Ich verweise hierzu auf den Beitrag Klaus Bergers in dem Buch "Jesus von Nazareth kontrovers - Rückfragen an Joseph Ratzinger", Litt Verlag, 2. Auflage 2007 (S. 32: "Fazit: J. Ratzinger hätte gut daran getan, sein Manuskript einem Exegeten seiner Couleur vorher zur kritischen Durchsicht zu geben."


Wie Du siehst, sind sich die beiden frommen Theologen vollkommen uneins darüber, was unter dem "Reich Gottes" zu verstehen ist. Die histo-
risch-kritischen Exegeten dagegen nicht. Sie halten sich da akribisch an die alt- und neutestamentlichen Aussagen zum "Reich Gottes".
Das ist doch keine Antwort auf die Frage, was Jesus mit dem "Reich Gottes" gemeint hat..closs hat geschrieben:Nebenbei: Küng verbindet mit "Reich Gottes" die "Gewissheit, dass Gott bereits der Schöpfer und der verborgene Herr dieser widersprüchlichen Welt ist und dass er in der Zukunft sein Wort einlösen wird". - Das wäre vielleicht mal für Dich eine Antwort, was "nahes Himmelreich" katholisch bedeutet.
Nein - das "Reich Gottes" ist keine Person, sondern der Vollzug der Gottesherrschaft. Diese Herrschaft sollte nach den mutmaßlichen Vorstellungen Jesu in Kürze auch auf Erden errichtet werden (endzeitliches Eingreifen und Präsens Jahwes) - mit allen positiven und negativen Konsequenzen.
Da Du den Theologen Hans Küng angeführt hast - folgende wichtige Klarstellung: Küng vertritt die Auffassung, dass Jesus ebenso wie seine erste Gemeinde und Paulus "im Zustand apokalyptisch vorgestellter NAHERWARTUNG" lebte und verkündigte und dass dieser "Verstehensrahmen ... durch die geschichtliche Entwicklung überholt" ist.
Allerdings versucht er Jesu Irrtum dadurch zu verharmlosen, dass er ihn einer für diese Zeit charakteristischen Weltanschauung zuschreibt, "die Jesus mit vielen seiner Zeitgenossen teilte." Nach göttlicher Voraussicht klingt das nicht.
(Vgl. dazu H. Küng, "Ewiges Leben?", München/Zürich 1982, S. 122)
Hätte der evangelische Pfarrer Löhde mit seiner persönlichen Auffassung vom "Königreich Christi" recht, wäre die Frage der Jünger an den "Auferstandenen" unerklärlich: "Herr, stellst Du in dieser Zeit für Israel die Königsherrschaft wieder her?" (Apg. 1 : 6)closs hat geschrieben:Lutherisch finde ich gerade:
" Nach Jesu Kreuzigung und Auferstehung war den Jüngern endgültig klar geworden, dass Jesus kein äußeres Königtum in dieser Welt aufrichten wollte und auch künftig nicht will..." (Detlef Löhde).
Das Ignorieren dieser Bibelstelle beweist einmal mehr den Hang mancher Gläubige, "sich in die Tasche lügen". Außerdem sprechen wir hier vom "Reich Gottes/Herrschaft Gottes" - und nicht wie der Pfarrer von einem Königtum Christi.
Soso. Ansichten der großkirchlichen Theologien. Aber sonst geht es Dir gut?.closs hat geschrieben:Wir müssen das nicht diskutieren - ich will damit nur zeigen, wie "nahes Himmelreich" in den großkirchlichen Theologien verstanden wird.



Die Zitate haben nichts mit Jesu eschatologischer Prophezeiung zu tun. Denn in dieser ist von der Ankunft des richtenden Menschensohnes und dem Kommen des Reiches Gottes hier auf Erden zu Lebzeiten einiger Jünger die Rede.closs hat geschrieben:Vergleiche das mit den Zitaten, die ich oben gebracht habe. Ist beides vereinbar?
Was bringt es Dir, davor Deine Augen zu verschließen?
Küng doch nicht; er räumt den Irrtum Jesu ja ein. Der evangelische Pfarrer Löhde hingegen schon, indem er die Auffassung und Vorstellung der Jünger, wie sie in ihrer Frage an den "Auferstandenen" klar zutage tritt, in ihr Gegenteil verkehrt.closs hat geschrieben:Falls nein: Glaubst Du, dass sowohl Küng als auch der andere Theologe deshalb eisegetisch argumentieren?
Dass es Dir an Verständnis mangelt, ist Dein Problem.closs hat geschrieben:Quellen-mäßig vollkommen richtig - aber VERSTÄNDNISMÄSSIG!!!!Münek hat geschrieben: ↑So 12. Mai 2019, 19:32Dass Jesus das "Nahe-Herbei-Gekommensein" des Reiches Gottes verkündigt hat, beruht nicht auf Vorannahmen. Jesus dachte an das Kommen und endzeitliche Eingreifen Gottes auf Erden. Dass Gott den Himmel verlässt und bei den Menschen auf Erden Wohnung nimmt, steht auch in der Offenbarung des Johannes.
Die klaren Aussagen im NT lassen sich nicht nach Deiner Glaubensvorstellung umfrisieren. Du kannst nicht per Vorannahme aus einer Kugel einen Würfel machen. Das klappt nur in der fantastischen Welt innerhalb Deines Glaubenskokons.

Das Allerwichtigste ist, dass Du endlich mal erkennst, dass Setzungen nichts zur Realität beitragen.
Nein - für Dich ist Setzung wichtig, weil Du irrtümlich anzunehmen glaubst, mit Deiner Setzung ein festes Fundament für Deine hermeneutischen Schlussfolgerungen geschaffen zu haben.closs hat geschrieben:Setzung und hermeneutik sind insofern wichtig, als dass deren Existenz und Funktion bewusst sein muss.
Das entspricht nicht der Wirklichkeit. Das ist eine Illusion.
Aber solange man ihn nicht kennt, ist es NICHT möglich, ihn anzuwenden. Du beklagst Dich doch ständig, dass Menschen in ihrem Denken und Handeln menschliche Maßstäbe anwenden, bist aber nicht in der Lage zu erklären, was ein "theozentrischer Maßstab" konkret bedeu-
ten soll.
D.h. Du laberst imGrunde nur dummes Zeug.
Wieso initiiert? Ist doch alles gefügt. Wenn alles gefügt ist, braucht Gott nicht von Fall zu Fall eingreifen.closs hat geschrieben:Das ist nicht falsifizierbar. - Es ist vollkommen offen, ob Entscheidungen, die in der Welt geschehen, durch Mensch oder Gott initiiert sind.