closs hat geschrieben: ↑Fr 9. Aug 2019, 13:50
Ich weiß wirklich nicht genau, was Du hören willst, um Deine Frage als beantwortet verstehen zu können.
Ich ersuche um Beteiligung an der Erarbeitung bzw. der Bewertung der aufgestellten Prämissen und will mich nicht in nebensächlichen Detailfragen verzetteln, die ich gar nicht besprechen will. Ok, du vestehst wirklich nicht, ich werde aber fortsetzen. Vielleicht kommt es mit der Zeit.
@Otto und @Mimi: Wenn, dann klärt die Aussage 2 Petrus 1,19-21 wie das prophetische Wort einzuschätzen ist. Von diesem bn ich auch ausgegangen und daraus entstanden meine Prämissen für das AT. Diese Kennzeichnungen erachte ich für ausreichend. Habt ihr dazu noch etwas zu sagen?
Ich fahre aber fort:
Im NT haben wir eine andere Situation. Die Evangelien sind in der Tat eine menschliche Niederschrift, bei der 4 Zeugen aus ihrer jeweils persönlichen Sicht schreiben. Mt. und Joh. davon sind Augenzeugen Jesu, Lk. und Mk. berufen sich sich darauf. Alle enthalten mehrere Fehler. Die Fehler sind solcher Art, dass eine von manchen angenommene Verbalinspiration völlig auszuschließen ist, sodass ein anderer Maßstab angelegt werden muss.
Anders als das AT enstand mit den Evangelisten erst das NT, während das AT schon über eine mehr als 1000 Jahre zurückliegende Textbearbeitung verfügt und für mich damit abgeschlossen ist. Jesus und die Apostel haben das AT hinreichend bestätigt. Man nennt sie durchgehend "die Schrift".
Bei Mt. und Mk. stoßen wir auf die Schwierigkeit, dass nicht sicher ist, wer sie abgefasst hat. Man ordnet die Aussagen den jeweiligen Evangelisten zu, aber die Niederschrift könnte auch später erfolgt sein. Man muss aus der Erforschung der Quellen diese Annahme treffen, da Originale nicht vorliegen.
Es gibt die Theorie der sog. Logienquelle Q, von der ich halte was zu halten ist: Theorie. Sie liegt in keiner Textform vor. Wenn man sie aber nicht als schriftliche Sammlung betrachtet, sondern als mündliches Überlieferungsgut, dann könnte man daraus schließen, dass Mk. das erste war, was daraus entstanden ist.
Danach entstand Mt. als weitere Niederschrift, indem man ergänzte was Mt. zusätzlich gesagt hatte. Die Parallelen zu Mk. sind aber nicht zu übersehen, so dass man von einer Unabhängigkeit nicht ausgehen kann. Bei Mt. fallen hingegen deutliche Schwächen auf, die ich schon einmal in einem Thread bearbeitet hatte.
Eine eigenständige Schrift ist Lk., der als einziger kein Jude ist, sich dafür als ausgezeichneter Historiker an die Geschehnisse heranmachte. Da er sich auf Augenzeugen beruft, greift er sicher auch auf Teile dieser mündlichen Überlieferung zu. Die Augenzeugen selbst nennt er nicht mit Namen.
Johannes kommt zuletzt hinzu und es ist unschwer erkennbar, dass er sich nicht auf diese ersten Quellen beruft. Das zeigt schon seine Einleitung. Als unmittelbarer Apostel und Augenzeuge hat er dafür ebenso gleichwertige Aussagekraft.
Summa summarum darf man die Evangelien nicht so lesen, dass alles zu 100% stimmig ist. Dies nun theologisch zur unumstößlichen Richtigkeit erklären zu wollen ist ein religiöser Geist, der nicht heilig ist, Aber eines lässt sich klar sagen. Man berichtet aus erster Hand über das Leben, den Tod und die Auferstehung Jesu. Insofern haben wir damit die rein historisch zuverlässigsten Protokolle über Jesus.
Man muss an die Sache herangehen wie das Ermittler und Forensiker bei einem Gericht vornehmen. An der Aufrichtigkeit der Erzähler ist nicht zu zweifeln, da sie ansonsten nicht im Heiligen Geist gewandelt wären. Insofern kommt ein wichtiger juristischer Grundsatz zur Anwendung: Das Zwei- bzw. Drei-Zeugenprinzip, das göttlicher Art ist und schon im AT vor Gericht seine Anwendung fand. Jesus überdies bestätigt es, so gilt es m.E. als eine wichtige Prämisse zur Bewertung für das heute vorliegende NT:
5) Im NT müssen Aussagen durch mindestens zwei bzw. drei Zeugen bestätigt werden.