelform hat. Flacherdler glauben, dass die Erde eine Scheibe ist, weil sie sie Verschwörungstheorien anhängen oder religiöse Texte wörtlich nehmen.
Der Unterschied zwischen Glaube und Wissen könnte nicht größer sein, aber ohne Ratio wird man die Welt nicht erklären können.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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lovetrail
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#79 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von lovetrail » Sa 9. Nov 2019, 13:06

sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 12:52
lovetrail hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 11:28
Jedem Typus von Rationalität geht natürlich eine Vorentscheidung voraus, also eine Art von Glauben, nämlich dass diese Rationalität die (jeweilige) Welt erklären kann.
Wir wissen, dass die Erde eine Kugelform hat. Flacherdler glauben, dass die Erde eine Scheibe ist, weil sie sie Verschwörungstheorien anhängen oder religiöse Texte wörtlich nehmen.
Der Unterschied zwischen Glaube und Wissen könnte nicht größer sein, aber ohne Ratio wird man die Welt nicht erklären können.

Klar, kannst du ich jetzt auf solche Nebenschauplätze stürzen. Aber wenn es zB um soziale, psychologische, politische Dinge geht, schaut es mit der naturwissenschaftlichen Logik nicht mehr so toll aus.

LG
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Thaddaeus
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#80 Re: Aus der Werkstatt des Philosophen - Widerlegung des closs'schen Skeptizismus

Beitrag von Thaddaeus » Sa 9. Nov 2019, 14:14

closs hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 09:29
--- MEIN Ziel ist etwas ganz anderes: Mir geht es um die Erkenntnis-Vermittlung, dass logisch jederzeit nachweisbar ist, dass jedes "Wissen" auf einem Glauben beruht.
lovetrail hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 11:28
Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 11:10
sven23 hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 10:43

Diese clossche "Erkenntnis" ist eben falsch. Glauben und Wissen sind unterschiedliche Kategorien, die du mal wieder zu vermischen versuchst und als gleichberechtigt darstelltst. q.e.d.
Vor allem: Wenn jedes Wissen - wie closs schreibt - auf einem Glauben beruht; auf welchem Glauben genau beruht dann das Wissen, dass jedes Wissen auf einem Glauben beruht?
:g222:

Auf die nun folgende - logische - Antwort bin ich gespannt ... :blow:

Das sind doch nur Sophisterein, die du vornehmlich auf andere anwendest. (und nicht auf deine eigenen Ansichten).
Ich muss keine Retorsionsargumente gegen meine eigene Ansichtern befürchten, weil ich nicht so stümperhafte Fehler mache wie closs. Du bist herzlich eingeladen, mir Widersprüche nachzuweisen, wenn du sie bei mir findest.

Und von Sophistereien kann ja wohl keine Rede sein!
Closs behauptet dezidiert, dass jedes Wissen auf einem Glauben beruht. Das ist nun zweifelsohne ein Wissen, wenn es wahr ist! Auf welchem Glauben beruht dann aber dieses Wissen darüber, das jedes Wissen auf Glauben beruht. Das ist eine Frage, die sich sogar zwangsläufig einstellt.

Und man darf weiterhin auf die Antwort gespannt sein!
Aber lass mich raten ... Da wird keine Antwort kommen!
Denn wenn closs intellektuell redlich antworten würde, müsste er eben angeben können, auf welcher Grundlage er zu seinem hier so sicher vorgetragenen, speziellen Wissen gelangt ist, dass jedes Wissen auf Glauben beruht.

Dann würde sich freilich 1. herausstellen, dass es eine Grundlage für Wissen gibt, die closs an anderer Stelle verneint und 2. würde sich herausstellen, dass es sich bei dieser Grundlage um keinen Glauben handelt. :blow:

lovetrail hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 11:28
Das ist aber zB im Falle des Logos der Bibel völlig daneben. Denn dort muss man schon diesem Logos und damit der besonderen Logik folgen, wenn man etwas Substantielles über den Glauben bzw die jeweilige Offenbarung aussagen will.
In der Bibel steckt kein Logos, sondern Mythos. Logos steckt in den Betrachtungen der Philosophie, weshalb der geistesgeschichtliche Weg auch vom Mythos zum Logos sich weiter entwickelte (vgl. z.B. den Gräzisten Bruno Snell, Gleichnis, Vergleich, Metapher, Analogie. Der Weg vom mythischen zum logischen Denken, in: Die Entdeckung des Geistes - Studien zur Entstehung des europäischen Denkens bei den Griechen, 5. Aufl., Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1980, S.178ff.)

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