Hallo SolivagusSolivagus hat geschrieben: ↑Fr 13. Sep 2019, 17:45Hallo Thaddaeus,
Zwangsläufig muss die Logik nicht als etwas außerhalb Gottes, hierarchisch sowie kausal exogen über Gott stehendes, betrachtet werden. Die Logik kann ontologisch auch als ein Teil seiner Natur selbst - seiner Kognition - gedacht werden; gegen die er folgerichtig auch nicht handeln wird. William Craig erklärt dies so:
William Lane Craig hat geschrieben:[...] So while God certainly is the Creator of all that exists, He needn’t be thought to be the Creator of logic’s laws. Rather I’d say that the laws of logic are a description of the functioning of God’s mind. The Bible says, “In the beginning was the Logos (word, reason), and the Logos was with God and the Logos was God” (John 1.1). God is the supremely logical thinker, and the laws of logic are a reflection of His mind, just as the moral law is a reflection of His character. Just as God did not arbitrarily make up the moral law, so He did not arbitrarily make up the laws of logic.
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https://www.reasonablefaith.org/questio ... s-of-logic
DIe (Gesetze der) Logik wären somit nicht willkürlich erschaffen, sondern bereits essentieller Bestandteil der Funktionsweise des Verstandes Gottes.
Ja, genau das ist die intelligente Weise mit dem Problem umzugehen.


Wenn ich mich recht entsinne, findet sie sich bereits als Lösungsvorschlag in der Scholastik bei Thomas von Aquin (1225-1274).
Das Problem dieses Lösungsansatzes ist allerdings, dass der Mensch letztlich von seiner eigenen Vernunft auf die Wesensdefintion Gottes als eines (All-)vernünftigen Wesens schließen muss.
Da dies wiederum ein wenig so aussieht, als ob das Geschöpf sich in gewisser Weise über seinen Schöpfer erhebt (indem es sich anmaßt ihn - den Unbegreiflichen und Höchsten - seinem Wesen nach zu definieren), muss die Vernunft (aus der die Logik entspringt) zu dem gemacht werden, was die Wesens-Ähnlichkeit des Menschen mit Gott ausmacht ("... nach seinem Bilde schuf er ihn ...").
Nur, wenn das Wesen Gottes die Vernunft ist, die er im Schöpfungsakt auf den Menschen im Sinne der Ebenbildlichkeit überträgt, kann der Eindruck der Vermessenheit und Hybris vermieden werden, die entsteht, wenn der Mensch als Erschaffenes seinen Schöpfer über eben diese Vernunft seinem Wesen nach zu definieren sich anschickt.
Das aber wiederum wirkt am Ende alles ein bisschen theologisch hinkonstruiert.
Selbstverständlich. Dieses Allmachtsparadox wurde meines Wissens in der Scholastik erfunden. Die scholastischen Philosophen - allen voran Johannes Duns Scotus - waren mindestens ebenso spitzfindig und analytisch exakt denkend wie die modernen analytischen Philosophen (die allerdings vor allem in den USA beheimatet sind, was wiederum mit Vertreibungen in der Nazizeit zu tun hat, denn ursprünglich hat sich diese philosophische Richtung in Wien als Wiener Kreis gegründet).Munro hat geschrieben: ↑Fr 13. Sep 2019, 17:52Kennst du die Frage mit dem schweren Stein?Thaddaeus hat geschrieben: ↑Mo 9. Sep 2019, 20:24Oder er könnte dann auch ein Wesen erschaffen, das mächtiger ist als er selbst. Da "Gott" aber philosophisch definiert wird als Dasjenige über das hinaus nichts Größeres und Mächtigeres gedacht werden kann, kann es ein solches Wesen nicht geben. Er hätte also die Macht, etwas definitorisch und logisch unmögliches zu erschaffen, - ein Wesen, welches mächtiger ist, als er selbst.