Nun ja, mein lieber Pluto: zunächst wird ja erstmal willkürlich angenommen, dass Gehirn sei ein Computer. Da darf man schonmal nachfragen, wie man denn darauf kommt?
Fakt ist jedenfalls, dass alle existierenden Computer nicht so funktionieren wie Gehirne. Das fängt ja schon bei der Hardware an und reicht bis zur Software. Expertenprogramme funktionieren nicht wie das Gehirn und selbst Deep Learning-K.I. ist immer noch weit davon entfernt, den menschlichen kognitiven Apparat zu simulieren.
Das heißt nicht, dass nicht hochspezialisierte Schach- oder Go-Programme etc. ganz bestimmte menschliche kognitive Strukturen besser simulieren können als die originalen menschlichen kognitiven Strukturen funktionieren. Das können sie ganz offensichtlich! Aber dort werden - auf andere Weise, als es im Gehirn geschieht - eben ganz spezielle Strukturen auf andere Weise simuliert - mit großem Erfolg. Das stellt niemand in Abrede ...
Du übertreibst.Pluto hat geschrieben: ↑Mo 12. Aug 2019, 09:40Das erinnert mich an David Chalmers in den 90ern, der ein ganzes Buch über dieses fehlende "Etwas" schrieb, ohne auch nur einmal auch auf den Punkt zu kommen.
Es ist schlimm, wenn gefordert wird man müsse beweisen, dass es nichts gibt was die "computational theory of mind" verhindert. Das ist soviel wie eine Umkehr der Beweislast, die ich völlig inakzeptabel finde.
Jeder, der etwas behauptet, übernimmt die Verpflichtung plausibel zu machen, dass das, was er da behauptet, wirklich der Fall ist.
Es geht hier doch nicht um katholische Glaubensdogmen, die einfach geglaubt werden müssen.
Womit wir es hier als Problem zu tun haben, gehört vermutlich zu den größten Problemen der Wissenschaften von der Physik bis zur Philosophie in der Geschichte der Menschheit und ihrer Kultur.
Ich muss dir nicht erklären, dass die Kämpfe um die Kopenhagener Interpretation der Quantenphysik zwischen vor allem Albert Einstein und den jungen Physikern wir Bohr, Heisenberg u.v.a. ausgetragen worden sind im Grenzbereich von Physik und Philosophie. Jeden Morgen neu bei dieser legendären Tagung haben sich beide Seiten in der Nacht immer neue Gedankenexperimente ausgedacht, um die Gegenseite zu widerlegen.
Und genau darin besteht doch Wissenschaft und wissenschaftliche Arbeit!
Es gibt eine Vielzahl von Gedankenexperimenten von Chalmers philosophischem Zombie über Nagels: "What is it like to be a bat?" („Wie fühlt es sich an, eine Fledermaus zu sein?“, das Gedankenexperiment von Frank Cameron Jackson: "What Mary didn’t know" („Was Mary nicht wusste") und Donald Davidsons "Sumpfmann", bis hin zu Searles "Chinesischem Zimmer", die allesamt nur ausgedacht wurden, um Licht in diese dunkle Sache zu bringen und sie kritisieren allesamt auf die ein oder andere Weise die Vorstellung, das Gehirn sei ein Computer.
Der Kampf, herauszufinden, was tatsächlich der Fall ist, ist doch der Ansporn und es ist nicht so wichtig, ob man am Ende recht behält oder widerlegt wird. Wenn man widerlegt wird, dann ist das auch ein Erkenntnisfortschritt und also in jedem Falle positiv!