Andreas hat geschrieben: ↑Mi 24. Apr 2019, 17:27
Er ist evangelischer Theologe und Pastor (hat all das oben erwähnte gelernt auch sein Handwerkszeug HKM und ist natürlich in der Lage eine HKE, eine Auslegung eines einzelnen Textes, biblisch oder außerbiblisch zu machen).
Bis hierher alles normal und klar und auch nach meinem bisherigen Verständnis nicht neu.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 24. Apr 2019, 17:27
Es gibt keine HKE-ler in deinem Sinne.

Das verstehe ich nicht. - Wenn Theißen zu seinem berühmten Naherwartungs-Schluss kommt, dann tut er das doch im Rahmen der HKE, oder nicht? - Dass diese dabei Teil der Historischen Theologie ist, ändert das doch nicht, oder?
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 24. Apr 2019, 17:27
HKE gehört zum Handwerkszeug jedes Theologen, so wie der professionelle Umgang mit dem Kochmesser zum Handwerkszeug eines Koches gehört.
1) Heißt dies, dass Du mir folgen würdest, dass auch meinetwegen ein kerygmatiker die Bibel selbständig auslegt?
2) Sind wir uns einig, dass "HKE können" NICHT heißt, eine Auslegung mit rein säkularen Vorannahmen über das innere, spirituelle Verständnis von Bibel-Texten zuu stellen?
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 24. Apr 2019, 17:27
Wieso Nein? Auch Jesus war ein Kind seiner Zeit, das sich gegen den Zeitgeist seiner Zeit auflehnte und sich wie du über das 21. Jahrhundert darüber beklagte, dass das 1. Jahrhundert geistig-substanziell verarmt war.
OK - wenn Du dieses gesellschaftliche Hintergrunds-Rauschen meinst, ja. - Ich würde das von Dir Genannte aber nicht als etwas bezeichnen, was bspw. die Dogmen verändert hätte, wäre es den Dogmen-Machern im Lauf der nachchristliche Zeit bekannt gewesen - das sind erhellende Nebenerscheinungen, aber keine spirituell entscheidende Aussagen.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 24. Apr 2019, 17:27
Da finden sich hier sicher noch einige andere Geschwister im Glauben, die mich als Antichrist wahrnehmen.
Antichrist bist Du NICHT - Du bist eher ein zorniger alter Mann (was ich gelegentlich ebenfalls bin), der mehr anklagt als klärt.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 24. Apr 2019, 18:53
Ach so DIE. Ja, mei. Lass sie doch, wenn's ihnen Spaß macht. Du verbreitest doch auch, was du willst.
Moment: Wir reden hier von einer gesellschaftlich meinungsbildenden Gruppierung, deren Gerede so sehr geglaubt wird, dass nachwachsende Theologen solches zur Grundlage ihres Theologie-Studiums und dessen Verständnis machen - trojanisches Pferd/Antichrist - DA zielt Ratzinger hin. - Er zielt GANZ bestimmt nicht auf seine eigenen Texte von 1993, sondern deren Verständnis-Entstellung.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 24. Apr 2019, 18:53
Da sind halt in erster Linie die beiden Großkirchen und Universitäten schuld, wenn sie ihre Schäfchen nicht darüber in Kenntnis setzen, was Theologie ist, miserable Öffentlichkeitsarbeit und Public Relation für sich machen.
Das wäre ein dickes Brett, weil man dann gegen des vorherrschende Framing der "freien" MEdien angehen müsste. - Ob es gut oder schlecht ist: Kirchen neigen in solchen Fällen eher zum Schweigen und Aussitzen - und schlagen irgendwann brutal zurück, wenn keiner mehr damit rechnet.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 24. Apr 2019, 18:53
Der historisch rekonstruierte Jesus ist ja nicht der WIRKLICHE Jesus, so wenig wie der kerygmatische Jesus der WIRKLICHE Jesus ist, so wenig wie der markinische Jesus der WIRKLICHE Jesus ist, so wenig der lukanische, matthäische oder johannäische oder paulinische Jesus, der WIRKLICHE Jesus ist. Der WIRKLICHE Jesus ist tot. I
Einverstanden. - Wissenschaftler würden sagen, dass Wissenschaft Beobachtungen und Modelle korrelliert und nicht Beobachtungen und Wirklichkeit. - Man "widerlegt" also immer nur Modelle - das wird gerne übersehen oder ignoriert.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 24. Apr 2019, 18:53
Das ist eine Sache der Interpretation, da gehen die Meinungen auseinander, weil halt niemand weiß, wie es im Himmel WIRKLICH zugeht
Alles gut - ABER: Natürlich bemüht sich Glaube, seine Authentizität zur Geschichte zu begründen. - Und deshalb legt man in der Theologie die Bibel aus nach dem Motto: "WENN unsere spirituellen und geschichtlich möglichen Vorannahmen wahr sind, DANN ist es am plausibelsten, 'Naherwartung' 'so' auszulegen".
Jetzt haben wir natürlich das Problem, dass HKE ja ein TEIL der Theologie ist und eine ANDERE Vorannahme-Struktur hat als die eben von mir genannte spirituell gestützte Exegese. - MEINE Behauptung (die Du kennst) ist, dass die HKE mangels einschlägiger Vorannahmen NICHT in spirituelle Fragen der Bibel eingreifen kann, sondern nur spirituell ausgerichtete Exegesen.
Wie machst Du das? - Wie nimmst Du einerseits zur Kenntnis, dass es eine säkular begründete Exegese gibt (als sei die Bibel ein normaler antiker Text) und dass es die spirituell begründete Exegese ist, die erst das Christentum begründen kann? - Haben wir verschiedene Formen der Exegese in der Theologie? - ODer würdest Du nur die HKE als Exegese bezeichnen und die Grundlage für spirituelle SChlussfolgerungen unter dem Begriff "Hermeneutik" ansiedeln (so haben wir es früher gemacht)? - Ich weiß echt nicht, wie man dieses INHALTLICHE (!) Problem heute löst.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 24. Apr 2019, 18:53
Nein. Komm mal endlich von dem totgerittenen Pferd "Jesus hatte eine Naherwartung" runter. Keine dieser Fragestellungen lautet: Hatte Jesus eine Naherwartung? War Jesus "nur" Mensch oder auch göttlich? Gibt es Gott?
Da gibt es nichts zu akzeptieren oder zu verwerfen, sondern die folgenden Fragen soweit möglich zu beantworten. Das sind ganz normale unspektakuläre, sachliche Fragen, die etwas mit dem TEXT und der historischen Situation zu tun haben.
Da machst Du es Dir etwas zu leicht. - Denn das, was Du hier als "folgende Fragen" zitierst, ist exakt das, was WIR unter HKE gelernt haben - als reine Grundlagenarbeit, BEVOR man fragt: "Was bedeutet das eigentlich spirituell alias substantiell ergo wirklich?"
Heute wird HKE aber so interpretiert, als sei SIE es, die (auch noch als Einzige) die Antwort geben darf auf die Frage: "Was bedeutet das wirklich?". ---- Deine Aufzählung in Ehren (zumal es von jeher die meinige ist). - So ist aber die Welt nicht mehr.
Andreas hat geschrieben: ↑Mi 24. Apr 2019, 18:53
Doch, doch unsere Superathies. Aber die sind ja schließlich die Lobbyisten der Giordano Bruno Siftung, der Brights usw. Die müssen das sagen.
Das wäre ja noch harmlos. - Aber sie zitieren eine Haltung, die wie ein Trojanisches Pferd in die Theologie eingefallen ist. Auch ich kann inzwischen bestätigen, dass es immer mehr Null-Geist-Theologen gibt, die unter vollkommen falschen Gesichtspunkten in die Theologie hineingekommen sind und jetzt ihr Unwesen dort treiben. ---- Ich erwarte, dass die Kirchen das irgendwann in den Griff kriegen, indem sie "Religions-Geschichte" und "Theologie" schärfer trennen ("Du bist bei uns nicht geeignet - geh in den Studiengang 'Religions-Geschichte' ") - ODER dass es in den nächsten Jahrzehnten ein neues Studienfach namens "theologische Theologie"

gibt (man wird es anders nennen). - IRgendwas wird passieren.