Claymore hat geschrieben: ↑Sa 13. Apr 2019, 15:46
Warum ist das so? Unsere mathematische Intuition sagt einem, dass dem so ist. Aber eine logische Herleitung fehlt und sie kann es, nach allem was wir wissen, auch nicht geben.
So weit habe ich in diesem konkreten Fall noch nicht gedacht - aber es passt in mein Verständnis, das ALLES, was wir mit UNSEREM Vermögen aufnehmen, letztlich mehr auf Nutzen denn auf Wahrheit ausgerichtet ist. - Um so wichtiger, dass man beides unterscheidet.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 13. Apr 2019, 15:46
Richtig wie? Das ist wieder so eine unklare Formulierung… Welche der beiden Varianten ist es denn nun?
Das sind alles System-Fragen - was ist "Beweis"? - "Beweis" ist doch, dass ein Ergebnis EIGENEN Voraussetzungen (incl. den damit verbundenen Definitionen) gerecht wird - oder nicht? - Also nimmt man es so, wie man es jeweils braucht.
MEINE Art des Logik-Verständnisses ist "Folgerichtigkeit aus einer Grundlage" - konkret:
1) "Alle Menschen haben 4 Ohren - also gibt es in D ca. 320 Millionen Menschen-Ohren" - es spielt dabei KEINE Rolle, ob Menschen WIRKLICH 4 Ohren haben.
2) "Wenn Jesus nur Mensch war, ist es logisch, dass er eine Naherwartung hatte".
3) "Wenn nicht, dann nicht".
Es gibt also nicht DIE Wahrheit, DIE Plausibilität oder DIE Wahrscheinlichkeit , sondern immer nur eine Wahrheit, Plausibilität oder Wahrscheinlichkeit in Bezug auf etwas Vorher-Gegebenes (deswegen bin ich doch immer so scharf auf das Beachten der jeweiligen hermeneutischen Vorannahmen).
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 13. Apr 2019, 15:46
Die Frage, die sich Descartes in der ersten Meditation stellt, ist folgende: ...
Ja - das nennt man Radikal-Skeptizismus und wurde spätestens 1000 Jahre früher von Augustinus vorgemacht (Si fallor, enim sum). - Descartes erkennt, dass er diesen Knoten nicht lösen kann und bemüht daher Gott, dem er nicht zutraut, so fies zu sein, dass er uns mit unseren Sinnen verarscht. - Das ist SEINE pragmatische Lösung - siehst Du das anders?
Andreas hat geschrieben: ↑Sa 13. Apr 2019, 15:49
Was ich dich schon immer mal fragen wollte: Welches ist denn dann dein Jahrhundert, für das du sprichst?
Gute Frage - am ehesten wohl die Zeit zwischen 1775 und 1810 - da hat sich alles geballt von Klassik, Idealismus, Aufklärung bis zu deren Überwindung in der Romantik.
Andererseits kann man das nicht festmachen, weil es IMMER geistige Titanen gegeben hat - denke nur an Shakespeare und Th. Mann. - Generell: Ich spreche für die Zeiten, in denen über das Anthropozentrische hinausgedacht wurde und die grundlegenden Fragen "Wo komme ich her? Wer bin ich? Warum bin ich hier? Wohin gehe ich?" in den Mittelpunkt gestellt wurden - und nicht eigendwelche (wirklich) intelligenten Systemchen, die selber wasserdicht sind, aber auf dem Ölfilm des Selbst-Maßes rutschen.