Wer liest gerne Hermann Hesse?

[Laodizea]

Wenn von Hesse die Rede ist, darf auch dieses Gedicht nicht fehlen:

Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, Im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

Hermann Hesse
November 1905

https://hhesse.de/gedichte/im-nebel/

Danke Munro,

für das Gedicht aus 1905.

und damals? 2005?
wie haben wir uns gefühlt in der Welt?
So wie der Dichter es erzählt?

Gruss, Laodicea

[Munro]

Ich denke, dieses Gedicht passt nicht nur auf das Jahr 1905.

[Laodizea]

Ja, das war mir auch aufgefallen
fühle mich peinlich berührt
und ernstlich erinnert
an vergangene und kommende Tage


ich las noch nicht viel
immer fand ich meine seele darin
eingebettet in raum und zeit
für alle zeit
auf stunde und
augenblick

das nimmt mich wunder
und meine seele schreit nach mehr
suche heimat und ziel
frieden freiheit

Gruss,Laodicea

[erbreich]

und meine seele schreit nach mehr
suche heimat und ziel
frieden freiheit

Deine Seele wird Heimat und Ziel finden.
Du vielleicht in diesem Sein nicht...

Zum Thread-Thema:
Ich habe (fast) alles von Hesse gelesen. Hat mich immer wieder sehr berührt.

Eine Kurzgeschichte von Hermann Hesse geht mir durch den Kopf: Die Geschichte vom chinesischen Weisen Meng Siä, der eines Tages plötzlich auf den Händen gehend daherkam und auf die Fragen seiner Schüler erklärte: „Neu und schöner erscheint die Welt dem auf den Händen Gehenden“. Während die anderen Alten im Dorf der Ansicht waren, Meng Siä sei nicht mehr ganz richtig im Kopf, gingen seine Schüler bald schon ebenfalls auf den Händen und verkündeten dasselbe. Wie erschrocken waren sie aber, als eines Tages Meng Siä wieder auf den Füssen gehend daherkam und verkündete: „Neu und schöner erscheint die Welt dem wieder auf den Füssen Gehenden“. Die Alten im Dorfe waren der Überzeugung, dass Meng Siä nun definitiv nicht mehr bei Sinnen sei, und seine Schüler wandten sich an ihn mit den Worten: „Einmal behauptet Meng Siä dies, ein anderes mal das. Es kann doch aber unmöglich zwei Wahrheiten geben“. Worauf Meng Siä antwortete: „Es gibt die Wirklichkeit, ihr Knaben, und an ihr ist nicht zu rütteln. Wahrheiten jedoch, nämlich in Worten ausgedrückte Meinungen über das Wirkliche, gibt es unzählige, und jede ist so richtig, wie sie falsch ist“. Zu weiteren Äusserungen, schreibt Hesse, liess sich Meng Siä auch durch intensives Drängen seiner Schüler nicht mehr bewegen.

[Laodizea]

Ja, erbreich,
ich verstehe gut was du meinst
danke das du diese geschichte hier gegeben hast
die tage las ich einenen anderen mir neuen vergleich
der sagt es so
stell dir eine stickarbeit im rahmen vor
du siehst ein bild
dreh den rahmen um
es ist das selbe bild
es stellt sich anders dar
verknüpfungen lange strecken
kurze strecken
ein schema ein schatten
oder anders herum


es gab einen cinesen der träumte
ein schmetterling
zu sein
als er so da lag
und träumte
wusste er nicht
ist er ein schmetterling
der träumt
ein chinsese zu sein
oder ein chinese
der träumt ein schmetterling
zu sein


Gruss,Laodicea

[Laodizea]

@erbreich
ist hermann hesse letztlich
zu seinem gott geflogen was sagst du

Gruss,Laodicea

[erbreich]

@Laodicea

Über Hesses Gott kann ich, glaube ich, nichts sagen.

Darüber hinaus ist mein Lebensthema das Geborenwerden, Leben und Sterben,
nicht aber Spekulationen darüber, was vor der Geburt war und was nach dem Tod sein wird.

Die Endlichkeit meiner Existenz akzeptieren zu können scheint mir weit wesentlicher zu sein,
als mich ihr mit Auferstehungs- oder Wiedergeburtsvorstellungen entziehen zu wollen.
Das ist meine persönliche Sichtweise, die ich mir im Laufe der Jahrzehnt angeeignet habe
und die sich - zur Zeit - für mich am besten bewährt.

Ich lebe intensiver und bewusster, seit ich nicht mehr mit einem Leben nach dem Tod liebäugle.
Siehe dazu mein persönliches (buddhistisch geprägtes) Verständnis hier.

Gruss, erbreich