“sven23“ hat geschrieben:Das ist richtig, bis auf die Radikalkritik, die meint, dass Jesus eine rein literarische Figur ist.
Naja, so „radikal“ wirkt das nicht auf mich, sondern es ist lediglich das einfache Nachschauen, welche Quellen tatsächlich vorliegen -> eher keine.
Interessant wird es mit dem „radikal“ aber, wenn diese Theologen am Ende doch wieder auf „Gott hat die Welt erschaffen“ abdrehen.
Hier ein Beispiel:
Interview mit dem Theologen Hermann Detering
Ziemlich nüchtern schildert der Theologe, dass es eigentlich keine Quellen gibt.
Das hindert ihn aber nicht daran,
keine vernünftige Konsequenz zu ziehen, sondern er formuliert:
Zitat-aus-dem-Link
Wahrheit des Glaubens sollte sich nicht über die Geschichte definieren. Das Gleichnis vom „Verlorenen Sohn“ verliert nicht an Wert, wenn ich weiß, dass Vater und Sohn fiktive Gestalten sind. Und umgekehrt wird das Gleichnis für mich nicht dadurch wichtiger, dass ich Namen und Adresse der auftretenden Personen kenne.
Ob es einen historischen Jesus gegeben hat, der am Kreuz gestorben ist, ist in religiöser Hinsicht irrelevant… sollte es jedenfalls sein für jemanden, der für die Sprache der Zeichen und Symbole empfänglich ist.
Welcher Forscher sagt etwas wie „Die Wahrheit des Glaubens sollte sich nicht über die Geschichte definieren“?
Das ist doch pure Religionsmotivation, die einem hier entgegen springt.
Genau hierin sehe ich das Theaterstück der Kirchen:
sie führen eine wissenschaftsähnliche Vorstellung auf, um am Ende doch wieder nur die Qualität einer magischen Heizdecke zu verkaufen.
“sven23“ hat geschrieben:Für seine Existenz spricht z. b. die Naherwartung, die im Zentrum seiner Verkündigung stand. Da sie sich schon bei Abfassung der Evangelien als Irrtum erwiesen hat, hätte sie schwerlich erfunden werden können.
Oder die Sündentaufe durch seinen "Lehrer" Johannes, die später zu Irritationen in den Urgemeinden führte. Da mußten sich die Schreiber dann was einfallen lassen.
Das Herumstochern in Fanliteratur und deren Entwicklung ist immer nur Kaffeesatzleserei.
Man deutet das Schreibverhalten der Fans aus dem „Übersetzten“, strickt sich dabei eine Geschichte und schliesst dann aus dieser Geschichte auf das historisch Vorhandene – am Ende bekommt man dann noch den theologischen Ratschlag serviert „glaubt Leute, glaubt“ - Aua!
“sven23“ hat geschrieben:Da findet man in der Tat kaum etwas, außer die Erwähnung in einem Nebensatz oder nachträglichen Fälschungen. Das muss aber nicht zwangsläufig gegen seine Existenz sprechen, sondern kann auch einfach nur heißen, dass er zu Lebzeiten ein kleiner, unbedeutender Wanderprediger unter vielen war.
Es führt unzweifelhaft zu der Situation zu sagen „wir können nichts darüber aussagen, was eigentlich komisch ist“.
Die Situation „die Forscher sind sich weitgehend einig darüber, dass es einen historischen Jesus gab“ basiert rein auf Religionsmotivation und sonst auf nichts.
“sven23“ hat geschrieben:Über Paulus, den Initiator der posthumen Jesusbewegung, gibt es sogar überhaupt keine außerbiblischen Erwähnungen, was ja auch schon seltsam genug ist.
Und wir sprechen über eine Zeit, in der die Kommunikationswege mehr als minderwertig waren, d.h. ausser über Nacherzählungen, hat der normale Mensch sowieso kaum etwas über die „weiter entfernte“ Umgebung (bei sehr engem Radius) erfahren. Die einzigen Informationswege, die etwas umfassender und schneller waren, lagen auf Seiten der Machthaber, die schlicht so schnell wie möglich wissen wollten, was vor sich geht.
“sven23“ hat geschrieben:In vielen Punkten herrscht seit David Friedrich Strauss ein breiter Konsens
Ich kenne diesen Namen nicht, also habe ich sofort nachgesehen, ob es ein Theologe ist -> Bingo, es ist ein Theologe.
Wenn es in dieser Fangruppe zu einer Einigung kommt, dann sehe ich darin keinerlei Sensation und keinerlei Grundlage deren „Erkenntnisse“ zu übernehmen, im Gegenteil, „selber denken“ ist hier wichtiger denn je.
Fangruppen gibt es in dieser Religion genügend und alle betreiben sie Kaffeesatzleserei – man erkennt dies an dem Problem, das die in diesem Forum aktiven „Gläubigen“ mit Aussagen von HKE begeisterten Theologen haben.
Eine dieser Haltungen aufzugreifen, weil sie ein wenig „wissenschaftlich“ anmutet, halte ich nicht für ratsam – wie gesagt: man geht dabei eher den Kirchen/Theologen auf den Leim.
“sven23“ hat geschrieben:Das gilt für alle Exegesen, die auf Glaubensbekenntnissen beruhen, da kann man von "Forschung" in keinster Weise sprechen.
Für die historisch-kritisch arbeitenden Theologen trifft es noch am ehesten zu, wenngleich eine unabhängige Forschung immer vorzuziehen wäre.
Man sollte aber doch nicht so verzweifelt sein, dass man Aktivitäten, die „wissenschaftlich“ anmuten, gleich zur Forschung erklärt.
Bei Religionen gibt es zwei weit verbreitete Aspekte:
• den Regentanz und
• das Lesen aus „dem Werfen von Knochen“
„Den Regentanz“ kann man relativ leicht in den Auflagen für „Gläubige“ und den Ritualen erkennen.
„Das Lesen aus den Knochen“ wurde von den Kirchen auch in die Unis eingeschmuggelt und läuft unter „Forschung“.
“sven23“ hat geschrieben:Die Kirche steht immer noch im Gegensatz zur historisch-kritischen Forschung, weshalb der Satz von Konzelmann auch heute noch Gültigkeit hat.
Die Kirchen decken eine Bandbreite an Angeboten ab.
Selbst die „Radikalkritik“ der Theologen schwenkt auf „Gott ist der Schöpfer“ ein – siehe oben.
Religion ist Gesellschaftspolitik und „dehnt und streckt sich“ in alle Richtungen, um Einfluss zu behalten.