Naturwissenschaft und Religion

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#61 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Pluto » Do 7. Nov 2013, 09:09

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Mal rein von der Semantik her hast du leider unrecht.
Kann sein - aber das löst das Problem nicht. Denn die Negierung des Theismus ist doch an sich wiueder positiv, also weltanschaulich begründet.
Gibts denn ein Problem?
Demian bezog sich auf die Worbedeutung, und das tue ich ebenfalls. Vielleicht ist das Wort was du suchst, Ignostik (kein Schreibfehler).

Ignostik ist die totale Gleichgültigkeit gegenüber jeden Glauben und jeder Religion, m.a.W. die Anerkennung rein materialsitischen Denkens; in der Tat ein Ergebnis des Zeitgeists ist, in dem wir heute leben.

PS:
Ich sehe mich weder als Ignostiker noch als Atheist, sondern fühle mich eher als Zweifelnder dem Pantheistischen hingezogen, der Gott in der Natur selbst erkennt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#62 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Demian » Do 7. Nov 2013, 09:09

Pluto hat geschrieben: Beginnen wir mal beim Theismus, ein bekanntes Synonym für den Glauben. Das "A" vorneweg bedeutet dann ganz einfach die Negierung des Wortes, also A-Theismus, oder abgekürzt, Atheismus. Mehr ist nicht.

Diese - sagen wir es mal offen heraus - Ausrede kenne ich zu genüge. Habe ich sie doch selbst mal vertreten. Aber Atheisten sind - wie alle gesellschaftlichen Gruppen - eine Gruppe mit gewissen Charakteristika. Eine gesellschaftliche Gruppe mit bestimmten Eigentümlichkeiten, einem Milieu, einem Habitus, bevorzugten Auffassungen.

Wenn es ihnen gelegen kommt, sagen die Atheisten: "Ich bin Materialist- ich bin Naturalist - ich bin dies oder das" - wenn es ihnen ungelegen kommt sagen sie: "Atheismus ist semantisch nur das Fehlen einer Glaubensaussage". Semantisch ja - weltanschaulich nicht. ;)

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#63 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Pluto » Do 7. Nov 2013, 09:13

Thema verschoben ins Unterforum Philosophie.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#64 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Pluto » Do 7. Nov 2013, 09:18

Demian hat geschrieben:Diese - sagen wir es mal offen heraus - Ausrede kenne ich zu genüge.
Nenne es "Ausrede" wenn du willst. A-Theismus bleibt das Fehlen von Glaube.

Wie ich schon zu closs sagte, suchst ihr vielleicht den Begriff der "Ignostik" (Ignostizismus?), der eine Weltanschauung vertritt, die dem Glauben völlig gleichgültig gegenüber steht, und aus dem Materialismus des späten 20. Jahrhunderts hervorging.
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#65 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Demian » Do 7. Nov 2013, 09:23

Pluto hat geschrieben: Nenne es "Ausrede" wenn du willst. A-Theismus bleibt das Fehlen von Glaube.

Atheisten sind Menschen und Menschen haben eine Weltanschauung und sind nicht nur durch das Fehlen einer Glaubensaussage definiert. Entsprechend widersinnig ist dieses Wort. Wenn es um die Kritik des Glaubens geht sagt man: "du hast zwar einen Glauben, aber ich habe keinen, darum darf ich dich so oder so kritisieren" - anders betrachtet ( weltanschaulich, vom Milieu her gesehen usw. und das sind relevante Kategorien ) stellt sich aber heraus, dass Atheisten sehr wohl eine Schnittmenge von gemeinsamen Denkweisen haben. Durchaus auch Glaubensvorstellungen. Was auch sonst - sie sind Menschen wie alle anderen auch.

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#66 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Zeus » Do 7. Nov 2013, 10:38

Zeus hat geschrieben:Wenn Atheismus ein Glaube ist, dann ist Glatze auch eine Haarfarbe. ;)
A-Theismus ist der Nicht-Glauben an Gott, d. h. das Fehlen eines Glaubens an übernatürliche Wesenheiten. Nicht mehr und nicht weniger.

Demian hat geschrieben:Das behauptet wer? Die Atheisten selbst.
Atheismus ist keine Ideologie. Einen Menschen, der keine Briefmarken sammelt, könnte man (in Analogie) als A-briemarkensammlung bezeichnen, was nichts über die Weltanschaung dieser Person oder die Ideologie, der er verfallen sein könnte, aussagt.
Ich persönlich ziehe die Bezeichnung Säkularer Humanismus vor.
Demian hat geschrieben:Menschen die so tun, als seien sie völlig frei von Glaube und Ideologie, sind mit Vorsicht zu genießen. Denn nirgendwo kann man eine Ideologie so gut verstecken, als dort, wo angeblich keine zu finden ist. Wenn man sich die atheistischen Argumentationsmuster anschaut, so wird man eine gewisse ideologische Schnittmenge feststellen - denn Atheisten belassen es nicht bei einem bloßen "Fehlen des Glaubens", sondern sie vertreten auch eine Reihe von weltanschaulichen Positionen, die sie auch politisch organisieren mit dem Anspruch von Objektivität. Also alles das was ideologisches Denken und Glaubensbekenntnisse auszeichnet.
Du machst da recht viele Unterstellungen. Könntest du diese bitte mit Beispielen untermauern?
Demian hat geschrieben: Auch ist der Atheismus vermehrt in einem kleinbügerlich-akademischen Milieu vorzufinden, das sich diesen Wohlstandsatheismus sehr gut erlauben kann. Passend zum "Gesellschaftscharakter", um mal diesen Terminus von Erich Fromm zu gebrauchen. ;)

Akademischen Milieu: :thumbup:
Kleinbürgerlich- akademisch: sieht mehr so wie ein Oymoron aus.
Es stimmt jedoch, dass in den Ländern, wo die Armut groß und das Bildungsniveau niedrig ist, häufig die Religiosität am größten ist.

Dazu noch eine Anekdote:
Ein kleiner Junge sitzt mit einem Korb voller Katzenbabys auf dem Bürgersteig. Der Pfarrer der Gemeinde kommt vorbei und er fragt interessiert: “Na? Was haben wir denn da?”
“Oh, das sind katholische Kätzchen!”
Sichtlich geschmeichelt trabt der Pfarrer davon…
Drei Wochen später wiederholt sich die Szene…
Der Pfarrer: “Na, mein Sohn, wie geht es denn deinen katholischen kleinen Katzen, hm?”
“Das sind atheistische Katzenbabys!”
“Wieso? Du hattest doch gesagt, das…”
Doch der kleine Junge fällt ihn ins Wort:
Nun ja, jetzt haben sie aber die Augen offen!”

Einen schönen Tag noch!
Vielleicht öffnen sich deine Augen auch einmal. :)

Gruß
Zeus
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#67 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Demian » Do 7. Nov 2013, 11:10

Zeus hat geschrieben: Es stimmt jedoch, dass in den Ländern, wo die Armut groß und das Bildungsniveau niedrig ist, häufig die Religiosität am größten ist.

Das sagt lediglich aus, dass Menschen in extremen Verhältnissen, Krisen und Gefahrensituationen auf ursprüngliche, religiöse Denkweisen zurückgreifen - weil sie anders gar nicht existieren könnten.

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#68 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Demian » Do 7. Nov 2013, 11:14

Zeus hat geschrieben: Atheismus ist keine Ideologie. Einen Menschen, der keine Briefmarken sammelt, könnte man (in Analogie) als A-briemarkensammlung bezeichnen,

Wie "amüsant" ... genau solche Sätze habe ich früher auch gesagt - aber das stimmt eben nicht. Ich habe mich mit etlichen Atheisten unterhalten und ich gehörte früher selbst zu ihnen. Da gibt es eine deutliche Schnittmenge an Auffassungen. Briefmarkensammler beanspruchen keine objektiven Deutungen der Welt. Nein ... den Atheisten geht es um die Wahrheit. Ansonsten wären sie für eine Diskussion auch völlig ungeeignet und nicht ernst zu nehmen. ;)

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#69 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von closs » Do 7. Nov 2013, 13:05

Pluto hat geschrieben:Gibts denn ein Problem?
Nicht unbedingt. - Es gibt jedoch Fälle, in denen Agnostiker/Atheisten beanspruchen, Nicht-Gläubige zu sein - was falsch ist, weil sie ja an die Richtigkeit ihres Denkens glauben.

Pluto hat geschrieben:Ignostik ist die totale Gleichgültigkeit gegenüber jeden Glauben und jeder Religion, m.a.W. die Anerkennung rein materialsitischen Denken
Ja - das ist die heute gepushte Form der Ersatz-Religion - gewürzt mit "Individualismus".

Pluto hat geschrieben:Ich sehe mich weder als Ignostiker noch als Atheist, sondern fühle mich eher als Zweifelnder dem Pantheistischen hingezogen
Das kommt auch so rüber - und denke an Edith Stein: "Wer die Wahrheit sucht, sucht Gott - ob er will oder nicht".

Zeus hat geschrieben:Kleinbürgerlich- akademisch: sieht mehr so wie ein Oymoron aus.
Ne - ist kein Oxymoron.

Zeus hat geschrieben:Es stimmt jedoch, dass in den Ländern, wo die Armut groß und das Bildungsniveau niedrig ist, häufig die Religiosität am größten ist.
Hängt von der Definition des Wortes "Bildung" ab.

Misst man Bildung beispielsweise an PISA (also im Grunde an Aus-Bildungs-Kriterien, ist Dir zuzustimmen. - Versteht man Bildung dagegen als Ausdruck geistiger, kultureller und lebenspraktischer Fähigkeiten sowie der Formung personaler und sozialer Kompetenzen (wiki), stimmt Dein Zitat NICHT. - Dann nämlich ist das Bildungsniveau eher proportional zu Religiosität.

Zeus hat geschrieben:Dazu noch eine Anekdote
Es ist schlicht ein Irrtum, dass Atheismus die (geistigen) Augen öffnet.

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#70 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Demian » Do 7. Nov 2013, 13:10

Edith Stein - sehr gut. :thumbup:

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