Das meinst du jetzt aber nicht ernsthaft?

Oh ja, das ist eine total spannende Sache, aber dafür müssen wir einen eigenen Thread aufmachen ...
Ich bin erstaunt, dass solche Details über Hypatia’s Leben bekannt sind – also dass Christen annahmen, dass in ihren technischen Instrumenten böse Geister wohnten…? Ist das wirklich historisch überliefert oder eher eine lustige Story von Voltaire o. ä.Thaddaeus hat geschrieben: ↑Di 20. Aug 2019, 21:19Und wenn Gläubige, egal welcher Religion sie angehören, Menschen erzählen, sie wären vom Teufel oder von Dämonen besessen und noch kurioser: Maschinen und wissenschaftliche Apparaturen wären von Geistern und Dämonen besessen; dann ist das ein dermaßener labilen Kindern und leichtgläubigen Erwachsenen angstmachender Schwachsinn, dass der mit allen Mitteln bekämpft werden muss.
Das war eine der Standardbeschuldigungen gegenüber Nichtchristen: entweder sich mit Zauberei zu beschäftigen, Zauberer zu sein, Bücher über Zauberei zu besitzen oder merkwürdige Zauberutensilien (damals also wissenschaftliche Instrumente) zu besitzen, die - nach christlicher Auffassung - nur von Dämonen besetzt sein können. Die antiken Götterbilder der Heiden wurden zerstört, weil Christen glaubten, dass darin Dämonen wohnen würden. Mathematische Schriften wurden verbrannt, weil die zumeist analphabetischen christlichen Anhänger glaubten, die matehamtischen Zeichen und geometrischen Zeichnungen seien Zaubersprache. Das ist nicht Spekulation, sondern ist bestens mit Quellen belegt.Claymore hat geschrieben: ↑Di 20. Aug 2019, 21:28Ich bin erstaunt, dass solche Details über Hypatia’s Leben bekannt sind – also dass Christen annahmen, dass in ihren technischen Instrumenten böse Geister wohnten…? Ist das wirklich historisch überliefert oder eher eine lustige Story von Voltaire o. ä.Thaddaeus hat geschrieben: ↑Di 20. Aug 2019, 21:19Und wenn Gläubige, egal welcher Religion sie angehören, Menschen erzählen, sie wären vom Teufel oder von Dämonen besessen und noch kurioser: Maschinen und wissenschaftliche Apparaturen wären von Geistern und Dämonen besessen; dann ist das ein dermaßener labilen Kindern und leichtgläubigen Erwachsenen angstmachender Schwachsinn, dass der mit allen Mitteln bekämpft werden muss.
Obwohl offtopic zur Präzisierung folgender Auszug aus Nixey's Buch Heiliger Zorn mit ihren Quellenangaben, auf deren Korrektheit ich mich natürlich verlasse. Aber die Frau ist Althistorikerin, da sollten solche basics schon stimmen:Thaddaeus hat geschrieben: ↑Di 20. Aug 2019, 21:38Das war eine der Standardbeschuldigungen gegenüber Nichtchristen: entweder sich mit Zauberei zu beschäftigen, Zauberer zu sein, Bücher über Zauberei zu besitzen oder merkwürdige Zauberutensilien (damals also wissenschaftliche Instrumente) zu besitzen, die - nach christlicher Auffassung - nur von Dämonen besetzt sein können. Die antiken Götterbilder der Heiden wurden zerstört, weil Christen glaubten, dass darin Dämonen wohnen würden. Mathematische Schriften wurden verbrannt, weil die zumeist analphabetischen christlichen Anhänger glaubten, die matehamtischen Zeichen und geometrischen Zeichnungen seien Zaubersprache. Das ist nicht Spekulation, sondern ist bestens mit Quellen belegt.Claymore hat geschrieben: ↑Di 20. Aug 2019, 21:28Ich bin erstaunt, dass solche Details über Hypatia’s Leben bekannt sind – also dass Christen annahmen, dass in ihren technischen Instrumenten böse Geister wohnten…? Ist das wirklich historisch überliefert oder eher eine lustige Story von Voltaire o. ä.Thaddaeus hat geschrieben: ↑Di 20. Aug 2019, 21:19Und wenn Gläubige, egal welcher Religion sie angehören, Menschen erzählen, sie wären vom Teufel oder von Dämonen besessen und noch kurioser: Maschinen und wissenschaftliche Apparaturen wären von Geistern und Dämonen besessen; dann ist das ein dermaßener labilen Kindern und leichtgläubigen Erwachsenen angstmachender Schwachsinn, dass der mit allen Mitteln bekämpft werden muss.
Denn nun begann das Gerede, und bald war den Christen klar: Hypatia war schuld, dass der Statthalter sich so stur verhielt. Sie trieb einen Keil zwischen Orestes und Kyrill, so erzählte man sich hinter vorgehaltener Hand, und hielt die beiden Männer davon ab, sich zu versöhnen. Von den parabalani geschürt, brodelte schon bald die Gerüchteküche. Hypatia war nicht bloß eine »schwierige« Frau, sagten die Christen. Hatte nicht jeder mitbekommen, wie sie bei ihrer Arbeit seltsame Symbole benutzte und sogar ein Astrolabium? Die ungebildeten parabalani (»bestialische, wirklich abscheuliche Leute«, nannte sie ein späterer Philosoph) wussten genau, worum es sich bei solchen Instrumenten handelte. Das waren keine Werkzeuge der Mathematik und der Philosophie, nein: Sie waren das Werk des Teufels. Hypatia war keine Philosophin: Sie war ein Geschöpf direkt aus der Hölle. Sie war es, die die ganze Stadt mit ihren Tricks und ihren Zaubersprüchen gegen Gott aufwiegelte. Sie trieb Alexandria den Glauben an den Herrn aus. Natüriich hatte sie ihre Reize, doch genau das war ja typisch für das Vorgehen Satans. Hypatia, so erzählten sie sich, habe mit ihrer satanischen List viele Menschen becirct«.31 Am schlimmsten aber war, dass es ihr gelungen war, sogar Orestes zu becircen. Wie lange hatte er schon nicht mehr den Gottesdienst besucht? Es war vollkommen eindeutig: Sie »hatte ihn mit ihrem Zauber verhext«.32 Das durfte so nicht weitergehen.
[Catherine Nixey, Heiliger Zorn, München: 2017, S. 201+202]
31: Johannes von Nikiu, chronicon, 84.87.
32: Auseinandersetzung zwischen Orestes und Kyrill: Sokrates Scholastikos, historia ecclesiastica, 7.15 - der (was man ihm durchaus zugutehalten kann) dieses Gerücht abstreitet; über die Beteiligung der parabalani an der Verbreitung dieser Gerüchte: Dzielska (1995), 96; »bestialische Leute«: PH, 43 E; Johannes von Nikiu, chronicon, 84.87.
Gott setzt die Grenzen unseres Handlungsspielraumes nach seinem Ermessen, und wie wir an solchen Verbrechen erkennen können, sind sie sogar weitläufig.