Naturwissenschaft und Religion

Philosophisches zum Nachdenken
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Demian
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#21 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Demian » Di 5. Nov 2013, 20:08

closs hat geschrieben:Da gibt es auch was von Mark Twain: ,,Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.''

Es findet Entwicklung statt ... genauso gibt es Regression ... neue Erkenntnisse werden gemacht, anderes Wissen gerät in Vergessenheit. Zum Beispiel Naturheilkunde, Schamanismus, Wissen über die Seele ( angewandte Psychologie letztlich ) die im Rahmen der religiösen Rituale praktiziert wurde. Diese Beseeltheit fehlt teilweise der heutigen Psychatrie, in meinen Augen. In vielerlei Hinsicht kann man etwas von den indigenen Völkern lernen. In Tibet gibt es noch richtige Totenrituale - Menschen dürfen dort einen richtigen Sterbeprozess vollziehen und bekommen die nötige kontemplative Ruhe für diesen ebensogut inneren Prozess. Bei uns werden Menschen wider die Vernunft am Leben erhalten - und wenn sie sterben, dann verscharrt man sie so schnell wie möglich. Als sei das Sterben nicht erlaubt ...

Was das Christentum angeht, so scheint es mir wichtig zu sein, dass die über Jahrhunderte entwickelte Geistestradition, die gesamte spirituelle Praxis und Bildsprache ja nicht direkt auf die Hirten- und Nomadenkultur des Urchristentums zurückgeht. Sondern da haben zahlreiche Übergänge und Wissensprozesse etwa mit dem griechischen Humanismus stattgefunden. Insofern ist es gar nicht nötig diese "archaische" Kultur zu verteidigen, weil das Christentum wesentlich mehr ist. Auch wenn ich kein großes Verständnis dafür habe, wenn man sich über die archaischen Wurzeln der Menschheit lustig macht. Die archaischen Bewusstseinsschichten gehören immer noch zur Psyche des Menschen - sozusagen das Hintergrundrauschen.
Zuletzt geändert von Demian am Di 5. Nov 2013, 20:13, insgesamt 1-mal geändert.

barbara
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#22 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von barbara » Di 5. Nov 2013, 20:13

Demian hat geschrieben:Die archaischen Bewusstseinsschichten gehören immer noch zur Psyche des Menschen - sozusagen das Hintergrundrauschen.

Ach, noch mehr - das Archaische ist das Fundament, auf dem alles andere steht. Und wenn es Krisen gibt, so ist in aller Regel die dünne Schicht Zivilisation schnell weggewischt und die archaischen Verhaltensweisen stehen in voller Grösse und Macht da und wirken.

Newton, der sich bewusst war, ein Zwerg zu sein, der auf den Schultern von Riesen steht, hatte hier die richtige bescheidene Einstellung, scheint mir.

gruss, barbara

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#23 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Pluto » Di 5. Nov 2013, 20:14

closs hat geschrieben:Auf welche Zeit in der Vergangenheit reimt sich unsere heutige (westliche) Zeit Deiner Ansicht nach?
Auf gar keine. :mrgreen:
Eine Weile lang, nach Ende des Krieges, hatte ich geglaubt, wir würden nie mehr so etwas in der Welt erleben. Doch dann kam der 11. September 2001 und der Terror der Al Kaida auf der einen Seite und die Folter von Abu-Ghraib und Guantanamo auf der anderen. Hier wird offenbar, dass die Kontrahenden nichts gelernt haben. Bleibt zu hoffen, dass der Hass auf beiden Seiten uns diesmal wirklich in Erinnerung bleibt.

Sehr zuversichtlich bin ich aber nicht. :(
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#24 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Demian » Di 5. Nov 2013, 20:16

barbara hat geschrieben: Ach, noch mehr - das Archaische ist das Fundament, auf dem alles andere steht. Und wenn es Krisen gibt, so ist in aller Regel die dünne Schicht Zivilisation schnell weggewischt und die archaischen Verhaltensweisen stehen in voller Grösse und Macht da und wirken.

Menschen die das Archaische herabwerten, verdrängen eigentlich die gesamte unbewusste Seite der menschlichen Seele - nicht nur das eigene, sondern auch das kollektive Unbewusste und natürlich die animalischen Anteile. Je mehr man sie aber durch eine einseitige Vernunft "abschiebt", desto bedrohlicher können sie durch plötzliche Eruptionen hevorbrechen. Man kann das ganze 20 Jahrhundert in dieser Art interpretieren.

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Zeus
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#25 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Zeus » Di 5. Nov 2013, 21:22

@Demian (Teil-Antwort#1 auf deinen Kommentar )

Die Bezeichnung Aberglaube wird auf Glaubensformen und religiöse Praktiken angewandt, die nicht den eigenen, meist orthodoxen Lehrmeinungen, entsprechen. Wiki
Es besteht also kein prinzipieller Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube.
In beiden Fällen handelt es sich ganz einfach um das für-wahr-halten von puren Hirngespinnsten.

Philosophie und Religion würde ich durch dieses altbekannte Gleichnis beschreiben:
"Philosophie ist der Versuch, in einem dunklen Zimmer eine schwarze Katze zu fangen, die gar nicht drin ist.
Theologie ist der Versuch, in einem dunklen Zimmer eine schwarze Katze zu fangen, die gar nicht drin ist, und dabei zu rufen: "Ich hab' sie!
"
Beides durschlagenden Erfolg versprechende Unterfangen, nicht wahr? :lol:

Gruß
Zeus
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#26 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von closs » Di 5. Nov 2013, 21:25

Zeus hat geschrieben:Es besteht also kein prinzipieller Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube.
Aus Sicht des Menschen ist das richtig - genauso wie er nicht zwischen Wahr-Nehmung und Falsch-Nehmung unterscheiden kann.

Dieses Geplänkel sagt aber nichts aus über das, was der Fall ist - entscheidet also nicht, ob GOtt der Fall ist. (Wie auch?)

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#27 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von barbara » Di 5. Nov 2013, 21:31

Zeus hat geschrieben: Es besteht also kein prinzipieller Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube.
In beiden Fällen handelt es sich ganz einfach um das für-wahr-halten von puren Hirngespinnsten.

Das glaubst du, was allerdings noch überhaupt nichts darüber aussagt, ob es tatsächlich so ist.

Aber des Menschen Glaube ist sein Himmelreich, daraus will ich niemanden verjagen.

gruss, barbara

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#28 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Pluto » Di 5. Nov 2013, 21:35

closs hat geschrieben:Dieses Geplänkel sagt aber nichts aus über das, was der Fall ist - entscheidet also nicht, ob GOtt der Fall ist. (Wie auch?)
...und wie willst du nun die Frage auflösen? Wie willst du entscheiden, was wirklich der Fall ist?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

barbara
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#29 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von barbara » Di 5. Nov 2013, 21:48

Pluto hat geschrieben:...und wie willst du nun die Frage auflösen? Wie willst du entscheiden, was wirklich der Fall ist?

Ich geh nach Gefühl. Das hat sich in vielen Situationen sehr gut bewährt, auf alle Fälle besser als alle anderen Möglichkeiten, eine Entscheidung zu treffen.

gruss, barbara

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#30 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Pluto » Di 5. Nov 2013, 22:00

barbara hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:...und wie willst du nun die Frage auflösen? Wie willst du entscheiden, was wirklich der Fall ist?
Ich geh nach Gefühl.
Das Gefühl ist bei Tatsachen aber ein denkbar schlechter Ratgeber.
Schau doch bloß, wie beschränkt man im Altertum das Unversm sah:
Im Prinzip als ein Gewölbe (Firmament) an dem Sterne, Mond und Sonne scheinbar besetigt waren. Als Ergebnis sagen wir selbst heute noch, dass Sonne und Mond auf- und untergehen, weil es sich so anfühlt. obwohl das in Wirklichkeit die Tatsachen völig falsch widergibt.

Gefühl sollte man dort anwenden wo dieses angebracht, also etwa in der Liebe, der Schönheit, oder der Beschreibung von Kunstwerken.
In allen Dingen wo es um die Wirklichkeit geht, sollten wir unsere Sinne mit der Vernunft ergründen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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