Münek hat geschrieben: ↑Mo 6. Mai 2019, 20:48
Aber aber, lieber Roland. Wissenschaft ist doch keine Weltanschauung.
Doch schon. Was macht denn die Wissenschaft? Sie schaut die Welt an – und gibt dann auf die Frage, wie die Welt ist, diejenigen Antworten, die sie innerhalb ihres Rahmens geben kann. Und wer glaubt, dieser Rahmen (also das von Menschen wissenschaftlich Erforschbare) sei alles was es gibt, der hat die Wissenschaft sogar zu seiner Religion gemacht.
Siehe C. F. v. Weizsäcker in meiner Signatur.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 6. Mai 2019, 20:48
Roland hat geschrieben: ↑So 5. Mai 2019, 11:54
Und das ist erlaubt, genau wie es erlaubt ist, die Ergebnisse der Geschichtswissenschaft auf der Grundlage einer anderen weltanschaulichen Vorannahme zu deuten.
Selbstverständlich steht es jedermann frei, die Ergebnisse der historisch-kritischen Bibelauslegung für falsch zu halten und seinen persönlichen Gottesglauben dagegen zu setzen.
Was dann nicht heißt, dass man die Ergebnisse der Geschichtswissenschaft für falsch hält, oder wie sven sagt, dass Ratzinger die HKM abschaffen wollte. Denn die Geschichtswissenschaft sagt gar nichts aus über die Existenz Gottes.
Sondern der Bibelauslegung "als ob es Gott nicht gäbe", wird die Bibelauslegung "alsob die Schreiber der Texte ihre Leser nicht täuschen, sondern Historisches berichten wollten" entgegengesetzt.
Was davon die Wahrheit ist, kann man nicht beweisen. Beides ist folglich Glaube. Oder trägt die "Aura des Hypothetischen", um eine Formulierung von Gerd Theißen zu verwenden.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 6. Mai 2019, 20:48
Roland hat geschrieben: ↑So 5. Mai 2019, 11:54
Das hat Ratzinger getan. Ohne selbstverständlich die apriorifreie Geschichtswissenschaft abschaffen zu wollen.
Wenn Ratzinger von den Exegeten den Glauben an die Existenz eines Heilsplan schmiedenden und in die Weltgeschichte eingreifenden Gottes fordert (Glaubensentscheid), verlässt er das wissenschaftliche Terrain und begibt sich in seine muffige dogmatisch-ideologische Gruft.
Und wer von den Exegeten fordert, sie müssten ausschließen, dass das in den auszulegenden Texten durchweg beschriebene Handeln Gottes stattgefunden hat, bewegt sich in derselben Gruft.
Oder sagen wir es wieder positiv: beides ist Glaube.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 6. Mai 2019, 20:48
Hör´mir bloß mit dem Evangelisten Matthäus auf. Dieser Märchenerzähler erfand Geschichten, nur um diese als Erfüllung angeblicher alttestamentlicher Prophezeiungen darzustellen (Jungfrauengeburt, Kindermord in Bethlehem, Flucht und Rückkehr der "heiligen Fa-
milie" aus Ägypten und viele mehr).
Prüft man diese angeblichen alttestamentlichen "Prophezeiungen" nach, stellt man fest, dass 1. keine Prophezeiungen vorliegen und 2. die alttestamentlichen Berichte nichts, aber auch gar nichts mit Matthäus´ Erzählungen zu tun haben (es existiert ein entsprechender Thread).
Alles Auslegungs- und Ansichtssache.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 6. Mai 2019, 20:48
Roland hat geschrieben: ↑So 5. Mai 2019, 11:54
Ein Dogma ist eine Aussage, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich dargestellt wird.
Richtig. Aber einen solchen Wahrheitsanspruch macht ja nur die alleinseligmachende katholische Kirche geltend.
Ich bin kein Katholik aber die katholische Kirche vertritt natürlich einen Glauben. Jeden Sonntag spricht man auch dort ein Glaubensbekenntnis. "Ich glaube an Gott den Vater…" und nicht "Ich weiß um Gott den Vater…". Es ist ein Glaube und jeder darf ihn verwerfen, wenn er will.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 6. Mai 2019, 20:48
Wissenschaft käme es nie in den Sinn, ewig-gültige Wahrheiten zu postulieren.
Wissenschaft nicht, aber viele hier schreibende Atheisten tun das. Sie sind die wahren Dogmatiker!
Münek hat geschrieben: ↑Mo 6. Mai 2019, 20:48
Wissenschaftliche Ergebnisse können und dürfen jederzeit in Frage gestellt werden; in der katholischen Kirche droht da den hartnäckigen Zweiflern und In-Frage-Stellern trotz bester Argumente der Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis. So etwas ist nur in einem durch und durch ideologisch verkleisterten System möglich.
Wenn Michael Schmidt-Salomon plötzlich anfangen würde den christlichen Glauben zu predigen, würde er aus der Giodarno-Bruno-Stiftung auch rausfliegen. Oder dürfte das zumindest nicht mehr in ihrem Namen tun, oder?
Das Bundesverfassungsgericht hat im Fall Lüdemann festgestellt, dass die Wissenschaftsfreiheit ihre Grenzen findet, an dem ebenfalls von der Wissenschaftsfreiheit geschützten Recht der Fakultät, ihre Identität zu wahren. Wenn Lüdemann also sagt, er glaubt nicht mehr an Gott, er bezeichne sich nicht mehr als Christ, darf höchstrichterlich eine theologische Fakultät ihm die Lehrerlaubnis entziehen.
Es steht ihm dann ja frei dort zu lehren, wo man seine Ansichten teilt.
SilverBullet hat geschrieben: ↑Mo 6. Mai 2019, 21:17
Roland hat geschrieben: Dann zeig mir doch mal die empirische Bestätigung für Svens obige, dogmatische Aussage, dass sich Gott in der Geschichte weder gezeigt hat, noch dass er was gesagt habe.
Das ist doch nicht schwer.
Der Beweis ist jeder einzelne „Gläubige“ und genauso alle zusammen, denn keiner kann sagen, was „Gott“ sein soll.
Der empirische Beweis, dass Gott nicht gehandelt und sich nicht in Jesus Christus gezeigt hat, ist, dass SilverBullet sich einbildet, dass Milliarden Christen seit 2000 Jahren gar nicht wissen an wen sie glauben…
