AlTheKingBundy hat geschrieben: ↑So 21. Jul 2019, 20:07
dass es vielleicht auch daran liegen kann, dass Du nicht im Ansatz wissenschaftliche Methodik verstehst.
Komplett falsch. - Gerade WEIL ich auf der Uni wissenschaftlich (im heutigen Verständnis) gearbeitet habe, weiß ich, dass man damit nicht zum Kern einer Sinnbedeutung literarischer Texte kommen kann. - Allerdings gab es damals keine großen Diskussionen, weil man unter Wissenschaft AUCH verstanden hat, dass man hermeneutische Ansätze intersubjektiv nachvollziehbar verargumentiert hat ("Ist die Argumentationskette in sich widerspruchsfrei und sachlich konsistent?"). - Insofern scheint sich der heutige Wissenschafts-Begriff im Vergleich zu damals (70er/80er Jahre) verengt zu haben.
Dagegen habe ich nichts - es gäbe meinerseits keinen Diskussions-Bedarf, wenn nur die Einsicht ersichtlich wäre, dass Wissenschaft (hier: bei Text-Interpretationen) immer nur METHODISCHE ERgebnisse bringen kann, die gegebenenfalls nichts mit dem zu tun haben, was WIRKLICH das Fall ist. - Aber ONTISCHE Ansprüche zu erheben, ist ein dickes Ding - da muss man eingreifen.
Konkret: Wenn die HKM (unser eingeführtes Beispiel) meint, dass Jesus eine Naherwartung im Sinne einer weltlichen Machtübernahme im Sinn hatte, ist das ein methodisches Ergebnis (Du würdest es "wissenschaftliches Ergebnis" nennen), das in Wirklichkeit vollkommen falsch sein kann, weil es nämlich dann falsch ist, wenn man Jesus als göttlich versteht - was er WIRKLICH/historisch gewesen sein könnte.
Wir hätten also wissenschafts-zugängliche Realität und nicht wissenschafts-zugängliche Realität. - Macht das Sinn?
Man löst dieses Problem, indem man verschiedene Möglichkeiten, was WIRKLICH sein könnte, separat systematisch untersucht - damit kann man nicht nur EINE Möglichkeit der Wirklichkeit untersuchen. - Das galt bei uns als "Wissenschaft" (und tut es meines Wissens auch heute noch - nur halt nicht einvernehmlich).
Wie auch immer: Sind wir uns wenigstens einig, dass bei DEINEM Wissenschaftsverständnis daraus resultierende Ergebnisse nicht als "Fakt" bezeichnet werden dürfen, sondern als "So wäre es, wenn unser Ansatz richtig wäre"
