Aus der Werkstatt des Theologen

Themen des Neuen Testaments
Punch
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#361 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Punch » Fr 25. Okt 2019, 08:11

lovetrail hat geschrieben:
Do 24. Okt 2019, 23:30
Thaddaeus hat geschrieben:
Do 24. Okt 2019, 23:02

Der Menschenwürdebegriff hat überhaupt keine christliche Fundierung. Man vermag die unablegbare Würde ALLER Menschen nicht aus christlichen Vorstellungen abzuleiten. Das geht nur aus Kant und Hegel. Und schon gar nicht hat Menschenwürde irgendetwas mit schnöder Nächstenliebe zu tun. Was sollte da die Verbindung sein? Die gibt es nicht. Aus Nächstenliebe leitet sich kein Begriff unablegbarer WÜRDE ab.

Das christliche Fundament für die Würde des Menschen ist seine Geschöpflichkeit und sein Erschaffen-Worden-Sein im Bilde Gottes.
Durch Christus dann noch einmal neu bestätigt, indem er Gott als unseren liebenden Vater enthüllte, wodurch auch eine Brüderlichkeit zwischen den Menschen gestiftet wurde.

LG
Dann wäre die Definition der Würde des Menschen einer grundsätzlich theonemen Ethik unterworfen, läge also die Würde des Menschen nicht und idealiter  (wenn überhaupt) in der Natur des Menschen, sondern bedarf stets eines Höheren. 

Die Würde des Menschen, angeblich unantastbar, eine vom Staat exekutiv und judikativ hoch aufgerüstete Projektionsfläche, vom Christentum  als so eine Art von "Operari sequitur esse" verkauft, hier vorausgesetzt, die Grundlage des Seienden ist Gott, jetzt brauchen wir nur noch etwas von der christlichen Ethik in diesen Begriff hinein zu projizieren und die Atheisten sollen auch nicht vergessen werden, sie bekommen den kategorischen Imperativ (als Schiboleth für alles und nichts), fertig ist der Rohbau der Würde des Menschen.
Und ob diese unantastbare Würde des Menschen nun von einem Politiker, einem Priester oder einem Sozialkundelehrer erklärt, bejubelt und beschworen wird, so existiert diese angeblich unantastbare Würde des Menschen doch nur auf dem Papier als eine bunte Worthure, die jeder gern besteigt, aber keiner möchte Kinder mit ihr.

In den Elendsquartieren und Ghettos dieser Welt, in den Kerkern und Folterhöllen welcher Gesellschaftsordnungen auch immer, auf den Schlachtfeldern der Geschichte, selbst in den Religionen scheitert die so genannte Würde des Menschen am Anspruch und der Wirklichkeit.

Ist der Mensch selbst, aus sich selbst heraus in der Lage,  überhaupt moralisch und damit würdevoll zu handeln?
 

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abc
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#362 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von abc » Fr 25. Okt 2019, 10:47

Münek, ich hatte hier nur den zukünftigen Menschen skizziert, ...
abc hat geschrieben:
Do 24. Okt 2019, 17:56
Besagte Urverbindung ist (sehr) geschwächt und wird vom Rationalismus mehr und mehr zugekittet! Die Digitalisierung und die aufkommende KI ziehen den Menschen mehr und mehr in eine - wie soll ich sagen - entrückte Welt, in der der zukünftige Mensch diese (unausgesprochene) Anbindung überhaupt nicht mehr kennt, sie im Leben noch nie gespürt oder empfunden hat - und darüber nicht nur spotten, sondern Meldung machen wird ...

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... aber das fehlende Gespür (Empfinden) ist ja bereits Spiegelbild unserer Gegenwart und jüngsten Vergangenheit. Du bestätigst dies auf eindrückliche Weise - Danke!

Münek hat geschrieben:
Do 24. Okt 2019, 20:14
abc hat geschrieben:
Do 24. Okt 2019, 17:56
Es gibt meiner Ansicht nach, eine tiefe & natürliche Zuneigung, nicht nur zu unseren Eltern (Heilige Familie), Großeltern ... - sondern zu unserem Ursprung (Gott), eine tiefe Dankbarkeit der Quelle gegenüber, aus der wir alle hervorgegangen sind.
Kein Mensch muss DANKBARKEIT darüber empfinden, dass der Zufall ihn durch einen Zeugungsakt in diese Welt befördert hat.

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abc
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#363 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von abc » Fr 25. Okt 2019, 11:03

Punch hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 08:11
Ist der Mensch selbst, aus sich selbst heraus überhaupt in der Lage, moralisch und damit würdevoll zu handeln?
Ich meine ja. Zeichnet sich der Mensch nicht gerade durch das Bestimmungsfeld aller Tugenden aus?


Wie ist deine Einschätzung?

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ProfDrVonUndZu
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#364 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 25. Okt 2019, 11:35

lovetrail hat geschrieben:
Do 24. Okt 2019, 23:30
Thaddaeus hat geschrieben:
Do 24. Okt 2019, 23:02

Der Menschenwürdebegriff hat überhaupt keine christliche Fundierung. Man vermag die unablegbare Würde ALLER Menschen nicht aus christlichen Vorstellungen abzuleiten. Das geht nur aus Kant und Hegel. Und schon gar nicht hat Menschenwürde irgendetwas mit schnöder Nächstenliebe zu tun. Was sollte da die Verbindung sein? Die gibt es nicht. Aus Nächstenliebe leitet sich kein Begriff unablegbarer WÜRDE ab.

Das christliche Fundament für die Würde des Menschen ist seine Geschöpflichkeit und sein Erschaffen-Worden-Sein im Bilde Gottes.
Durch Christus dann noch einmal neu bestätigt, indem er Gott als unseren liebenden Vater enthüllte, wodurch auch eine Brüderlichkeit zwischen den Menschen gestiftet wurde.

LG
Dem müsste man mal biblisch nachgehen. Ich versuche mal den Anfang zu machen :
Hebräer 2, 6 es hat aber irgendwo jemand bezeugt und gesagt: "Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, oder des Menschen Sohn, daß du auf ihn siehst? 7 Du hast ihn ein wenig unter die Engel erniedrigt; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt und ihn gesetzt über die Werke deiner Hände ; (Psalm 8,4-5)
Lukas 20, 34 Und Jesus sprach zu ihnen: Die Söhne dieser Welt  heiraten und werden verheiratet; 35 die aber würdig geachtet werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten, heiraten nicht, noch werden sie verheiratet; 36 denn sie können auch nicht mehr sterben, denn sie sind Engeln gleich und sind Söhne
Gottes, da sie Söhne der Auferstehung sind.
Die Ebenbildlichkeit Gottes deutet der Hebräerbrief an. Jesus spricht mit der Würdigkeit (Dignitas) in Lukas 20,35 aber etwas an, was erleistet werden muss.

Die Bibel unterscheidet hier mindestens in 3 Begriffen. Herrlichkeit, Ehre und Würde. Letzterer ist biblisch immer als Wert, Gegenwert, Preis, Verdienst zu verstehen.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

closs
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#365 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Fr 25. Okt 2019, 13:27

Punch hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 08:11
Dann wäre die Definition der Würde des Menschen einer grundsätzlich theonemen Ethik unterworfen, läge also die Würde des Menschen nicht und idealiter  (wenn überhaupt) in der Natur des Menschen, sondern bedarf stets eines Höheren. 
Letztlich ist das so. - Was nicht heißt, dass ein Atheist davon ausgeschlossen ist. Denn JEDER kommt aus dem selben Kessel - auch wenn er mit dem Denken irrt, ist er vom Wesen das, woraus er geschaffen ist. ---- Der Unterschied zwischen "(ideal) Religiösem" und "Atheisten ist, dass Ersterer ein klares Bild hat, warum sein geistiges/seelisches Wesen so ist, wie es ist.
Punch hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 08:11
Ist der Mensch selbst, aus sich selbst heraus in der Lage,  überhaupt moralisch und damit würdevoll zu handeln?
Ohne (bewusste oder unbewusste) Anbindung an seinen Geist/seine Seele  kann er insofern sozial handeln, als dass gesellschaftliche Regeln dem Überleben der Gruppe dienen - mehr nicht. - Man kann das ebenfalls "moralisch" nennen, aber es ist etwas anderes.



 

PeB
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#366 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von PeB » Fr 25. Okt 2019, 13:43

lovetrail hat geschrieben:
Do 24. Okt 2019, 23:30
Thaddaeus hat geschrieben:
Do 24. Okt 2019, 23:02

Der Menschenwürdebegriff hat überhaupt keine christliche Fundierung. Man vermag die unablegbare Würde ALLER Menschen nicht aus christlichen Vorstellungen abzuleiten. Das geht nur aus Kant und Hegel. Und schon gar nicht hat Menschenwürde irgendetwas mit schnöder Nächstenliebe zu tun. Was sollte da die Verbindung sein? Die gibt es nicht. Aus Nächstenliebe leitet sich kein Begriff unablegbarer WÜRDE ab.


Das christliche Fundament für die Würde des Menschen ist seine Geschöpflichkeit und sein Erschaffen-Worden-Sein im Bilde Gottes.
Durch Christus dann noch einmal neu bestätigt, indem er Gott als unseren liebenden Vater enthüllte, wodurch auch eine Brüderlichkeit zwischen den Menschen gestiftet wurde.


Ihr habt beide recht, meint aber Unterschiedliches.
Die Würde des Menschen ist von keinerlei Ideologie oder Glaubenssystem abhängig. Sie ist gesetzt.
Aber natürlich hat sich die Begrifflichkeit um die Menschenwürde in einem christlich-abendländischen Millieu entwickelt - und nicht woanders. Die entsprechenden europäischen Kulturtraditionen mussten zuerst die Voraussetzungen dafür schaffen, die Menschenwürde zu "entdecken".

Punch
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#367 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Punch » Fr 25. Okt 2019, 16:31

abc hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 11:03
Punch hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 08:11
Ist der Mensch selbst, aus sich selbst heraus überhaupt in der Lage, moralisch und damit würdevoll zu handeln?

Ich meine ja. Zeichnet sich der Mensch nicht gerade durch das Bestimmungsfeld aller Tugenden aus?


Wie ist deine Einschätzung?

Meine Einschätzung tendiert da eher und nach Betrachtung weltgeschichtlicher Absonderlichkeiten zum: Der Mensch ist das Bestimmungsfeld unendlicher Psychosen, oder seiner unsublimierten Tierhaftigkeit. Denn Tugend und Terror sind selten weit voneinander entfernt, und des Menschen Dämon ist offensichtlich ein untrennbarer Teil des Menschen selbst.

Punch
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#368 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Punch » Fr 25. Okt 2019, 16:35

closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 13:27
Punch hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 08:11
 
Ohne (bewusste oder unbewusste) Anbindung an seinen Geist/seine Seele  kann er insofern sozial handeln, als dass gesellschaftliche Regeln dem Überleben der Gruppe dienen - mehr nicht. - Man kann das ebenfalls "moralisch" nennen, aber es ist etwas anderes.


 

Die menschliche Würde ist einer Setzung an Geist und Seele unterworfen?

Damit wird die menschliche Würde zur Metaphysik des als ob.
 

Helmuth
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#369 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Helmuth » Fr 25. Okt 2019, 17:16

Punch hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 16:35
Die menschliche Würde ist einer Setzung an Geist und Seele unterworfen?
Ohne Gotteswürde von einer Meschenwürde zu sprechen ist hinfällig. Wer Gott nicht anerkennt, warum sollte Gott dich würdigen müssen?

In unserem Thema ging es aber micht um die MRK sondern um eine mächtige Tat Jesu, indem er Dämonen austrieb. Derart stellte er die Würde dieses Menschen wieder her. Zuvor war er völlig unwürdig. Ich hätte ihn damals auf eine Insel verbannt oder heute in eine Irrenanstalt einliefern lassen, hätte ich Macht dazu.

Gottes Macht erweist sich als noch viel effizienter, als sie uns völlig genesen wiederherstellen kann. Wer dies aber vorsätzlich missachtet, oder mutwillig sündigt, der verliert diese Würde wieder. Der befreite Mann wurde dann ein Evangelist und verkündigte, was Jesus an ihm wunderbar getan hatte.

Wie schätzt du die Sache ein. Bist du gläubig? Man gewnnt nicht den Eindruck.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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lovetrail
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#370 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von lovetrail » Fr 25. Okt 2019, 17:34

PeB hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 13:43

Die Würde des Menschen ist von keinerlei Ideologie oder Glaubenssystem abhängig. Sie ist gesetzt.

Du meinst die Würde des Menschen sei durch Übereinkunft gesetzt? Sie könnte dann aber auch durch Übereinkunft abgesetzt werden, zB für Subjekte die einer jeweils herrschenden Ideologie nicht entsprechen. Wobei die Ideologie eben genau als Humanismus oder Naturalismus auftreten kann. Am Ende heisst es dann "Punch" und "Purge" für Dissidenten (zB Christen).


LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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