
LG
Darauf geben dir die unzähligen religiösen Vorstellung und unzähligen unterschiedlichen Götterbilder, die in der Geschichte der Menschheit entwickelt worden sind, eine ziemlich klare Antwort.closs hat geschrieben: ↑Mi 23. Okt 2019, 22:17Schon klar. - Das Entscheidende ist, ob die Transzendierung eine reine Selbstbespiegelung ist oder auf eine Entität außerhalb des eigenen Seins trifft.Thaddaeus hat geschrieben: ↑Mi 23. Okt 2019, 22:01Da der Tod ein Faktum des Lebens ist, aber gleichzeitig für denkende Wesen mit Selbstbewusstsein (die sich nicht anders als denkend erleben können) nicht denkbar ist, bleibt ihm praktisch nichts anderes übrig als sich und den Tod zu transzendieren. Die Transzendierung erschafft Sinn, um mit der Möglichkeit der eigenen, schlechthinnigen Daseinsunmöglichkeit fertig werden zu können.
Wir müssen jetzt allerdings die Frage stellen, was dies alles für die Mythologie bedeutet? Offensichtlich müssen einige Korrekturen angebracht werden.
Zum Beispiel: man glaubt, daß Jesus nach der Auferstehung von den Toten leiblich gen Himmel auffuhr (Lukas 24, 51), und daß ihm kurz darauf seine Mutter aus dem Schlaf heraus folgte (frühchristlicher Glaube, der am 1. November 1950 als römisch-katholisches Dogma bestätigt wurde). Außerdem lesen wir, daß neun Jahrhunderte früher Elia auf einem feurigen Wagen in einem Wirbelsturm zum Himmel emporgetragen wurde (2. Könige 2,11).
Selbst wenn die drei himmlischen Reisenden mit Lichtgeschwindigkeit aufsteigen, was für jeden Köφer unmöglich ist, hätten sie die Galaxie noch nicht verlassen.
Joseph Campbell, Die Mitte ist überall, Die Sprache von Mythos, Religion und Kunst, München, Kösel: 1992, S.35f.)
Dein Fehler im Gedanken ist, dass du glaubst, dem Menschen müsse Transzendenz von irgendwoher zugeschickt werden.
Sehe ich genauso - aber oft wird es so dargestellt - z.B.: Die transzendente Reflexion sei ein Kollateralschaden der Evolution, zu deren Entwicklung über den Status Quo hinausgedacht werden müsse - und dann komme es halt zu solchen Fehlleistungen. - Es ist schön, dass Du es anders zu sehen scheinst.
Richtig - aber das sollte einem Christen eh nicht passieren: Das "himmlische Jerusalem" ist sicherlich nicht "Teil dieses Universums". Das wäre in der Tat eine "Verwechslung der Sinnfelder".Thaddaeus hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 11:52Vorstellungen freilich, die Gott über die widersprüchliche Annahme einer Art geistiger Leiblichkeit oder leiblicher Geistigkeit faktisch in ein himmlisches Jerusalem als Teil dieses Universums verorten, trifft der ganze Spott von Joseph Campbells zutreffender Diagnose (Gabriel würde es "Verwechslung der Sinnfelder" nennen!
Stimmt - aber Campbell geht von falschen Voraussetzungen aus (das ist eh immer das Problem, wenn etwas logisch ist, aber falsch). - Die leibliche Auferstehung ist NICHT eine Sache im Universum.
Der Gesetzgeber hat nicht bestimmt, was unter Menschenwürde zu verstehen ist. Um urteilen zu können, ob etwas gegen die Menschwürde verstößt, muss ich mir also zuerst ein Urteil darüber bilden, was Menschenwürde bedeutet. Wobei mein Urteil von heute nicht unbedingt mit meinem Urteil von morgen übereinstimmen muss, sondern je nach Tagesstimmung und Täterprofil mal in die eine und mal in die andere Richtung tendieren kann.
Ich denke nicht dass dem parlamentarischen Rat intuitiv einleuchtete, wieso der Mensch aufgrund eines willkürlich ausgewählten Teils seiner Vorstellungen über "alle anderen Wesen unendlich erhoben" sein sollte. Vermutlich saßen da mehrheitlich christlich geprägte Bürger drin, die einfach eine hübsche moderne Formulierung für ihre "bedingungslose Nächstenliebe" im Gesetz unterbringen wollten.2. Der parlamentarische Rat hat die Menschenwürde nicht apriori SO festgelegt. Er hat sich stattdessen auf Kant und Hegel besonnen. Gottseidank waren die Väter und Mütter des GG nicht philosophisch ungebildet.
Verstehe. Der definitionsgemäß "freie Wille" existiert nur hypothetisch und philosophisch, während der real existierende "Wille" lediglich eine Umschreibung für eine endliche Anzahl von Ausdrucksmöglichkeiten darstellt. Als Philosoph kann man solche Sachen natürlich nicht schreiben, sonst wäre man bald arbeitslos.Nein, ihr Wille nicht. Aber ihre Möglichkeiten, diesem Willen Ausdruck zu verleihen. Das ist doch zemlich einfach zu verstehen.JackSparrow hat geschrieben:Wird der definitionsgemäß freie Wille meiner Mitmenschen plötzlich weniger frei, wenn ich sie unterdrücke?
Das Entscheidende ist, was genau du als "eigenes Sein" wahrnimmst und wo du die Grenze zwischen innerhalb und außerhalb ansetzen möchtest. Mit ausreichend Fantasie mag sich vielleicht gar der nächstbeste Gullideckel in eine außerhalb befindliche transzendierende Entität verwandeln.
Spricht nicht eher Vieles dafür, dass der Humanismus ohne die sogenannte "christlich-abendländische" Kulturtradition - also einem klar definierten Gottesbild - gar nicht entstanden wäre? Jedenfalls entstammt er diesem Millieu.
Doch - und zwar auf staatsrechtlicher Ebene. - Das muss im schlimmsten Fall nicht damit zu tun haben, was Du oder ich als Menschenwürde verstehen - ist aber bei uns vermutlich ziemlich kongruent.JackSparrow hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 14:10Der Gesetzgeber hat nicht bestimmt, was unter Menschenwürde zu verstehen ist.
Das ist auch nicht seine Aufgabe. - Ihm geht es darum, "Menschenwürde" im Rahmen des Rechtsstaats als Größe zu installieren - sozusagen den Rechtsstaat ethisch aufzuladen.JackSparrow hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 14:10Ich denke nicht dass dem parlamentarischen Rat intuitiv einleuchtete, wieso der Mensch aufgrund eines willkürlich ausgewählten Teils seiner Vorstellungen über "alle anderen Wesen unendlich erhoben" sein sollte.
Das kann man nur per Entscheid - wissen kann man es nicht.JackSparrow hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 14:10Das Entscheidende ist, was genau du als "eigenes Sein" wahrnimmst und wo du die Grenze zwischen innerhalb und außerhalb ansetzen möchtest.
PeB hat geschrieben: ↑Do 24. Okt 2019, 15:46
Spricht nicht eher Vieles dafür, dass der Humanismus ohne die sogenannte "christlich-abendländische" Kulturtradition - also einem klar definierten Gottesbild - gar nicht entstanden wäre? Jedenfalls entstammt er diesem Millieu.
Und nun betrachtet er sich als darüber hinausgewachsen?